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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas
Autoren: Donna Leon
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Commissario.
    »Würden Sie ihn anrufen?«
    »Wann?«
    »Jetzt gleich.«
    Falls ihm dieses Ansinnen sonderbar erschien, so ließ Foa es sich nicht anmerken. Er zog sein telefonino aus der Tasche, tippte eine Nummer ein, studierte das Display und drückte noch ein paar Tasten.
    »Ciao, Nando!« rief er. »Ja, ich bin's, Paolo.« Es folgte eine lange Pause, nach der Foa fortfuhr: »Ich bin im Dienst, aber ich muß dich was fragen. Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, daß Fasano auf deiner Route beim Schwarzfahren erwischt wurde und blechen mußte? Erinnerst du dich, an welchem Abend das war?« Nach kurzem Schweigen drückte Foa das Handy an die Brust und sagte: »Er guckt in seinem Dienstplan nach.«
    »Wenn er wieder in der Leitung ist, fragen Sie ihn bitte nach der Uhrzeit«, sagte Brunetti.
    Der Bootsführer nickte, klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr, und Brunetti schaute hinüber zur Fassade der Ca' Farsetti, dem Rathaus. Wie hübsch es aussah, weiß und unvergänglich, mit all den Fahnen davor, die im Wind knatterten. Wer Venedig regierte, beherrschte nicht mehr die Adria und Konstantinopel, aber es war immer noch ein stolzes Amt.
    »Ja, ich bin noch dran«, rief Foa ins telefonino. »Dienstag? Bist du ganz sicher?« fragte er. »Und die Uhrzeit? Weißt du die noch?« Es entstand eine kurze Pause, und dann sagte Foa: »Nein, das ist alles. Dank dir, Nando. Meld dich mal wieder, okay?« Es folgte noch ein kurzer, freundschaftlicher Wortwechsel; dann steckte Foa das Handy wieder ein.
    »Haben Sie gehört, Commissario? Dienstag.«
    »Ja, Foa.« Die Nacht, in der Tassini starb, die Nacht, die Fasano laut seiner Vernehmung - auf Video festgehalten, das Protokoll mit Fasanos Unterschrift beglaubigt - in seinem Landhaus verbracht hatte.
    »Und wie spät war es?«
    »Nando sagt, es war kurz vor Mitternacht, aber die genaue Uhrzeit müßte auf der Bußgeldquittung vermerkt sein.«
    »Er hat eine Quittung bekommen?« Brunetti betete im stillen, daß es die nicht ohne Kopie gäbe.
    »Na klar! Der miese Knicker wird wahrscheinlich noch versuchen, sie von der Steuer abzusetzen - die Fahrt als Geschäftsreise ausgeben oder so was. Aber die Uhrzeit steht auch auf der Kopie in der ACTV-Zentrale.«
    »Mit seinem Namen drauf?«
    »Nein, Nando sagt, er hätte seinen Namen nicht angegeben, nur das Bußgeld bezahlt. Aber von den Kontrolleuren hat ihn auch einer erkannt. Er und Nando haben sich noch darüber amüsiert, nachdem Fasano ausgestiegen war.«
    Das Boot rauschte unter der Rialtobrücke durch, kurvte in weitem Bogen am Markt vorbei und nahm Kurs auf die dritte Brücke. Als Brunetti Sekunden später auf die Uhr schaute, war es kurz nach eins.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Foa, dann möchte ich Sie bitten, umzukehren und mich zu Harry's Bar zu bringen.«
    »Wollen Sie mit dem Vice-Questore zu Mittag essen?« Foa drosselte den Motor und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, ob er freie Bahn hatte.
    Brunetti, der ihn jetzt nicht ablenken wollte, wartete, bis Foa das Wendemanöver vollzogen hatte und er auf dem richtigen Kurs war. Erst dann sagte Brunetti mit dem Anflug eines Lächelns: »Nein, ich glaube, ich werde dem Vice-Questore den Appetit verderben.«
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