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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti
Autoren: Donna Leon
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»Dann fahre ich jetzt nach Hause«, sagte sie, und bevor er etwas darauf antworten konnte, war sie zur Tür hinaus und ging den Korridor hinunter zum Ausgang der Questura.

26
    B runetti ging wieder zum Platz des Beamten, dessen Telefon er schon einmal benutzt hatte, und ohne diesmal erst um Erlaubnis zu fragen, rief er noch einmal Signorina Elettra an. Kaum vernahm sie seine Stimme, sagte sie ihm, der Laborant sei schon unterwegs zur Leichenhalle von Castelfranco, um die Gewebeproben zu holen. Dann bat sie ihn, ihr eine Faxnummer zu nennen. Er legte den Hörer hin und ging zur Anmeldung, wo er sich von dem diensthabenden Sergente die Nummer aufschreiben ließ. Nachdem er sie an Signorina Elettra durchgegeben hatte, fiel ihm ein, daß er Paola heute vormittag nicht angerufen hatte, und er wählte seine eigene Nummer. Als sich niemand meldete, sprach er auf den Anrufbeantworter, daß er in Castelfranco aufgehalten werde, aber am späten Nachmittag zurückkomme.
    Anschließend setzte er sich und legte den Kopf in die Hände. Etwas später hörte er jemanden sagen: »Entschuldigung, Commissario, aber das hier ist eben für Sie gekommen.«
    Er blickte auf und sah einen jungen Polizisten vor dem Schreibtisch stehen, den er in Beschlag genommen hatte. In der linken Hand hielt er unverkennbar die gerollten Blätter einer Faxmitteilung, und es waren nicht wenige.
    Brunetti versuchte zu lächeln und streckte die Hand nach den Papieren aus, legte sie vor sich auf den Tisch und glättete sie mit der Handkante, so gut es ging. Er überflog die Spalten und war froh, daß Signorina Elettra die Gespräche, die zwischen den jeweiligen Anschlüssen geführt worden waren, immer mit einem Sternchen gekennzeichnet hatte. Dann sortierte er die Blätter auf drei verschiedene Stapel: Palmieri, Bonaventura, Mitri.
    In den letzten zehn Tagen vor dem Mord an Mitri hatte es wiederholt Gespräche zwischen Palmieris Handy und dem Anschluß von Interfar gegeben, eines von sieben Minuten Dauer. Am Tag vor dem Verbrechen war um 21.27 Uhr von Bonaventuras Privatnummer auf Mitris Privatnummer angerufen worden. Das Gespräch hatte zwei Minuten gedauert. Am Abend des Mordes war fast genau um dieselbe Zeit ein fünfzehn Sekunden langer Anruf von Mitris zu Bonaventuras Privatnummer erfolgt. Danach waren noch drei Gespräche von der Fabrik zu Palmieris Handy und einige zwischen Bonaventuras und Mitris Privatanschlüssen verzeichnet.
    Brunetti schob die Blätter zusammen und ging auf den Korridor. Als er in das kleine Zimmer gelassen wurde, in dem er zuletzt mit Bonaventura gesprochen hatte, sah er ihn einem dunkelhaarigen Mann gegenübersitzen, der neben sich auf dem Tisch eine dünne lederne Aktentasche liegen hatte, vor sich aufgeschlagen ein dazu passendes Notizbuch. Der Mann drehte sich um, und Brunetti erkannte Piero Candiani, einen Strafverteidiger aus Padua. Candiani trug eine randlose Brille; in den dunklen Augen dahinter fand Brunetti auf eine - besonders bei einem Anwalt - verblüffende Weise Intelligenz und Direktheit vereint.
    Candiani erhob sich und gab ihm die Hand. »Commissario Brunetti«, sagte er nur knapp.
    »Avvocato.« Brunetti nickte zu Bonaventura hinüber, der sich nicht die Mühe gemacht hatte aufzustehen.
    Candiani zog den übrigen Stuhl unter dem Tisch hervor und blieb stehen, bis Brunetti Platz genommen hatte. Dann sagte er ohne Einleitung und mit einer lässigen Gebärde zur Decke hin: »Ich nehme an, daß unser Gespräch von jetzt an aufgezeichnet wird.«
    »Ja«, bestätigte Brunetti, dann nannte er, um Zeit zu sparen, laut und deutlich Datum und Uhrzeit sowie alle drei Namen.
    »Wie ich höre, haben Sie schon mit meinem Mandanten gesprochen«, begann Candiani.
    »Richtig. Ich habe ihn nach bestimmten Arzneimittellieferungen gefragt, die von Interfar in andere Länder gegangen sind.«
    »Geht es da um EU-Bestimmungen?« fragte Candiani.
    »Nein.«
    »Worum dann?«
    Brunetti warf einen Blick zu Bonaventura hinüber, der jetzt mit übereinandergeschlagenen Beinen dasaß, einen Arm über der Stuhllehne.
    »Es geht um Sendungen in Länder der dritten Welt.«
    Candiani schrieb etwas in sein Notizbuch. Ohne den Kopf zu heben, fragte er: »Und welches Interesse hat die Polizei an diesen Sendungen?«
    »Wie es aussieht, enthielten viele von ihnen Medikamente, die nicht mehr gut waren. Das heißt, ihre Verfallsdaten waren überschritten, in anderen Fällen waren wirkungslose Inhaltsstoffe darin, die so manipuliert waren, daß sie
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