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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti
Autoren: Donna Leon
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aussahen wie die echten Medikamente.« »Ich verstehe.« Candiani blätterte eine Seite um. »Und auf was für Beweise stützen Sie diese Vorwürfe?«
    »Auf einen Komplizen.«
    »Einen Komplizen?« fragte Candiani mit kaum verhohlener Skepsis. »Und darf ich fragen, wer dieser Komplize ist?« Beim zweiten Mal betonte er das Wort so, daß seine Zweifel noch weniger zu überhören waren.
    »Der Werkmeister der Fabrik.«
    Candiani warf einen Blick zu seinem Mandanten, und Bonaventura zuckte die Achseln, was Ratlosigkeit oder Unwissenheit bedeuten sollte. Er preßte die Lippen zusammen und tat die Möglichkeit mit einem kurzen Augenzwinkern ab. »Und dazu möchten Sie Signor Bonaventura befragen?«
    »Ja.«
    »Das ist alles?« Candiani sah von seinen Notizen auf.
    »Nein. Ich möchte Signor Bonaventura auch fragen, was er über den Mord an seinem Schwager weiß.«
    Bei diesen Worten geruhte Bonaventura, so etwas wie ein erstauntes Gesicht zu machen, aber er schwieg nach wie vor.
    »Warum das?« Candianis Kopf war wieder über sein Notizbuch gebeugt.
    »Weil wir inzwischen die Möglichkeit untersuchen, daß er etwas mit Signor Mitris Tod zu tun haben könnte.«
    »Damit zu tun, inwiefern?«
    »Genau das möchte ich gern von Signor Bonaventura hören«, sagte Brunetti.
    Candiani sah zu seinem Mandanten hinüber. »Möchten Sie die Fragen des Commissario beantworten?« »Ich wüßte nicht, wie ich das könnte«, sagte Bonaventura, »aber natürlich bin ich bereit, ihm zu helfen, soweit es mir möglich ist.«
    Candiani drehte sich zu Brunetti um. »Wenn Sie also meinen Mandanten befragen wollen, Commissario, schlage ich vor, Sie fangen damit an.«
    »Ich möchte wissen«, begann Brunetti, jetzt unmittelbar an Bonaventura gewandt, »was Sie mit Ruggiero Palmieri zu tun hatten, beziehungsweise Michele de Luca, wie er sich nannte, während er für Ihre Firma arbeitete.«
    »Der Fahrer?«
    »Ja.«
    »Wie ich schon sagte, Commissario, ich habe ihn gelegentlich in der Fabrik herumlaufen sehen. Aber er war nur ein Fahrer. Vielleicht habe ich das eine oder andere Mal ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber weiter nichts.« Bonaventura erkundigte sich nicht, warum Brunetti das fragte.
    »Sie hatten also nichts mit ihm zu tun außer gelegentlichen Begegnungen auf dem Betriebsgelände?«
    »Nein«, antwortete Bonaventura. »Wie gesagt: Er war ein Fahrer.«
    »Sie haben ihm nie Geld gegeben?« fragte Brunetti, der hoffte, daß man Bonaventuras Fingerabdrücke auf den Geldscheinen aus Palmieris Brieftasche finden würde.
    »Natürlich nicht.«
    »Dann haben Sie ihn also, außer in Ihrer Fabrik, nie gesehen oder mit ihm gesprochen?«
    »Das habe ich Ihnen doch eben gesagt.« Bonaventura machte aus seiner Verärgerung kein Hehl.
    Brunetti wandte sich an Candiani. »Ich glaube, das ist alles, was ich im Moment von Ihrem Mandanten wissen will.«
    Beide Männer waren davon offensichtlich überrascht, aber Candiani reagierte als erster. Er stand auf und klappte sein Notizbuch zu. »Dann können wir also gehen?« fragte er, wobei er über den Tisch griff und seine Aktentasche nahm. Gucci, wie Brunetti bemerkte.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wie bitte?« fragte Candiani und legte alles in jahrzehntelanger Gerichtspraxis eingeübte Erstaunen in seine Stimme. »Und warum nicht?«
    »Ich denke, die Polizei von Castelfranco hat gegen Signor Bonaventura einige Straftatbestände vorzubringen.«
    »Und die wären?« wollte Candiani wissen.
    »Widerstand gegen die Staatsgewalt, Behinderung polizeilicher Ermittlungen, Verkehrsgefährdung mit Todesfolge, um nur einige zu nennen.«
    »Ich war nicht am Steuer«, sprach Bonaventura wütend dazwischen.
    Brunetti, der gerade Candiani angesehen hatte, als der andere sprach, sah ein kaum merkliches Zucken um die Augen des Anwalts, entweder vor Überraschung oder etwas Unerfreulicherem, das konnte er nicht feststellen.
    Candiani steckte sein Notizbuch in die Aktentasche und machte sie zu. »Ich würde mich gern vergewissern, daß dies eine Entscheidung der Polizei von Castelfranco ist, Commissario«, sagte er. Und wie um jedes Mißtrauen, das aus diesen Worten gesprochen haben könnte, abzuschwächen, fügte er hinzu: »Eine bloße Formalität, versteht sich.«
    »Versteht sich«, wiederholte Brunetti und stand ebenfalls auf.
    Brunetti klopfte an die Scheibe, um die Wache auf dem Korridor zu rufen. Bonaventura blieb da, und die beiden anderen gingen zu Bonino, der Brunettis Behauptung bestätigte, daß die
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