Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
wieder und tat die Frage mit einer Handbewegung ab. »Das spielt keine Rolle.«
    »Wie ich schon sagte«, versetzte der Conte. Und als er Brunettis fragenden Blick sah, fügte er hinzu: »Nichts spielt mehr eine Rolle.«
    »Es spielt sehr wohl eine Rolle, warum Roberto gestorben ist«, entgegnete Brunetti. Die einzige Reaktion seines Gegenübers war ein kurzes Schulterzucken, dennoch fuhr er fort: »Es spielt eine Rolle, warum er gestorben ist, denn so kommen wir an die heran, die es getan haben.«
    »Sie wissen, wer es war«, sagte der Conte.
    »Ja, ich weiß, wer sie gedungen hat. Das wissen wir beide. Aber ich will sie haben«, sagte Brunetti, halb von seinem Stuhl erhoben, und selbst ganz überrascht von dem hitzigen Ton, in dem er sprach, gegen den er aber nicht ankam. »Ich will ihre Namen wissen.« Schon wieder dieser heftige Ton. Er setzte sich, peinlich berührt von seinem Ausbruch, und blickte zu Boden, »Paolo Frasetti und Elvio Mascarini«, sagte der Conte nur.
    Im ersten Moment wusste Brunetti selbst nicht, was er da hörte, und als er es begriff, konnte er es noch nicht glauben; als er es dann glaubte, geriet das ganze Szenario der Lorenzoni-Morde, das mit der Entdeckung jener halbverwesten Überreste auf einem Acker begonnen hatte, wieder in Bewegung, und was sich dabei herausschälte, war grotesker und schrecklicher als die verrottenden Teile des Jungen. Brunetti reagierte instinktiv.
    Statt den Conte verblüfft anzusehen, zückte er sein Notizbuch, um sich die beiden Namen zu notieren. »Wo finden wir sie?« fragte er in bemüht ruhigem und beiläufigem Ton, während seine Gedanken ihm vorauseilten zu den Fragen, die er dem Conte stellen musste, bevor dieser merkte, wie verhängnisvoll sein Missverständnis gewesen war.
    »Frasetti wohnt drüben in der Nähe von Santa Marta. Von dem anderen weiß ich es nicht.«
    Brunetti hatte seine Gefühle und sein Mienenspiel inzwischen so weit unter Kontrolle, dass er den Conte wieder ansehen konnte. »Wie sind Sie an die beiden gekommen?«
    »Sie haben vor vier Jahren einmal etwas für mich erledigt. Da habe ich sie wieder beauftragt.«
    Dies war jetzt nicht der Augenblick, um der anderen Sache nachzugehen; er musste nur die Entführung klären, Robertos Tod. »Wann haben Sie das mit der Verstrahlung erfahren?« Einen anderen Grund konnte es nicht geben.
    »Ziemlich bald, nachdem er aus Weißrussland zurück war.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    Der Conte faltete die Hände auf dem Tisch und hielt den Blick darauf gerichtet. »In einem Hotel. Es regnete, und Roberte hatte keine Lust auszugehen. Das Fernsehprogramm verstand er nicht - alles auf russisch oder deutsch. Und dieses Hotel konnte - oder wollte - ihm keine Frau besorgen. Er hatte also nichts zu tun, und da fing er an darüber nachzudenken, was wir ihn dort abholen geschickt hatten.«
    Er sah kurz zu Brunetti. »Muss ich Ihnen das alles erzählen?«
    »Ich glaube, ich sollte darüber Bescheid wissen«, antwortete Brunetti. Der Conte nickte, aber es galt nicht wirklich dem, was Brunetti gesagt hatte.
    Er räusperte sich. »Er - so hat er es später Maurizio erzählt - er ist neugierig geworden und hat sich gefragt, warum wir ihn durch halb Europa schicken, um diesen Koffer zu holen, und er wollte sehen, was darin war. Er dachte an Goldbarren oder kostbare Steine. Weil der Koffer so schwer war.« Der Conte hielt inne, dann erklärte er: »Der Koffer war mit Blei ausgekleidet.«
    Wieder machte er eine Pause, und Brunetti überlegte schon, wie er ihn zum Weiterreden bewegen könne.
    »Wollte er die stehlen?« fragte Brunetti.
    Der Conte blickte auf. »O nein, Roberto hätte nie etwas gestohlen, und ganz bestimmt nicht von mir.«
    »Warum denn dann?«
    »Er war schon immer neugierig. Und ich nehme an, er war auch eifersüchtig, weil ich Maurizio anvertraut hatte, was in dem Koffer war, ihm aber nicht.«
    »Und da hat er ihn geöffnet?«
    Der Conte nickte. »Er sagte, er habe einen dieser altmodischen Dosenöffner dazu benutzt, die sie in dem Hotel hatten, Sie wissen schon, die mit der dreieckigen Spitze, die es früher auch bei uns gab.«
    Brunetti nickte.
    »Wenn dieser Öffner nicht im Zimmer gewesen wäre, hätte er den Koffer nicht aufbekommen, und nichts von alledem wäre passiert. Aber er war eben in Weißrussland, und dort haben sie so etwas noch. Er konnte das Schloss damit aufbrechen und den Koffer öffnen.«
    »Was war darin?«
    Der Conte sah überrascht zu Brunetti auf. »Sie haben mir doch eben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher