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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern
Autoren: B Leix
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dann sind wir ja vollzählig“, begann der Kommissar von neuem, berichtete von den Ermittlungen im Umweltamt und über Burgbacher und schilderte in allen Einzelheiten die Aktion des Vortages.
    Ausführlich verlas er den Ergebnisbericht, den Dr. Karin Häußler vom Chemischen Untersuchungsamt noch in der Nacht fertiggestellt und durchgefaxt hatte. ›02:23 Uhr‹ stand als Sendezeit auf den Blättern.
    Sowohl die Bodenart, als auch die darin enthaltenen Giftstoffe waren exakt dieselben wie in der Erde, die der ermordete Junge in seinem Rucksack hatte.
    „Die Mengenverteilung der einzelnen Stoffe“, gab Lindt das Gutachten sinngemäß wieder, „differiert etwas zu der Bodenprobe, die Patrick bei sich hatte.“
    „Aber“, so fuhr er fort, „diese Stoffkombination zusammen mit der genau gleichen Zusammensetzung des Erdbodens reicht für mich als Beweis, dass die Proben vom selben Ort stammen. Was meinen Sie, Herr Conradi?“
    Er schaute den Staatsanwalt erwartungsvoll an. Während der Kommissar von dem inszenierten Absturz des Modellflugzeuges berichtet hatte, war Conradis Gesichtsfarbe abwechselnd bleich und dann wieder dunkelrot geworden. Mühsam und schwer atmend hatte er sich trotzdem beherrscht und Lindts Vortrag nicht unterbrochen. Jetzt musste er sich erst einmal fassen und sagte zwanzig Sekunden gar nichts. Kopfschüttelnd schaute er die drei Beamten nur einen nach dem anderen durchdringend an.
    „Wissen Sie eigentlich, was Sie da gerade berichtet haben?“, begann er schließlich. „Ein großer Industriebetrieb, ein Vorzeigebetrieb, sogar mit Öko-Auszeichnung, der entsorgt in großem Stil illegal hochgiftige Stoffe. Auf dem eigenen Fabrikgelände lässt man die Abwässer einfach versickern. Boden und Grundwasser werden hemmungslos verseucht!“
    Conradis Lautstärke stieg immer mehr, so sehr steigerte er sich in die Thematik hinein. „Dann noch der Zusammenhang mit dem städtischen Umweltamt, ein riesiger Korruptionsskandal. Und dabei ist so viel Geld im Spiel, dass Menschenleben keine Rolle spielen. Ein ermordeter Junge und ein Mordversuch an dem Journalist.“
    Seine Stimme zitterte und er hatte sichtlich Mühe, angesichts dieser Zusammenhänge seine Fassung nicht zu verlieren. Alle im Raum schwiegen vor Betroffenheit.
    Lindt begann, eine Pfeife zu stopfen. „Was können wir tun, Herr Conradi, um diese Verbrecher einer gerechten Strafe zuzuführen? Wie sollen wir vorgehen, um weitere hieb- und stichfeste Beweise zu bekommen?“
    „Sicherlich werden wir kein funkgesteuertes Modellflugzeug benutzen und ganz bestimmt bringen wir auch keine Kinder mehr in Gefahr. Haben Sie ihrer Frau die Hintergründe des gestrigen ›freien‹ Nachmittags eigentlich erzählt?“ Conradi drehte sich zu Jan Sternberg um.
    Der schüttelte nur wortlos den Kopf und bevor er sich äußern konnte, fuhr der Staatsanwalt schon in erhöhter Lautstärke fort: „Wenn das schiefgegangen wäre! Nicht auszudenken, wenn den Kindern etwas passiert wäre.“
    „Wir waren ja in der Nähe, um im Notfall eingreifen zu können“, warf Oskar Lindt ein.
    „Ja, eigentlich sind Sie ja der Schuldige, von Ihnen stammt doch die Idee für diese ... diese ...“, er wusste nicht, wie er die Aktion bezeichnen sollte, „... diese Luftlandung!“
    Conradi beugte sich über den Tisch. Seine Bezeichnung ›Der Kurze‹ schien auf einmal gar nicht mehr zuzutreffen. Er wirkte plötzlich sehr viel größer als sein reales Körpermaß von einsfünfundsechzig und bekam einen stechenden Blick, als wollte er Lindt am liebsten mit beiden Händen packen und schütteln.
    Doch dann setzte er sich wieder, schnaufte einige Sekunden tief durch und sagte mit dem Anflug eines Lächelns: „Toller Einfall, typisch Oskar Lindt eben. Gut, dass ich vorher nichts davon gewusst habe ...“
    Die Erleichterung, die sich wegen des ausgebliebenen Donnerwetters im Raum ausbreitete, konnte man förmlich greifen. Alle atmeten hörbar auf und der Staatsanwalt fuhr fort: „Das gibt auf jeden Fall eine Großaktion!“
     
    Die Nachrichtenkanäle sämtlicher Fernsehsender waren am Abend dieses Tages voll von den Bildern eines enormen Polizeiaufgebotes in der gesamten Region Karlsruhe. Die Zuschauer konnten mit verfolgen, wie zeitgleich bei den ›Blanco‹-Werken und im Umweltamt der Stadtverwaltung umfangreiche Aktenmengen beschlagnahmt wurden. Niemand durfte den Industriebetrieb verlassen. Alle Mitarbeiter mussten sich in der Kantine versammeln und dort für
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