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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Kaninchen.«
    Eljazokad wandte sein Gesicht der Sonne zu, der echten, angestammten
Sonne. Er fragte sich, ob er lernen könne, ihr Licht genauso zu trinken und
sich somit wieder mit Energie zu füllen, wie ihm das in Melronia mit einem in
eine Sonne verwandelten Traummond auch gelungen war.
    Anfest war genauso überschaubar wie Clellach, nur daß es
mitten im Thost lag und deshalb auf allen Seiten von herbstlichem Gelbgrün
umschlossen war. Am späten Nachmittag des folgenden Tages kamen sie dort an,
und dort erfuhren sie, daß man inzwischen den 12. Blättermond schrieb. Seit ihrer
Verschleppung in die Erdgrube waren also fünf Tage vergangen.
    Eljazokad wurde von einer Heilerin namens Maeredi aufgenommen. Mit
großer Besorgnis betrachtete sie sein rechtes Bein sowie die Verwundungen im
Bauchraum und am linken Oberschenkel. Aber sie äußerte sich zuversichtlich, daß
beide Beine zu retten waren und nicht abgenommen werden mußten.
    Bestar verdrückte erst mal einen ganzen Laib Brot mit Hartwurst und
Kopfsalat und kümmerte sich anschließend um das Kaninchen. Wie sich
herausstellte, war der rothaarige Glauber Gudvin bereits vor Wochen in Anfest
gewesen und hatte alle Hauskaninchen aufgekauft. Lediglich ein zwölfjähriges
Mädchen namens Ikli Oyberg hatte sich unter dermaßen herzzerreißenden Tränen
geweigert, sein Kaninchen herzugeben, daß ihre Eltern schließlich Gudvins mehr
als fürstliches Angebot zurückwiesen. Iklis Kaninchen war ein Männchen namens
Korengan. Viele Haustiere im Thost trugen diesen traditionsbehafteten Namen. Da
sein rotes Kaninchen schwanger war, nannte Bestar es Naenn und schenkte es dem begeisterten Mädchen »in gute Hände«. Ikli Oyberg war
erfahren genug in der Nachkommenschaft von Haustieren, um dem staunenden Bestar
erläutern zu können, daß die rote Naenn und der schwarze Korengan, wenn sie
zueinanderfinden würden – was bei Kaninchen ziemlich wahrscheinlich war –
sowohl rote als auch schwarze, als auch sehr, sehr dunkelrote Kinder haben
würden. Diese Kinder könnten Ikli und ihre Eltern dann auswildern, und der
Thost hätte dadurch die Möglichkeit, selbst darüber zu entscheiden, ob rote
Kaninchen besser oder schlechter überlebten als andersfarbene. Mit großer
Genugtuung im Herzen kehrte Bestar zur Heilerin Maeredi zurück.
    Eljazokad hatte unterdessen Entscheidungen gefällt und hastige
Notizen gemacht. »Hört zu«, sagte er, als auch Tjarka mit vollen Backen und
einem Brotkanten in der Hand zur Heilerin zurückkehrte. »Maeredi rechnet damit,
daß ich ein bis zwei Monde liegen muß, bis meine Beine wiederhergestellt sind.
Ich denke, daß ich mit meiner Heilmagie den Prozeß ein wenig beschleunigen
kann, aber schneller als zwei bis drei Wochen wird es wohl nicht gehen. Es hat
überhaupt keinen Sinn, daß ihr so lange auf mich wartet. Naenn bekommt in elf
Tagen ihr Kind, plusminus zehn Tage. Gehen wir von dem normalen Geburtszeitpunkt
aus, könnt ihr beide es dank Tjarkas Wegkundigkeit durch den Thost gerade noch
schaffen, rechtzeitig in Warchaim anzukommen und Naenn zur Seite zu stehen.«
    Â»Aber wir können doch …«, begann Bestar, »jetzt wirklich eine gute
Trage bauen und dich mitnehmen. Vielleicht können wir die Heilerin dazu
bringen, uns zu begleiten.«
    Entschieden schüttelte Eljazokad den Kopf. »Das verlangsamt die
Reise nur unnötig. Jeder Tag zählt. Vergiß nicht, daß DMDNGW ebenfalls noch vor dem Nebelmond zuschlagen
will. Jeder Tag, den das Haus des Mammuts ohne deinen
Schutz ist, ist ein Wagnis, denn Naenn ist durch ihre Schwangerschaft
geschwächt, und Rodraeg ist zwar sicherlich schon auf den Beinen, aber bestimmt
noch nicht wieder bei Kräften. Und es gibt noch einen Grund. Du mußt Rodraeg so
schnell wie möglich das hier bringen. So schnell wie möglich!« Er drückte
Bestar die Notizen, die er in der letzten halben Stunde zusammengestellt hatte,
in die Hand.
    Â»Kann ich sie auch lesen, oder sind sie nur für Rodraeg?«
    Â»Nur zu. Du kannst überprüfen, ob man sie entziffern kann. Meine
Hände zittern wie die eines alten Mannes.«
    Mit gerunzelter Stirn überflog Bestar das Pergament.
    Naenn wurde womöglich Gewalt angetan,
als das Kind gezeugt wurde
    Carmaron Siusan ist in Warchaim und
arbeitet mit drei Männern zusammen
    Udin Ganija lebt und ist in
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