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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas
Autoren: Donna Leon
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Brunetti.
    »Wo drin?« fragte Patta mit unverhohlener Neugier.
    Brunetti brauchte fast eine halbe Stunde für seinen Bericht, angefangen von der Fahrt nach Mestre, um sich für Marco Ribetti zu verwenden - er wiegte Patta in dem Glauben, sie seien alte Freunde -, bis hin zu den Telefonprotokollen und einer Zeichnung der Sedimentationstanks in Fasanos Werkstatt.
    »Und Sie glauben, Fasano hat ihn umgebracht?« fragte Patta, als Brunetti geendet hatte.
    »Nun«, antwortete Brunetti ausweichend, »nach dem, was ich Ihnen gerade vorgetragen habe, spricht, glaube ich, einiges dafür.«
    Patta seufzte. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Brunetti: Glauben Sie, daß er Tassini ermordet hat?« »Ja.«
    »Warum nicht der andere, wie hieß er doch gleich?« Patta raschelte mit Brunettis Papieren und blätterte, bis er den Namen gefunden hatte. »De Cal?«
    »Er war nur sein Arbeitgeber, hatte ansonsten keinerlei Kontakt zu ihm«, sagte Brunetti. »Er kannte ihn so gut wie gar nicht.«
    »Und weiter?« fragte Patta.
    »Was hätte ihn eine Verurteilung wegen Umweltverschmutzung gekostet? Eine Geldstrafe? Ein paar tausend Euro? Außerdem ist der Mann schwerkrank, kein Richter würde ihn ins Gefängnis schicken. Er hat nichts zu verlieren.«
    »Im Gegensatz zu Fasano, wie?« fragte Patta, und es klang fast triumphierend.
    Brunetti war nicht sicher, ob der Vice-Questore damit sagen wollte, Fasano habe eine Menge zu verlieren oder daß er kerngesund sei. »Für den steht alles auf dem Spiel. Er ist der Präsident des Glasbläserverbands von Murano, aber man munkelt, das sei bloß ein Sprungbrett für ihn.«
    Patta nickte. »Und was, glauben Sie, hat er sich für ein Ziel gesetzt?«
    »Wer weiß? Erst ein höheres Amt in der Stadt, Bürgermeister vielleicht, und dann ein Mandat im Europaparlament. Der übliche Karriereweg. Oder er versucht sogar beides gleichzeitig und führt nebenher noch die Glasbläserei weiter.« Flüchtig ließ Brunetti die Scharen von Politikern Revue passieren, denen es gelang, sich zwei, drei oder auch vier Full-time-Jobs unter den Nagel zu reißen. »Fasano ist zwar einerseits grade auf den Umweltzug aufgesprungen, andererseits bleibt er doch der pofitorientierte Geschäftsmann. Können Sie sich eine zeitgemäßere Kombination vorstellen?« Wie ungewöhnlich, dachte Brunetti, daß er ausgerechnet Patta gegenüber so offen sprach.
    Patta überflog noch einmal Brunettis Notizen.
    »Sie erwähnen hier Bodenproben. Untersucht von Bocchese. Haben Sie die Resultate schon?«
    »Ich habe heute früh im Labor angerufen, aber die Tests laufen noch«, sagte Brunetti.
    Patta griff zum Telefon und bat Signorina Elettra um eine Verbindung mit dem Labor. Unmittelbar darauf hörte Brunetti ihn sagen: »Guten Morgen, Bocchese! Ja, ich bin's. Ich rufe stellvertretend für Commissario Brunetti an, wegen dieser Proben, die er Ihnen geschickt hat.«
    Als der Vice-Questore zu Brunetti hinübersah, war seine Miene so smart, wie seine Telefonstimme klingen sollte. Nach kurzer Pause sagte er: »Wie bitte? Ja, er ist hier.« Patta blickte so schockiert drein, als hätte er eben erfahren, daß die Proben Pestviren enthielten oder Botulinumtoxin. »Ja«, wiederholte er, »sitzt neben mir. Einen Augenblick.« Dann hielt er den Hörer über den Schreibtisch und sagte: »Er will Sie sprechen.«
    »Hallo, Bocchese, ich bin's, Brunetti.«
    »Ist es dir recht, wenn ich's ihm sage?«
    »Ja, ja.«
    »Dann gib ihn mir noch mal«, sagte Bocchese.
    Mit ausdruckslosem Gesicht reichte Brunetti den Hörer an Patta zurück.
    Patta nahm ihn ans Ohr und brummte: »Also?« Es klang schroff, respekteinflößend. Brunetti konnte Boccheses Stimme hören, verstand aber nicht, was er sagte. Patta nahm sich ein Stück Papier und begann mitzuschreiben. »Noch mal, bitte«, verlangte er.
    Brunetti versuchte, die auf dem Kopf stehenden Lettern zu entziffern: »Mangan, Arsen, Kadmium, Kalium, Blei.« Und so ging es weiter, mit lauter schädlich, wenn nicht gar tödlich klingenden Begriffen.
    Patta legte den Stift weg und lauschte eine Weile schweigend in den Hörer. »Über dem Grenzwert?« Boccheses Antwort zog sich hin, dann endlich sagte Patta: »Ich danke Ihnen, Bocchese« und legte auf. Er drehte das Blatt um, damit Brunetti seine Notizen leichter lesen konnte. »Ein ganz schöner Cocktail«, bemerkte er.
    »Was hat Bocchese zu den Grenzwerten gesagt?« fragte Brunetti.
    »Daß er die erst anhand einer umfangreicheren Probe bestimmen kann. Aber wenn
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