Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
sich die ersten Testwerte halten lassen, ist das Gelände auf jeden Fall gefährlich.«
    Ein relativer Begriff. Gefährlich für wen, dachte Brunetti, für Mensch oder Tier und unter welchen Bedingungen? Körperkontakt? Über einen längeren Zeitraum? Aber da er keine Lust hatte, den unverhofften Waffenstillstand mit Patta aufs Spiel zu setzen, sagte er nur: »Wenn Bocchese dort Proben nehmen will, braucht er eine richterliche Anordnung.«
    »Das weiß ich selber!« fauchte Patta.
    Brunetti sagte nichts.
    Patta beugte sich vor und tippte wieder auf den Gazzettino. »Dann ist das also alles erlogen? Es gibt gar keine Untersuchung?«
    »Nein.«
    Ein Geständnis, das Patta spürbar zusetzte. Durch Brunettis Antwort hatte sich seine Hoffnung darauf, im Kielwasser einer bereits laufenden Untersuchung mitschwimmen zu können, zerschlagen. Ihm blieb nichts weiter übrig, als sich vom Aasfresser zum Hai zu wandeln. Er sah den Commissario an, legte die Rechte flach auf Brunettis Notizen und fragte: »Glauben Sie, Sie haben genug in der Hand, um ihm diese Giftmüllsache anzuhängen?«
    Die illegale Entsorgung konnte ein Motiv gewesen sein, Tassini aus dem Weg zu räumen. Sobald sie bewiesen war und auch, daß Tassini davon gewußt hatte, bestand die Chance, noch weitere Verbindungen zwischen Fasano und Tassini aufzuspüren, vielleicht sogar einen Zeugen - jemanden, der sich erinnerte, Fasano in der Nacht, in der Tassini starb, in der Manufaktur gesehen zu haben. Kaum war Brunetti auf diese Möglichkeit gestoßen, da mußte er sich fragen, was denn verdächtig daran sei, wenn ein Unternehmer sich auf seinem eigenen Werksgelände aufhielt. Er beschloß, Pattas Frage so zu beantworten, wie sie gestellt war. »Ja. Wenn nicht er persönlich dafür haftbar ist, dann zumindest sein Betrieb. Irgendwer hat diese Leitung, und womöglich auch noch drei weitere, benutzt, um die Rückstände aus der molatura loszuwerden.«
    »Ganz wie in alten Zeiten.« Patta sagte es ohne jede Ironie und fragte dann: »Welche Kostenersparnis hätte er damit erzielt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Finden Sie's raus. Stellen Sie fest, was der Abtransport so einer Tankladung kostet.« Patta taxierte Brunetti mit einem langen Blick. »Ich kenne ihn aus dem Lions Club, und er hat noch nie einen ausgegeben. Sollte mich nicht wundern, wenn der miese Geizkragen sich wegen ein paar lumpiger hundert Euro reingeritten hat. Womöglich für noch weniger.«
    Brunetti hätte nicht schockierter sein können, hätte eine englische Hofdame die Königin eine Schlampe genannt. Fasano war reich und mächtig. Und doch hatte Patta ihn soeben als miesen Geizkragen bezeichnet - oder sollte er sich verhört haben?
    »Sonst noch etwas, Dottore?« fragte Brunetti, sobald er seine Sprache wiedergefunden hatte.
    »Im Augenblick nicht. Das mit der richterlichen Anordnung für Bocchese übernehme ich. Sagen Sie ihm am besten, er soll die jetzigen Proben vernichten. Wir eröffnen hiermit ein ganz neues Ermittlungsverfahren, und niemand soll uns nachweisen können, daß zuvor schon irgendwelche nicht genehmigten Untersuchungen durchgeführt wurden.«
    »Ja, Dottore«, sagte Brunetti und erhob sich.
    »Ach, und reden Sie noch mal mit diesen Installateuren. Aber hier bei uns, vor laufender Videokamera.« Brunetti nickte, und Patta fuhr fort: »Sorgen Sie dafür, daß der Mann dieses Rohr an der Außenmauer beschreibt. Und falls er sich damit auskennt, fragen Sie ihn, welche Mineralien in dem Zeug, das er abtransportiert, enthalten und wie gefährlich die sind. Und lassen Sie ihn noch mal aus seiner Sicht erklären, wie dieser Deckel über das Rohr kam.«
    »Ja, Dottore«, wiederholte Brunetti.
    »Die Anordnung kriegen Sie nach dem Mittagessen. Schicken Sie Bocchese los, sobald Sie sie haben.« Pattas Ton wurde immer dringlicher. »Ach, und er soll ein paar Leute vom Umweltamt mitnehmen. Damit niemand unterstellen kann, die Proben seien womöglich manipuliert worden. Vielleicht könnten die vom Umweltamt sogar eigene Proben nehmen und, in Abstimmung mit Bocchese, zusätzliche Tests durchführen.«
    »Ich werd's ausrichten«, sagte Brunetti.
    »Sehr schön.« Patta lächelte selbstzufrieden. »Ich denke, das reicht.«
    »Wozu, Dottore? Als Beweis dafür, daß Fasano Grund hatte, Tassini zu ermorden?«
    Patta hätte nicht verblüffter sein können, wäre Brunetti plötzlich in Flammen aufgegangen. »Wer spricht denn von Mord, Brunetti?« Er legte den Kopf schief und betrachtete den Commissario so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher