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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes
Autoren: J Brekke
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die Messer abgenommen. Die Messer und das alte Leder der deutschen Hexe. Daraus hatte er die letzten Seiten dieses Buches gemacht, um darauf seine düstersten Gedanken zu vermerken. Und solche Gedanken hatte er, das konnte er nicht leugnen. Doch indem er sie aufschrieb, hielt er sie vom Rest der Menschheit fern. Er hatte einen Ort gefunden, an den er seinen inneren Teufel bannen konnte. Und ohne ihn war er kein schlechter Pater.
    Er schrieb einen letzten Satz in das Buch, weit weg von den düsteren Seiten. Es war der Satz, den einst ein glücklicher Affe in Alexandria zu Papier gebracht hatte, wenn man seinem großen Lehrmeister in Padua Glauben schenken wollte.Als er fertig geschrieben hatte, nahm er das Messerbündel, genäht aus Hexenhaut, in die nicht nur seine grausamen Fantasien einer Vivisektion tätowiert waren, sondern das auch die Messer des Barbiers schützte. Seine Fantasien waren harmlos, solange sie dort verblieben, wo sie waren, und mit den Messern hatte er über die Jahre tatsächlich einige Leben gerettet. Das letzte Mal, als der Bauer unten am Ufer mit seiner Axt Amok gelaufen war und fünf Menschen auf seinem Hof getötet hatte. Es wären neun gewesen, wenn Pater Johannes nicht die vier Verletzten gerettet hätte. Die fünf Leichname waren auf dem alten Friedhof draußen bei der Kapelle beerdigt worden. Es waren die Letzten, die dort unter die Erde gekommen waren, denn kurz darauf hatte der Superintendent in Nidaros entschieden, dass dieser Friedhof nicht mehr benutzt werden sollte. Die grauenvollen Morde waren bald vergessen. Nur die Überlebenden erinnerten sich noch an die Geschehnisse. Und sie würden niemals vergessen, wie Pater Johannes ihnen mit seinen Messern und Nadeln das Leben gerettet hatte.
    Mari war jetzt so nah, dass er ihre Schritte hörte. Er hatte trotz der schweren Zeiten gute Nachrichten für sie, denn er hatte einen Hof in der Gemeinde gefunden, der sich bereit erklärt hatte, sie gegen eine gewisse Bezahlung bei sich aufzunehmen.Viel zahlen konnte er nicht; er hatte nur diese Messer und das Buch, an dem er jetzt beinahe sein halbes Leben geschrieben hatte. Doch er fürchtete sich nicht, das alles jetzt in andere Hände zu geben. Die Menschen auf dem Hof konnten nicht lesen, und er hatte ihnen zwei Versprechen abgenommen. Sie durften die Sachen nicht verkaufen, solange er noch am Leben war, und Buch und Messer durften niemals getrennt werden, wohin auch immer sie verkauft wurden.Auch der jeweils nachkommende Besitzer sollte diesen Eid leisten.
    Er legte das Bündel hinter sich auf das Bett, bevor Mari den Raum betrat.
    Wie er sich danach sehnte, seine teuflischen Gedanken loszuwerden, sie für immer ablegen zu können, denn auf ihn wartete jetzt das Alter, und das wollte er ganz für sich haben.

Nachwort
    A lles Wichtige in diesem Roman ist erdichtet, und es sollte eigentlich nicht nötig sein, darauf hinzuweisen, dass alle Charaktere fiktiv sind. Trotzdem beinhaltet diese Erzählung auch Namen diverser historischer Größen, die in ihrer Zeit sehr real waren. Ein paar davon mischen sich sogar aktiv in den Handlungsverlauf des Romans ein. Ich denke da in erster Linie an Bruder Lysholm Knudtzon und Alessandro Benedetti (1445–1525).Aber auch wenn diese Personen wirklich gelebt haben, treten sie in diesem Buch ausschließlich als Romanfiguren mit Eigenschaften auf, die ich aus der Vergangenheit entlehnt habe. Dies gilt insbesondere für Meister Alessandro.
    Der wirkliche Alessandro Benedetti (144 5– 1525), auch Alexander Benedictus genannt, lebte und arbeitete in Padua.Wir wissen, dass er, in Übereinstimmung mit der Romanfigur Alessandro, in der ganzen Mittelmeerregion unterwegs war und dass er Bücher sammelte. Ob er mit dem bekannten Buchdrucker Manutius in Venedig befreundet war, ist hingegen nicht belegt.Alessandro ist hauptsächlich für sein Werk Historia Corporis Humani bekannt, in dem er unter anderem beschreibt, wie ein Chirurg Haut des Armes an die Nase eines Menschen transplantieren kann. Die Methode hatte er von der Arztfamilie Branca gelernt, die sie ihrerseits im 15. Jahrhundert auf Sizilien praktiziert hatte.
    1497 verfasste Alessandro einige grundlegende Richtlinien für den Aufbau eines anatomischen Theaters. Es sollte ein Auditorium haben, damit alle gut sehen konnten, und einen gut beleuchteten Tisch im Zentrum, gute Ventilation und Wachen, die ungebetene Gäste fernhielten. Ob Alessandro wirklich ein anatomisches Theater errichten ließ, wissen wir nicht.
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