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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes
Autoren: J Brekke
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unbedeutend.
    Sie richtete sich auf, sah, wie Jens Dahle sich abwandte, und stach zu. Das Messer bohrte sich seitwärts in seinen Hals. Er taumelte einen Schritt nach hinten, blieb stehen und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hielt seinem Blick stand und suchte nach Zeichen der Verzweiflung, nach Trauer, Reue oder irgendeiner anderen Regung, die ihn als Menschen erkennen ließ, doch das Einzige, was sie sah, war ein vor Schmerz und Wut verzerrtes Gesicht. Sie blickte auf das Messer und auf das Blut, das aus seinem Hals auf seine Brust pulste und sich mit dem Schweiß mischte. Dann wurden ihre Augenlider schwerer und schwerer, und der brennende Schmerz strahlte von ihrem Rücken in den ganzen Körper aus und erreichte schließlich ihren Kopf. Sie wollte die Augen schließen, sich hinlegen und schlafen.Aber sie konnte nicht. Erst musste sie ihn fallen sehen, erst musste sie wissen, dass es vorbei war.
    Jens Dahle fiel nicht. Unscharf, wie ein Film, der aus dem Fokus geraten war, sah sie ihn hin und her schwanken, ehe er die linke Hand langsam hob und sie um den Schaft des Messers legte, das in seinem Hals steckte. Mit dem Brüllen eines Wahnsinnigen zog er es heraus. Einige wenige Sekunden gelang es ihr noch, ihren Blick auf die Wunde in seinem Hals zu richten. Ein roter Strahl schoss aus ihm heraus und spritzte auf seine linke Schulter. Dann hörte sie sein vom Blut ersticktes Brüllen.
    Er kam auf sie zu. Hob das Messer. Sie riss die Augen auf. Sah nur noch das Messer und wusste, dass sie keinen weiteren Stich überleben würde.
    Instinktiv machte sie einen Schritt zur Seite und spürte den Luftzug, als das Messer haarscharf an ihrem Kopf vorbeizischte. Dann kippte der wahnsinnige, groß gewachsene Unmensch ihr entgegen. Sie ging unter Dahle zu Boden und wurde beinahe ohnmächtig unter seinem schweren Körper.
    Benebelt merkte sie, wie er mit den Armen ruderte, als wollte er aufstehen. Sie hatte Angst, dass er noch immer das Messer in der Hand hielt und seine letzten Kräfte mobilisierte. Doch dann sackten seine Arme rechts und links von ihr zu Boden und blieben reglos liegen. Er atmete nicht mehr.
    Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte wälzte sie den leblosen Körper von sich herunter und sammelte sich, ehe sie aufstand. Sie musste mehrmals blinzeln, bis sie wieder richtig sehen konnte und die Konturen von Odd Singsaker erkannte. Er hing an den Füßen von der Decke, aber er trug noch seine Kleider und folglich auch seine Haut. Benommen registrierte sie, dass er ihr etwas zu sagen versuchte. Es klang so leise und kraftlos, als hätte er den Stich in die Lunge erhalten.
    »Danke«, sagte er. »Danke, Felicia Stone.«
    Es war vorbei.
    Sie beugte sich vor und legte beide Arme um seinen Kopf. Drückte ihn zwischen ihren Brüsten an sich. Und er wusste, dass er gefunden hatte, wonach er seit dieser verdammten Operation gesucht hatte. Einen sicheren Ort, an dem er seinen Kopf ausruhen konnte.
    Odd Singsaker stand unten am Wasser und sah dem Helikop ter nach. In fünfzehn Minuten würde Felicia im St. Olavs Hospital sein. Er konnte nur hoffen, dass die Sanitäter recht hatten und sie wirklich stabil genug war, um den Transport zu überstehen. Oben an der Hütte waren Polizeikräfte aus der zuständigen Dienststelle dabei, den Tatort zu sichern, damit keine Spuren verwischt wurden, bevor Grongstad und die anderen kamen. Ein Rettungswagen bog auf die Straße ein und fuhr von der Hütte weg. Neben einer raschen Überprüfung von Singsakers vitalen Funktionen hatten die Sanitäter bei Jon Vatten und Jens Dahle nur noch den Tod feststellen können. Jetzt wartete ein Haufen kriminaltechnischer Arbeit, bevor die Leichen abtransportiert und Doktor Kittelsen übergeben werden konnten. Noch hatten diese Leichen nicht alle Messer hinter sich.
    Der Krankenwagen war kaum weg, als ein Auto der Adress avisen vor der Hütte hielt. Das musste jemand von der Lokalredaktion in Botngård sein, dieser verfluchte Vlado Taneski konnte unmöglich schon hier sein. Aber eigentlich war auch das egal. Singsaker war froh, dass er es geschafft hatte, die Ermittlung hinter sich zu bringen, ohne einmal mit der Presse zu sprechen. Und so sollte es auch bleiben. Nur Gro Brattberg tat ihm leid; sie musste jetzt alle Fragen beantworten.
    Er ging am Ufer entlang zu dem großen Felshügel, klet terte hinauf und verschwand in dem dahinterliegenden Wäld chen. Nachdem er sich gut fünfzig Meter durchs Dickicht geschlagen hatte, kam er auf einen
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