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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti
Autoren: Donna Leon
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Polizei von Castelfranco in der Tat einige schwerwiegende Anschuldigungen gegen Bonaventura erhob.
    Ein Uniformierter begleitete Candiani zurück zum Verhörzimmer, damit der seinem Mandanten Bescheid sagen und sich von ihm verabschieden konnte. Brunetti blieb bei Bonino.
    »Haben Sie alles mitbekommen?« fragte Brunetti.
    Bonino nickte. »Unsere Abhöranlage ist ganz neu. Sie nimmt noch das leiseste Flüstern auf, sogar schweres Atmen. Ja, wir haben alles.«
    »Auch bevor ich dazukam?«
    »Nein. Wir dürfen die Anlage nur einschalten, wenn ein Polizeibeamter mit im Raum ist. Anwaltsprivileg.«
    »Ist das wahr?« fragte Brunetti, ohne sein Erstaunen kaschieren zu können.
    »Ja«, sagte Bonino. »Letztes Jahr haben wir einen Prozeß verloren, weil die Verteidigung beweisen konnte, daß wir mitgehört hatten, was der Verdächtige mit seinem Anwalt besprach. Daraufhin hat der Questore angeordnet, daß es keine Ausnahmen geben darf. Nichts wird eingeschaltet, solange kein Polizist dabei ist.«
    Brunetti nickte, dann fragte er: »Können Sie seine Fingerabdrücke nehmen, wenn sein Anwalt fort ist?«
    »Wegen der Geldscheine?«
    Brunetti nickte stumm.
    »Schon geschehen«, sagte Bonino mit einem leichten Lächeln. »Ganz inoffiziell. Er hat sich heute vormittag ein Glas Mineralwasser bringen lassen, und wir haben drei gute Abdrücke davon nehmen können.«
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Unser Mann im Labor sagt, sie passen. Mindestens zwei der Abdrücke sind auf einigen der Geldscheine aus Palmieris Brieftasche.«
    »Ich werde mich auch bei seiner Bank erkundigen«, sagte Brunetti. »Diese Fünfhunderttausend-Lire-Scheine sind noch nicht lange im Umlauf. Die meisten Leute nehmen sie gar nicht, weil sie so schwer zu wechseln sind. Ich weiß nicht, ob die Nummern registriert sind, aber wenn.«
    »Er hat Candiani, vergessen Sie das nicht«, sagte Bonino.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Jeder im Veneto kennt ihn.«
    »Aber wir haben die Telefonate mit einem Mann, den er angeblich nicht kennt, und wir haben die Fingerabdrücke«, beharrte Brunetti.
    »Trotzdem, er hat Candiani.«

27
    U nd nie hatte eine Prophezeiung sich als wahrer erwiesen. Die Bank in Venedig hatte eine Liste mit den Nummern der Fünfhunderttausend-Lire-Scheine, die an dem Tag ausgegeben worden waren, an dem Bonaventura fünfzehn Millionen in bar abhob, und die Nummern der Scheine, die sie in Palmieris Brieftasche gefunden hatten, waren dabei. Jeglicher Zweifel daran, daß es sich um dieselben Banknoten handelte, wurde durch das Vorhandensein von Bonaventuras Fingerabdrücken ausgeräumt.
    Candiani erklärte in Bonaventuras Namen, daß daran gar nichts merkwürdig sei. Sein Mandant habe das Geld abgehoben, um seinem Schwager Paolo Mitri ein persönliches Darlehen zurückzuzahlen, und er habe Mitri das Geld am Tag nach der Abhebung in bar übergeben, dem Tag von dessen Ermordung. Die von Palmieri stammenden Hautpartikel unter Mitris Fingernägeln sorgten für völlige Klarheit: Palmieri habe Mitri ausgeraubt und zuvor diesen Zettel geschrieben, um jeden Verdacht von sich abzulenken. Bei diesem Raub habe er Mitri entweder versehentlich oder vorsätzlich umgebracht.
    Mit den Anrufen machte Candiani kurzen Prozeß, indem er darauf hinwies, daß die Firma Interfar einen Zentralanschluß habe, so daß alle Gespräche, die von einer der Nebenstellen aus geführt wurden, unter ebendieser Nummer registriert worden seien. Es könne also jeder Mitarbeiter von jedem beliebigen Apparat aus bei Palmieri angerufen haben, und umgekehrt habe dieser in der Fabrik anrufen können, um beispielsweise die Verzögerung einer Auslieferung zu melden.
    Bonaventura, auf den Anruf angesprochen, der am Mordabend von Mitris Privatanschluß aus an ihn zu Hause gegangen war, erinnerte sich, daß Mitri ihn an diesem Abend angerufen habe, um ihn und seine Frau für die darauffolgende Woche zum Abendessen einzuladen. Darauf hingewiesen, daß dieses Gespräch nur fünfzehn Sekunden gedauert hatte, erinnerte Bonaventura sich weiter, daß Mitri gesagt habe, er müsse sich kurz fassen, weil es an seiner Wohnungstür geläutet habe. Er drückte sein Entsetzen darüber aus, daß es sich dabei wohl um Mitris Mörder gehandelt haben müsse.
    Sowohl Bonaventura als auch Sandi hatten Zeit genug gehabt, sich eine Erklärung für ihren Fluchtversuch aus der Fabrik auszudenken. Sandi behauptete, er habe Bonaventuras Warnung, daß die Polizei da sei, als Aufforderung zur Flucht verstanden, und Bonaventura sei
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