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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti
Autoren: Donna Leon
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Frau. »Ich muß wissen, ob er es war«, sagte sie endlich. Und nachdem sie kurz über andere Möglichkeiten nachgedacht hatte, fügte sie hinzu: »Oder ob er den Auftrag gegeben hat.«
    »Sprechen Sie vom Tod Ihres Mannes, Signora?«
    Sie nickte.
    Für die versteckten Mikrophone, die alles aufnahmen, was in diesem Raum gesprochen wurde, fragte Brunetti noch einmal nach: »Glauben Sie, Bonaventura könnte für den Tod Ihres Mannes verantwortlich sein?«
    »Ich glaube nicht.«, begann sie, änderte dann aber ihre Meinung und flüsterte: »Ja«, aber vielleicht zu leise für die Mikrophone.
    »Warum glauben Sie, daß er damit zu tun hatte?« fragte Brunetti.
    Sie rutschte verlegen auf ihrem Stuhl herum, und er sah sie eine Bewegung machen, die er schon seit vier Jahrzehnten immer wieder bei Frauen beobachtete: Sie erhob sich halb und zog ihren Rock unter sich glatt, damit er nicht knitterte. Dann setzte sie sich wieder hin und preßte Knie und Knöchel zusammen.
    Einen Augenblick schien es, als hoffte sie, die Geste werde als Antwort genügen, darum wiederholte Brunetti: »Warum glauben Sie, daß er damit zu tun hatte?«
    »Sie hatten Streit«, rückte sie zögernd heraus.
    »Worüber?«
    »Geschäftliches.«
    »Könnten Sie das bitte genauer erklären, Signora? Um was für Geschäfte ging es?«
    Sie schüttelte mehrmals hintereinander den Kopf, um ihre Unwissenheit zu beteuern. Schließlich sagte sie: »Mein Mann hat mir nie etwas über seine Geschäfte erzählt. Er hat gesagt, das brauchte ich nicht zu wissen.«
    Wieder mußte Brunetti sich fragen, wie oft er das wohl schon gehört hatte und wie oft diese Antwort nur dazu gedient hatte, Schuld zu verschleiern. Aber er glaubte, daß diese plumpe Frau ihm die Wahrheit sagte, fand es durchaus glaubhaft, daß ihr Mann sich nicht veranlaßt gesehen hatte, sie an seinem Berufsleben teilhaben zu lassen. Er sah den Mann wieder vor sich, den er in Pattas Amtszimmer kennengelernt hatte: vornehm, sprachgewandt, man konnte sogar sagen: aalglatt. Wie sonderbar, sich ihn an der Seite dieser kleinen Frau mit dem gefärbten Haar und dem strengen Kostüm vorzustellen. Er blickte kurz auf ihre Füße und sah, daß sie Schuhe mit kräftigen Absätzen trug, aber vorn so spitz zulaufend, daß es schon beim Ansehen weh tat. An ihrem linken Fuß hatte sich ein Überbein ins Leder gedrückt und stand vor wie die Kuppe von einem Ei. War die Ehe das letzte aller Geheimnisse?
    »Wann haben sie gestritten, Signora?«
    »Immerzu. Besonders im letzten Monat. Ich glaube, es war etwas passiert, was Paolo wütend machte. Sie waren nie so richtig gut miteinander ausgekommen, aber der Familie und dem Geschäft zuliebe haben sie es mehr schlecht als recht miteinander ausgehalten.«
    »Hat sich im letzten Monat etwas Bestimmtes ereignet?« fragte er.
    »Ich glaube, es gab wieder eine Auseinandersetzung«, sagte sie so leise, daß Brunetti erneut an die Leute dachte, die das Band hinterher abhören sollten.
    »Eine Auseinandersetzung zwischen den beiden, Ihrem Mann und Ihrem Bruder?«
    »Ja.« Sie nickte wiederholt.
    »Warum glauben Sie das, Signora?«
    »Paolo und er hatten sich in unserer Wohnung getroffen. Das war zwei Abende vorher.«
    »Vor was, Signora?«
    »Bevor mein Mann... umgebracht wurde.«
    »Aha. Und warum glauben Sie, daß es eine Auseinandersetzung gab? Haben Sie etwas davon gehört?«
    »O nein«, sagte sie rasch und sah zu ihm auf, als wunderte sie sich über den bloßen Gedanken, daß es im Hause Mitri jemals hätte laut zugehen können. »Ich habe es daran gemerkt, wie Paolo sich verhielt, als er nach ihrem Gespräch heraufkam.«
    »Hat er da etwas gesagt?«
    »Nur, daß er unfähig sei.«
    »Sprach er da von Ihrem Bruder?«
    »Ja.«
    »Noch etwas?«
    »Er sagte, Sandro wäre auf dem besten Weg, die Fabrik zu ruinieren, das ganze Geschäft zu ruinieren.«
    »Wissen Sie, von welcher Fabrik er da sprach, Signora?«
    »Ich dachte, er meinte die Fabrik hier, in Castelfranco.«
    »Und wieso sollte Ihr Mann sich dafür interessieren?«
    »Es steckte Geld darin.«
    »Sein Geld?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wessen Geld, Signora?«
    Sie antwortete nicht sofort, sondern überlegte, wie sie es am besten erklären sollte. »Es war mein Geld«, sagte sie schließlich.
    »Ihres, Signora?«
    »Ja. Ich habe viel Geld mit in die Ehe gebracht. Aber es ging alles auf meinen Namen, verstehen Sie. Das Testament unseres Vaters«, fügte sie mit einer unbestimmten Bewegung der rechten Hand
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