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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Finger, worauf die Hände von Avis Armen verschwanden. Er war frei.
    Avi nahm den Sack und ging langsam durch die Menge zur Maschine. Je näher er kam, desto lauter wurde das Klappern der verschiedenen Teile. Obwohl viele Geschirre wegen der Unterbrechung leer waren, lief die Maschine weiter.
    Am Förderband blieb Avi stehen und streckte die Hand nach der Öffnung des Sacks aus.
    Sofort traten einige Goblins mit gezückten Schwertern auf ihn zu. Avi blickte zu Levi hinüber, der Hannah noch immer den Degen ans Gesicht hielt. Es war dieselbe Waffe, mit der er in Battersea den Goblin durchbohrt hatte. Levi schwitzte. Sein Gesicht war vor Aufregung verzerrt, während Kellens Miene eher ein wenig zweifelnd wirkte. Er beobachtete Avi neugierig und sah hin und wieder zu seinem Sohn hinüber.
    Avi öffnete den Sack.
    »Keine Angst«, flüsterte er und steckte die Hand hinein.
    Als sich winzige Hände an seine ausgestreckten Finger klammerten, befreite er sich. Die bebenden Flügel fühlten sich an wie Seide. So vorsichtig wie möglich umfasste er sie an der Wurzel, damit sie nicht flattern konnten, und holte die Elfe aus dem Sack.
    Sie war sehr jung, fast noch ein Kind. Ihr schmales, spitzes Gesicht erinnerte Avi an Brucie. Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und voller Furcht an.
    »Alles in Ordnung«, sagte er leise. »Dir geschieht nichts.«
    »Schnall sie fest!«, rief Levi. »Du weißt ja, was sonst passiert.«
    Hinter Avi bewegte sich quietschend das Förderband. Die an Avi vorbeifahrenden Elfen sahen ihn an, manche zornig, manche ängstlich und manche, was ihm besonders wehtat, voller Hoffnung.
    Avi hielt die Elfe hoch. Eine innere Stimme schrie ihm zu, Levi zu gehorchen und alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Hannah zu retten. Und dennoch verriet ihm etwas an Kellens Gesichtsausdruck und Körperhaltung, dass hier ein Spiel stattfand, das er noch nicht ganz durchschaute.
    Es war nur eine Vermutung. War sie es wert, Hannahs Leben dafür zu riskieren?
    »Ich tue, was du verlangst«, entgegnete er deshalb, um Zeit zu gewinnen. »Doch zuerst musst du Hannah loslassen.«
    Als Hannah zum Sprechen ansetzte, hielt Levi ihr den Mund zu. »Schluss mit dem Theater!«, kreischte er. »Schnall die Elfe in die Maschine.«
    Avi war der Verzweiflung nah. Offenbar hatte Levi keine Lust mehr zu warten.
    Aber er hatte die Rechnung ohne Kellen gemacht. »Nein«, donnerte der und trat, den Kopf zur Seite geneigt, einen Schritt vor. »Die Kleine soll reden.«
    Levi wollte protestieren, schluckte die Bemerkung jedoch herunter, als er die finstere Miene seines Vaters sah. Widerstrebend nahm er die Hand von Hannahs Mund.
    »Sprich«, sagte Kellen in trügerisch freundlichem Ton.
    Hannah spuckte aus. »Kümmere dich nicht um mich, Avi«, stieß sie hervor. »Lass sie frei. Lass sie alle frei.«
    Kellen zog die Augenbraue hoch. »Ein interessanter Vorschlag. Was wirst du tun, Avi? Was willst du wirklich?«
    Avis Kopfhaut prickelte. Inzwischen berührte Levis Klinge Hannahs Kehle.
    »Ich finde viel spannender, was du willst, Kellen«, erwiderte er. Die Zunge blieb ihm am Gaumen kleben, so dass ein schnalzendes Geräusch entstand, während sein wild klopfendes Herz ihm den Brustkorb zu sprengen drohte.
    Kellen neigte noch immer den Kopf zur Seite. »Was soll das heißen?«
    »Vergessen wir doch Levis Mätzchen. Du willst den Thron, oder? Am liebsten mit mir darauf.«
    »Du überschätzt deine Wichtigkeit, Avi. Wenn diese Maschine erst einmal ausgereift ist, könntest du überflüssig werden.«
    »Warum bringst du mich dann nicht gleich um?«
    Kellen musterte ihn argwöhnisch. »Was macht dich so sicher, dass ich es nicht tun werde?«
    »Dass die letzten Zweifel noch nicht ausgeräumt sind«, antwortete Avi.
    Aufgebracht tänzelte Levi von einem Fuß auf den anderen, wodurch sich sein Griff um Hannah ein wenig lockerte. »Hör auf zu reden!«, tobte er. »Halt endlich den Mund und gehorche mir!«
    Kellens Blick wanderte von Avi zu seinem Sohn. Im nächsten Moment machte er drei Schritte auf Levi zu, ragte zornig über ihm auf und holte tief Luft.
    »Mäßige dich!«, brüllte er.
    Jedes Wort hallte wider wie eine Totenglocke. Levi zuckte ängstlich zusammen, und die Goblins schienen in ihren Rüstungen zu schrumpfen. Nach der Szene, deren Zeuge Avi in Battersea geworden war, wunderte ihn das nicht mehr. Kellen war ein Despot, der mit eiserner Faust regierte. Anscheinend war Hannah die Einzige, die sich von seiner Wut nicht
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