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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Epilog
    Die Nacht hatte Warchaim wie in Tinte getaucht. Gestern
war in der Weststadt unweit der Straße nach Aldava ein Haus abgebrannt und
hatte die Stadt mit Qualm und Düsternis überzogen. Noch immer konnte man den
Brand überall riechen.
    Auf dem Friedhof, der dem Tempelbezirk außerhalb der östlichen
Stadtmauerreste vorgelagert war, standen zwei Männer. Der eine von ihnen war
Cruath Airoc Arevaun. Der andere – klein, dünn und eher unauffällig – hörte auf
den Namen Grigol.
    Wolken umspielten und neckten den Mond. Sie waren fein und staubig
wie Rauch. Licht war ein Versprechen, das durchaus auch uneingelöst bleiben
konnte. Aus den Schatten des südlichen Umlandes näherte sich ein dritter Mann
den beiden Wartenden. Ihn umwehte ein schmutziger Umhang. Sein Haar war lang
und schwarz, seine Augen grünlich, sein Gesicht markant und länglich.
    Â»Es tut gut, dich zu sehen, Phardemim«, begrüßte Arevaun den
Neuankömmling. »Ich schlage schon seit Wochen in diesem biederen Kaff die Zeit
tot. Wann geht es endlich los?« Arevaun und Phardemim umarmten sich kurz.
Zwischen Phardemim und Grigol genügte ein Nicken. »Wie steht es um Hads
Follewehr aus Brissen?« fragte Phardemim mit leiser Stimme.
    Â»Ich habe mich um ihn gekümmert«, sagte Grigol nicht ohne Stolz. »So
ziemlich in derselben Nacht, in der du dir Hegiel Schimmens in Endailon
vorgenommen hast.«
    Â»Und Zaivy Kinterr aus Aldava?«
    Â»Der ging auf meine Kappe«, grinste Arevaun. »Von den vier
Scheißkerlen, die an Chlayst und dem Feldzug verdient haben, ist jetzt nur noch
Mirilo von Heyden übrig, und der schmort schon tüchtig im eigenen Saft. Wir
können sofort ein Ende machen, noch in dieser Nacht.«
    Phardemim legte ihnen beiden eine Hand auf die Schulter, sah sie
jedoch nicht an, sondern betrachtete vielmehr die ineinander verschränkten
Mondlichtschatten der Tempel. »Ja. Heute nacht noch. Und danach verschwindet
von hier. Warchaim wird eine tiefgreifende Veränderung erfahren. Ich möchte Teil
dieser Veränderung werden und mich den Fragen stellen, deshalb müßt ihr mir
einen letzten Gefallen erweisen.«
    Â»Das verstehe ich nicht«, sagte Grigol stirnrunzelnd. »Ich dachte,
als nächstes ist die Königin an der Reihe.«
    Â»Die Königin verfügt über genügend Muße, um auf deinen Dolch noch
warten zu können, Grigol.«
    Â»Wir tun, was du willst«, sagte Arevaun, »aber warum klingst du so
endgültig?«
    Phardemim lächelte. »Es gibt keine Endgültigkeit, alter Freund.
Alles ist möglich. Deshalb möchte ich, daß ihr mich tötet und hier zur Ruhe
legt. Nur so kann ich … übersehen werden.«
    Â»Ãœbersehen? Von wem?« hauchte Grigol.
    Â»Von der Vergangenheit.«
    Â»Wie meistens verstehe ich kein Wort von dem, was du so redest«,
lächelte Cruath Airoc Arevaun. »Aber das Zweifeln habe ich mir schon in Galliko
abgewöhnt und in den Blutbädern der Felsenwüste. Wenn du tot sein willst und
begraben, werden wir dich töten und begraben. Ich hoffe nur, daß wir uns
wiedersehen.«
    Â»Das verspreche ich dir.« Wieder umarmten sich Arevaun und
Phardemim. Grigol nahm etwas Abstand von dieser Vertraulichkeit.
    Phardemim wählte sich eine Grabstelle. »Hier, zwischen diesen beiden
Frauen. Dann kann ich vielleicht dort unten ein Schwätzchen halten und
Wissenswertes über Warchaim erfahren.«
    Arevaun holte einen Spaten vom Werkzeughaufen der Totengräber. Dann
hob er im Alleingang ein Grab aus. Allzu tief brauchte es nicht zu sein.
    Â»Willst du keinen Sarg?« fragte Grigol unbehaglich.
    Phardemim betrachtete die jagenden Wolken. »In Endailon begegnete
mir einer, der einst den Mördern seiner Frau bis in ihre Särge folgte. Er wohnte dort unten, während er die Mörderleichen langsam in
Stücke schnitt und schändete. Seither kann er keine engen Räume mehr ertragen.
Doch es war ein äußerst enger Raum, in dem ich ihm begegnete.«
    Â»Also wohl kein Sarg«, murmelte Grigol achselzuckend.
    Â»Tief genug«, grinste Arevaun schließlich. »Wer soll es tun?«
    Â»Nimm es mir nicht übel, alter Freund, aber Grigol ist der Präzisere
von euch beiden. Tu es, wie du es mit den anderen auch tust, Grigol.«
    Â»Bisher ist aber noch keiner von denen wieder aufgestanden«,
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