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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Boote lagen im Morast. Inmitten dieser Trümmerwüste erhob sich ein einsamer Steg, der neuer als seine nicht mehr brauchbaren Nachbarn zu sein schien. An ebendiesem Steg waren zwei Barken mit roten Segeln vertäut. Die Mannschaft, zweibeinige Geschöpfe mit Katzenköpfen, luden gerade Säcke aus. Einige Goblins nahmen sie entgegen und stapelten sie am Ende des Bootsstegs. Vermutlich handelte es sich um Proviant für Kellens Soldaten.
    »Grimalkins«, raunte Blink und betrachtete die Besatzung. »Eindeutig Kellens Revier.«
    Eine weitere Gruppe Goblins schaffte die Säcke weg. Da die Mauer Avi die Sicht versperrte, war nicht festzustellen, wohin sie sie brachten. Also steckte er den Kopf durch die Lücke, um sich besser umschauen zu können.
    Die Goblins schleppten die Säcke zu einem gewaltigen Bauwerk aus Stein, das ein Stück entfernt vom Ufer stand. Es schien eine hohe und unüberwindliche Burgmauer zu sein. Ihre kreisrunde Form erinnerte Avi ein wenig an Shakespeares Globe Theatre, nur dass das Gebäude größer war – und zwar um einiges.
    »Wie das Colosseum«, flüsterte Hannah, die sich ebenfalls in die Mauerritze gezwängt hatte.
    »Was ist denn das?«, fragte er.
    »Schon gut.«
    »Pssst!«, zischte Blink aus seinem Versteck.
    »Was ist?«, erkundigte sich Avi.
    »Stimmen«, antwortete Blink. »Sie kommen näher.«
    Die drei pressten sich an die Mauer, und Avi hielt den Atem an. Zunächst hörte er nichts, doch schließlich ertönten im Schlamm schmatzende Schritte und die leisen Stimmen zweier ins Gespräch vertiefter Goblins.
    »Es ist hier rausgehoppelt, das schwöre ich dir.«
    »Ich habe keine Lust, umsonst herumzulaufen.«
    »Es war wirklich ein Kaninchen. Würde sich gut in meinem Kochtopf machen.«
    »Wie es sich macht, ist egal. Es geht um den Geschmack.«
    »Da ist es! Schnell, wir schnappen es uns!«
    »Warte! Aber Vorsicht, sonst knüpft man uns dafür auf!«
    Das Schmatzen verwandelte sich in ein Platschen. Lederne Wämser knirschten. Die Goblins stürmten in ihre Richtung.
    Plötzlich machte ein grauer Schatten einen gewaltigen Satz über die Mauer und landete fast lautlos neben Avi. Er hatte gerade noch Zeit, das Kaninchen zu erkennen, bevor es wieder zu einem Kobold wurde.
    »Zieh dein Schwert, Sohn«, sagte Oren. »Jeder von uns knöpft sich einen vor.«
    Kaum hatte sich Avi aufgerappelt, als die Goblins, die Avi offenbar nicht erkannt hatten, sich schon auf sie stürzten. Ihr Johlen wich einem überraschten Grunzen, als sie unvermittelt zwei bewaffneten Gegnern gegenüberstanden. Da der erste bei seinem Sprung gestolpert war, hatte Avi Gelegenheit, sein Schwert zu zücken und anzugreifen. Der Goblin wehrte den Hieb im letzten Moment ab, rappelte sich schwerfällig auf und schwenkte seinen Krummsäbel. Avi wich zurück, befahl seinem klopfenden Herzen, sich zu beruhigen, und bereitete sich innerlich auf den Kampf vor.
    Der Goblin war bei weitem kein so guter Fechter wie Drake und konnte Avi nicht das Wasser reichen. Schon nach zwei Hieben gelang es Avi, ihm den Krummsäbel aus der Hand zu schlagen und ihm das Schwert tief in den Bauch zu bohren. Als er es wieder herauszog, floss grünes Blut und vermischte sich mit dem braunen Schlamm. Der Goblin kippte vornüber und war tot, ehe er den Boden berührte.
    Oren hatte weniger Glück. Sein Gegner war klein und wendig und wich ihm immer wieder aus. Außerdem hatten Orens Schnelligkeit und Geschicklichkeit unter der langen Gefangenschaft im Déopnes gelitten.
    Avi wollte seinem Vater schon zu Hilfe eilen, als Hannah an ihm vorbeilief und Blink den Streitkolben vom Gürtel riss.
    »Irgendwer muss das Ding schließlich benützen«, meinte sie.
    Sie holte aus und schlug dem Goblin die Beine weg. Der Krummsäbel segelte durch die Luft, während der Goblin mit einem Grunzen nach vorne und direkt in Orens Schwert fiel.
    Nachdem Oren seine Klinge befreit hatte, schubste er den glücklosen Goblin auf seinen toten Kameraden. Dann schob er sich den Helm aus der Stirn und lehnte sich keuchend an die Mauer.
    »Bist du sicher, dass du dich nicht übernimmst?«, fragte Avi seinen Vater.
    Oren tat seine Besorgnis mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Zerbrich dir nicht den Kopf über mich. Diese Goblins sind ein Geschenk des Himmels. Zieht ihre Kleider über. So könnt ihr das Tor passieren.«
    »Ich dachte, wir wollten nur die Lage erkunden«, wandte Avi ein.
    »Richtig. Aber wir müssen näher ran, wenn wir wirklich etwas in Erfahrung bringen
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