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Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume

Titel: Brunetti 17 - Das Mädchen seiner Träume
Autoren: Donna Leon
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Landleben zu romantisieren. Einmal, als es zu Hause Brathähnchen gab und Chiara ihn in einer ihrer vegetarischen Anwandlungen gefragt hatte, ob er selbst schon einmal ein Huhn geschlachtet habe, hatte Brunetti geantwortet, er habe noch nie irgendein Lebewesen getötet. Und damit war die Diskussion seiner Erinnerung nach im Sande verlaufen.
    Der Wagen bog von der Straße ab, bremste, hielt, und der Fahrer stieg aus, um das Tor zu öffnen. Sobald sie auf dem Gelände waren, stieg er wieder aus, schloss das Tor und parkte den Wagen in Fahrtrichtung davor, so als bereite er jetzt schon alles für einen reibungslosen Rückzug vor.
    »Warten Sie hier«, sagte Brunetti und klopfte ihm auf die Schulter. Er und Vianello stiegen aus und schlossen die Wagentüren. Weit und breit war niemand zu sehen: Keiner der Männer saß auf den Stufen vor seinem Wohnwagen.
    Brunetti sah sofort, dass der blaue Mercedes verschwunden war, ebenso wie die raulatte, hinter deren Fenstern er die schemenhafte Frauengestalt erspäht und in der Rocich sich nach jeder Begegnung verschanzt hatte. Die drei abgeschleppten Autos waren noch nicht zurück: Die dazugehörigen Wohnwagen standen am Rand wie die Bauernopfer in einer Schachpartie.
    Brunetti und Vianello näherten sich dem Wagen des Anführers. Kaum dass sie davorstanden, ertönten, Vogelrufen gleich, aus den umstehenden Campern die Klingeltöne etlicher Handys. Brunetti machte vier verschiedene Melodien ausfindig, bevor das Gebimmel ebenso jäh wieder verstummte.
    Ein paar Minuten verstrichen, dann öffnete sich die Tür des Wohnwagens. Tanovic trat heraus, auf den Lippen ein aasiges Lächeln, bei dem Brunetti unheimlich wurde.
    »Ah, Signor Polizist«, sagte der Mann, während er die Stufen herunterkam. Mit einem Nicken in Vianellos Richtung ergänzte er: »Und Signor Zweiter Polizist.« Unverwandt lächelnd ging er auf sie zu. Aber weder er noch einer der beiden anderen Männer streckte die Hand aus.
    »Warum Sie kommen wieder?« Er blickte über die Schulter zu den im Halbkreis parkenden Autos, drehte sich dann um die eigene Achse und nahm jeden Wagen der Reihe nach in Augenschein. »Sie wollen fortholen noch mehr Autos?« Sein Ton klang heiter, ja scherzhaft, aber Brunetti sah eine Bosheit in seinen Augen blitzen, die aller Leichtigkeit Hohn sprach.
    »Nein, ich komme, um mit Signor Rocich zu sprechen«, sagte Brunetti. Dann zeigte er auf die Stelle, wo der blaue Mercedes gestanden hatte. »Aber wie ich sehe, sind sie fort. Wissen Sie, wohin?«
    Wieder lächelte der Mann. »Ah, sehr schwer zum Sagen, Signor Polizist.« Er beugte sich vor und richtete sein Lächeln auf Vianello, der keine Miene verzog. »Meine Leute sind - wie Sie sagen - Nomaden. Wir von Ort zu Ort ziehen, keiner wissen, wann und wohin.« Er lächelte noch immer, aber seine Stimme klang bitter. »Es niemand kümmern.« »Ich habe sein Kennzeichen«, sagte Brunetti. »Vielleicht könnte die Verkehrspolizei mir helfen, ihn aufzuspüren.« Tanovics Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen, das nur noch abstoßender wirkte. »Alte Auto. Alte Nummer. Das keine Hilfe.«
    »Was meinen Sie mit ›altes Auto‹?«, fragte Brunetti. »Rocich jetzt neue Auto. Neue Nummer.« »Was für ein Auto?«
    »Gute Auto. Nix Scheiß Italiener-Karre. Echt gute Auto. Deutsche Auto.« »Welche Marke?«
    Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung, die den bloßen Gedanken, ein Auto könnte einen Namen haben, zurückwies. »Große Auto. Deutsche Auto. Neue Auto.« Als Brunetti eben wieder das Wort ergreifen wollte, fügte er hinzu: »Neue Nummer.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti. »Dann werden wir halt bei der Zulassungsstelle nachfragen müssen, nicht wahr?« »Ah, Auto privat gekauft. Von gute Freund. Nix wechseln Papiere: Auto immer noch gehören Freund. Schwer zu finden«, schloss Tanovic mit einem breiten Grinsen. »Wie heißt denn dieser Freund?«, fragte Brunetti. Tanovic zuckte vielsagend mit den Schultern. »Er mir nicht sagen Name. Nur Freund. Aber sehr große Auto. Sehr teuer.«
    »Und woher hatte er das Geld, um so ein Auto zu kaufen?« »Ah, Geld er kriegen von andere Freund.«
    »Einem Zi ...«, begann Brunetti, verbesserte sich aber noch rechtzeitig und fragte: »Einem Freund hier aus dem RomaLager?«
    »Können mir Zigeuner sagen, Signor Polizist«, entgegnete Tanovic, nun mit unverstellt hasserfüllter Stimme. »Also gut, hat er das Geld von einem Zigeunerfreund?«, fragte Brunetti. »Nein, von Gadsche. Hat ihn besucht in
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