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Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)

Titel: Brückenorakel Bd 2 - Weltenwanderer (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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Battersea, an seine mit Blasen übersäte Haut, die verdrehten Augen und den Brandgeruch. Der bloße Gedanke, dass Hannah auch so würde leiden müssen, trieb ihm die Tränen in die Augen.
    »Er meint, dass wir nach Hause können«, erwiderte er deshalb nur. »Denk immer daran. Wir können nach Hause.«
    Sie drückte seine gefesselten Hände.
    Kellen gab den Arbeitern in der Maschine ein Zeichen, worauf die Kobolde, die das Rad mit Pedalen bewegten, sich noch mehr ins Zeug legten. Das Rad drehte sich schneller. Die Rohre vibrierten, und aus dem Siedekessel quoll Dampf. Am Fuß der Treppe stand ein hochgewachsener Kobold. Seine Hände ruhten auf einem großen Hebel, und er sah Kellen abwartend an.
    Der Bogen aus Weidenzweigen leuchtete immer kräftiger. Auch die Luft darin begann zu strahlen. In seiner Mitte entstand ein Lichtpunkt, der kurz aufblitzte und sich dann in eine zitternde blaue Scheibe verwandelte, die um die eigene Achse rotierte wie eine Münze.
    »Die Brücke ist offen«, stellte Kellen fest. »Leider ist sie noch nicht sehr zuverlässig. Aber eine Untersuchung eurer Leichen wird uns Aufschluss über unsere Fehler geben.«
    »Falls du mich tötest, wird die Prophezeiung niemals in Erfüllung gehen«, warnte Avi.
    Als Kellen wölfisch grinste, kamen nadelspitze Zähne zum Vorschein. »Wenn ich es mir genauer überlege, heißt es darin nirgendwo wörtlich, dass der Erstgeborene am Leben sein muss, wenn man ihn auf den Thron setzt.«
    Die Goblins rückten vor, um Avi und Hannah unter den Bogen zu drängen. Die rotierende Scheibe schwebte über ihren Köpfen und hüllte sie in ein grelles blaues Licht. Avi blickte durch die Ritzen im Holzboden. Direkt unter ihm spuckte der Kobold in die Hände und machte sich daran, den Hebel umzulegen.
    Avi schloss die Augen.
    Nichts geschah.
    Dann wurde das Dröhnen der Maschine von einem grausigen, gurgelnden Schrei übertönt. Als Avi wieder durch die Ritze schaute, stellte er fest, dass der Kobold sich auf dem Boden wand und sich die Brust hielt. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    Mit gezogenem Schwert trat Oren aus der Dampfwolke.
    Die Goblins schnappten nach Luft.
    »Ergreift ihn!«, rief Kellen. »Er darf nicht entkommen!«
    Bewaffnete Goblins näherten sich Oren, der reglos und mit erhobenem Schwert verharrte.
    »Bleibt stehen!«, befahl Kellen daraufhin, und die Goblins gehorchten verwirrt. »Er gehört mir!«
    »Was?«, rief Levi entsetzt. Nun war Kellen ihm schon zum zweiten Mal in den Arm gefallen. Einen Moment glaubte Avi fast, dass Levi mit dem Degen auf seinen eigenen Vater losgehen würde, doch er ließ nur mit finsterer Miene die Waffe sinken.
    Kellen wandte Avi und Hannah den Rücken zu und stieg die Stufen hinunter. Als sich die Goblins hinter ihm scharten, scheuchte er sie weg. Avi nützte die Gelegenheit, sich unauffällig von dem Bogen zu entfernen. Wenn sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben sollte, wollte er sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    »Macht Platz!«, brüllte Kellen.
    Oren trat drei Schritte auf ihn zu. »Ich grüße dich, Gebieter «, sagte er.
    »Oren«, erwiderte Kellen. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehe.«
    »Nun, denken war noch nie deine Stärke.«
    »Ich stelle fest, dass sich deine Manieren im Déopnes nicht gebessert haben.«
    »Das kann man auch von deinen behaupten.«
    »Was willst du hier?«
    »Dasselbe wie mein Sohn. Weißt du, meine Familie zieht nämlich im Gegensatz zu deiner an einem Strang.«
    Avi beobachtete die Auseinandersetzung durch die Ritze im Boden. Niemand kümmerte sich mehr um ihn oder um Hannah. Der Bedienungshebel der riesigen Maschine war zwar verwaist, aber Förderband und Rad liefen noch. Avi fühlte sich wie an eine Zeitbombe geschnallt.
    »Beweg deine Handgelenke«, flüsterte er Hannah zu und fing an, mit den Armen zu rucken, um die Fesseln zu lockern. Hannah folgte seinem Beispiel. Die Seile schürften ihnen die Haut auf.
    Kellen und Oren umkreisten einander. Kellen war bei weitem der größere der beiden und sah in seiner schwarzen Kleidung aus wie ein Hexenmeister. Orens Kettenhemd funkelte, doch sein Gesicht wirkte eingefallen, und sein Haar und sein Bart machten, durchnässt vom Regen, einen noch zerzausteren Eindruck als zuvor. Avi hoffte, dass außer ihm niemand bemerkte, wie erschöpft sein Vater war.
    »Du hast sie mir weggenommen!«, rief Kellen.
    »Es war ihre freie Entscheidung«, schleuderte Oren ihm entgegen. »Arethusa hat einen eigenen
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