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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes
Autoren: J Brekke
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nur Jon Vatten im Fokus gehabt.Vatten hatte das nicht nur seine akademische Karriere gekostet, sondern letztlich auch sein Leben. Hätten sie damals ihre Arbeit gemacht, wären Gunn Brita Dahle und Vatten vermutlich noch am Leben. Sein Blick schweifte verzweifelt durch den Raum und heftete sich auf Felicia, die leblos mit einem Messer im Rücken auf dem Boden lag. Dahles Stimme klang irgendwie erstickt hinter der Maske.
    »Ich selbst bin ja der Meinung, dass Poe an Tollwut gestorben ist. Nicht sehr glamourös und weder mythisch noch ehrenhaft für einen so großen Schriftsteller.Aber nur wenige Dinge bringen einen Mann derart um den Verstand. Deshalb tippe ich auf Tollwut.Vatten hingegen ist mit Fassung gestorben. Er hat mit Fassung gelebt und ist mit Fassung gestorben.Würden Sie nicht auch sagen, dass diese Zusammenfassung zutrifft?«
    Wieder dieses schnarrende Lachen. Es war das erste Mal, dass er Jens Dahle lachen hörte. Hätte ihn gestern jemand gefragt, hätte er Jens Dahle als knochentrockenen Akademiker beschrieben, der sich allenfalls zu einem amüsierten Lächeln hinreißen ließ, aber sicher nicht als jemanden, der auf eine solche Art und Weise lachte. Maskiert ist er, aber die Zurechnungsfähigkeitsmaske ist das jetzt nicht, dachte Singsaker. Dann kam ihm etwas in den Sinn, was Vatten gesagt hatte. Er ist einfach nur krank, ein sehr kranker Mensch. Nicht mehr .
    »Ich bin sehr gespannt, wie Sie dem Tod gegenübertreten werden«, sagte Jens Dahle.
    Singsaker bemerkte erst jetzt das Skalpell in seiner Hand. Er verstand, dass er reden musste, um Zeit zu gewinnen.
    »Sie haben den Hof angezündet, in dem Sie aufgewachsen sind?«, fragte er.
    Dahle lachte.
    »Ich weiß doch, was Sie vorhaben«, sagte er. »Sie suchen nach einer Erklärung. Fragen sich, wo das alles angefangen hat? Wie ich zu dem geworden bin, der ich bin? Hat das mit einer unglücklichen Kindheit zu tun? Einem Vater, der mich geschlagen hat?« Er zuckte mit den Schultern. Das Skalpell lag noch immer ruhig zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann zog er sich plötzlich die Maske vom Gesicht und warf sie zu Boden. Sein Gesicht war schweißnass. Die Lippen zusammengepresst und schmal. »Aber ich kann Ihnen keine Erklärung geben«, fuhr er fort. Dann trat er dicht an Singsaker heran, legte eine Hand unter seinen Kopf, suchte mit den Fingerkuppen, bis er die Narbe fand und fuhr mehrmals darüber. Er lächelte. »Nicht Sie werden in mich hineinblicken, sondern ich in Sie.« Er hielt Singsaker das Skalpell vor die Augen und starrte ihn an.
    Auch jetzt noch glaubte Singsaker so etwas wie Trauer in dem Blick des verrückten Mörders zu sehen. Er wusste, dass es etwas anderes sein musste, ahnte aber nicht, was.
    Das Messer, ein Dolch, der sich deutlich von den anderen Messern Pater Johannes’ unterschied, weil er weder hygieni schen noch chirurgischen oder anderen praktischen Zwecken diente, war zwischen zwei Rippen in Felicia Stones Rücken gedrungen und hatte einen Lungenflügel punktiert. Das Herz hatte die Klinge aber um knapp einen Zentimeter verfehlt. Auch lebenswichtige Adern waren nicht verletzt worden.
    Als sie zu sich kam, spürte sie zuerst nur das Messer, wobei sie nicht hätte sagen können, ob der Stahl eiskalt oder glühend heiß war. Dann hörte sie Stimmen und ein herzloses Lachen. Es wurde Norwegisch gesprochen. Die Stimme klang seltsam gedämpft, als käme sie von weit her, während die anderen Geräusche, wie das Knirschen der Fußbodendielen, verrieten, dass die Person nicht weit entfernt sein konnte. Ohne den Kopf zu heben, wusste sie, dass das die Stimme des Mörders war. Beweg dich nicht mehr als unbedingt notwendig, Felicia, sagte sie zu sich selbst.
    Anfangs konnte sie nur die Finger der rechten Hand bewegen. Sie zupften am Stoff ihrer Hose und versuchten, nach oben zu klettern. Schließlich lag ihre Hand auf ihrem Gesäß.Von dort schob sie sie weiter und weiter an ihrem Rücken empor, bis sie das Messer erreichte. Sie betastete es, sorgsam darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Die Stimme über ihr klang plötzlich klarer, richtete sich aber noch immer nicht an sie. Die Sehnen ihres Armes waren zum Zerreißen gespannt, als sie die Finger um den Griff des Dolches legte und mit einem Ruck herauszog, wohl wissend, dass das fatale Folgen haben konnte. Sie konnte bisher unverletztes Gewebe zerschneiden oder Wunden öffnen, die die Klinge blockierte.Aber verglichen mit dem, was der Täter mit ihr vorhatte, war das völlig
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