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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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ihn trotz der Goblinkleidung doch sicher sofort erkennen und Alarm schlagen.
    Aber nichts geschah.
    Als die Goblins vor ihnen zur Seite traten, stellte Avi fest, dass Kellen Levi etwas erklärte und dabei auf verschiedene Hebel an der Seite der Maschine zeigte. Auf den ersten Blick ähnelte die komplizierte Konstruktion aus Holz, die sich aus einer Reihe ineinander verhakter Dreiecke zusammensetzte, einem überdimensionalen Spinnrad. Der höchste Punkt der Apparatur hätte bis ans Dach eines zweistöckigen Hauses gereicht. Ganz oben rotierte langsam die Achse des Rades. Das Rad selbst besaß viele Speichen, und sein äußerer Rand war mit Bleistreifen verkleidet. Gemächlich und majestätisch drehte es sich im Regen wie eine Wassermühle.
    »Erinnert mich an das London Eye«, flüsterte Hannah.
    Avi verstand zwar, was sie meinte, musste selbst jedoch an etwas anderes denken. Für ihn sah die Maschine aus wie eine primitive Version des Observatoriums in Greenwich – die Brücke, die bei Hannahs Entführung durch Kellens Kundschafter zerstört worden war.
    Das Innere des stützenden Gerüsts beherbergte die Miniaturausgabe einer Fabrik. Kobolde und Goblins mit nackten Oberkörpern betätigten Kurbeln und Hebel. Andere saßen auf wackeligen Schemeln und traten Pedale und trieben damit die Zahnräder und Riemen an, die das Rad drehten. Aus einem großen Kessel daneben quoll Dampf. Zwischen den einzelnen Bauteilen verlief ein Netzwerk aus Rohren, aus deren Rissen ein blauer Brei tropfte. Eine Mannschaft Goblins hatte offenbar die Aufgabe, diesen Brei in einer großen Wanne zu sammeln.
    Avi nahm das alles nur noch am Rande wahr, als ihm klar wurde, welchem Zweck die Maschine diente.
    An ihrem Ende befand sich ein Fülltrichter, in den die Goblins den Inhalt der von den Barken herbeigeschleppten Säcke kippten. Wie Avi bereits vermutet hatte, handelte es sich um Elfen. Offenbar hatte man sie betäubt, denn sie gaben kaum einen Mucks von sich. Der Trichter wurde mit einem Netz abgedeckt, um die Elfen am Davonfliegen zu hindern. Allerdings wäre zur Flucht ohnehin nicht viel Zeit geblieben, denn schon im nächsten Moment rutschten sie unten aus dem Trichter heraus und wurden in enge Ledergeschirre geschnallt. Diese hakte man an einem Förderband fest, das die hilflosen Elfen zu einem grausigen Gerät mit wirbelnden Klingen brachte. Nun erwachten die Elfen, und ihr Heulen und Schreien hallte durch die Luft.
    Avi zwang sich, ihren Weg auf dem Förderband weiter zu verfolgen.
    Die Geschirre waren so geformt, dass die Elfen bäuchlings auf dem Band liegen mussten. Als sie sich den Klingen näherten, pustete ein Blasebalg Luft unter ihre Flügel, um sie aufzurichten. Avi beobachtete, wie die Elfen die Rückenmuskeln anspannten, um sich gegen den Luftstrom zu wehren, aber es war vergeblich.
    Die Klingen trennten die Flügel dicht oberhalb des Ansatzes ab. Einige Sekunden lang schimmerte blaues Blut auf den Stümpfen, bis eine Stichflamme die Wunden verschloss. Von den Klagelauten der Elfen und dem Lärm der donnernden und quietschenden Maschine wurde Avi flau im Magen.
    Er ertrug es kaum hinzuschauen, denn es war, als würde er Zeuge einer Folterung. Und dennoch konnte er den Blick nicht abwenden. Die Schlange aus mit Säcken beladenen Goblins wurde kürzer und kürzer, so dass Avi und Hannah immer näher an die Maschine heranrückten.
    Am Ende des Förderbandes wurden die Elfen losgebunden. Einige hatten die Besinnung verloren, und die, die noch bei Bewusstsein waren, verhielten sich teilnahmslos und konnten oder wollten sich nicht mehr wehren.
    Sie wurden in kleine Käfige gesteckt, die man aufeinanderstapelte.
    Einige andere hatten jedoch, wie Avi bemerkte, den Mut nicht verloren. Ihre Flügel wuchsen bereits nach. Es handelte sich zwar nur um kleine Stummel, aber Avi war sicher, dass in ihnen schon neues Leben pulsierte. Sie waren, einen Strick fest um die Taille, in einem anderen Verschlag eingesperrt, wo sie lautstark Verwünschungen ausstießen.
    »Sie verwenden sie wieder!«, entsetzte sich Hannah. »O mein Gott, das ist ja schrecklich!«
    Die abgeschnittenen Flügel fielen in einen gewaltigen Mörser, wo zwei kräftig gebaute Goblins sie mit riesigen Stößeln zerstampften. Von dort aus führten Rohre zum Siedekessel, an den sich ein weiteres größeres Rohrleitungssystem anschloss, das einmal rund um die Maschine reichte.
    Und da war noch etwas, das Avi ins Auge stach: An einer Seite der Maschine befand sich eine
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