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Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste
Autoren: Chris P. Rolls
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all dem hier erstickt wurde. Er konnte es einfach nicht! Zu viel war geschehen, zu vieles hatte ihn verändert. Er konnte nicht zurück in sein altes Leben!
    Schwer atmend blieb er schließlich in der Bibliothek stehen, stützte sich mit den Händen auf einen Sessel und versuchte, sich zu sammeln. Miguels schwarze Augen. Sie verfolgten ihn, brannten in ihm, er war in ihrem Abgrund gefangen. Auch wenn er geglaubt hatte, aus ihm entkommen zu sein, so stimmte das doch ganz und gar nicht.
    Nein! Er wollte so nicht leben. Nicht ohne ihn! Ewig würde er sich fragen, ob es nicht noch mehr gab, ob es nicht anders sein konnte. Plötzlich bekamen all jene Worte Jeans eine tiefere Bedeutung, der ihm von dem freien Leben in der Karibik erzählt hatte. War nicht auch er aus seinem Leben geflohen, um Erfüllung zu finden? Sein persönliches Glück, das ihm in seiner Heimat verschlossen geblieben war. Simon hörte das Öffnen der Tür hinter sich, als nacheinander sein Vater, Claire und
     ihr Vater, Robert, weitere Gäste und der Priester hereinkamen, drehte sich langsam um und holte tief Luft. „Es tut mir leid“, brachte er bedauernd hervor, zunächst noch zögernd, dann sicherer werdend, „aber ich kann es nicht tun.“ „Simon!“ Die Stimme seines Vaters klang überaus empört. „Was erlaubst du dir? Alles wartet dort draußen auf euch. Wie kannst du einfach davon rennen?“
    Simon schluckte hart und blickte zu Claire hin, die ihn verwirrt ansah. Der Blick ihres Vaters hingegen war nur wütend. Sie verstanden ihn nicht. Keiner von ihnen. Wie sollten sie auch. Sie hatten nicht gesehen und erlebt, was er erfahren hatte. Er wusste jetzt erst, wie stark es ihn verändert hatte.  „Ich muss gehen“, erklärte Simon leise, fügte deutlicher hinzu: „Ich muss ihn wiederfinden.“
    Sein Vater blickte ihn überrascht und ohne Verständnis an. Simon wusste es nun mit absoluter Sicherheit. Sein Entschluss stand fest. Irgendwo, irgendwann würde er ihn wiederfinden. Nun erst verstand er Miguels und auch Jeans Suche. Ohne Miguel konnte und wollte er nicht länger leben. Simon lächelte. Denn er wusste mit einem Mal, dass er etwas ganz Besonderes erlebt hatte, dass ihm Miguel ein ganz kostbares Geschenk gemacht hatte und die Leere in ihm nur ausgefüllt wäre, wenn er mit ihm zusammen war.
    „Was redest du da? Wen musst du finden?“, wollte sein Vater erstaunt wissen.
    Die anderen Gäste blickten ihn verständnislos an.                   „Er meint vermutlich mich!“, erklang es plötzlich laut hinter ihnen.
    Simon erkannte sofort seine Stimme. Sein Herz hörte auf zu schlagen, blieb Sekundenbruchteile einfach stehen, nur um freudiger, erregter loszupochen.
    Miguel! Augenblicklich fühlte er die Hitze in sich, die diese schwarzen Augen immer in ihm auslösten. Seine Knie begannen zu zittern, als der Spanier zwischen den anderen vortrat. Er war edel gekleidet und hatte sich anscheinend unerkannt unter die Gäste gemischt.
    „Guten Abend, werte Lords und Ladies!“, begrüßte er die anderen mit seiner typischen, dunklen und spöttisch klingenden Stimme.
    Verwunderte Blicke trafen ihn, während er einen weiteren Schritt machte und sich mit einer ausladenden Geste elegant verbeugte.
    „Mein Name ist Miguel Arlez Arroyo“, stellte er sich laut vor und grinste breit in die verblüfften Gesichter um ihn her. „Seien Sie nicht zu bekümmert, wenn Sie den Namen noch nie gehört haben!“
    Sein Blick wanderte über die Männer und Frauen vor ihm, die ihn wie ein exotisches Tier neugierig betrachteten. Lord of Fenderwick hingegen hatte die Stirn in Falten gelegt und musterte ihn missbilligend.
    „Miguel Arlez Arroyo“, wiederholte der Spanier lauter, „Geboren in der Gosse, denn nichts anderes bedeutet Arroyo!“ Ein breites, hinterhältiges Grinsen überzog sein Gesicht mit dem Schnurrbart.
     „Sohn einer gewöhnlichen Hure, Bastard von Gott-weiß-wie-vielen möglichen Vätern“, rief Miguel                            besonders laut durch den Raum.
    Miguel lachte laut auf, als erschrockene Laute erklangen und mehr als einer der Anwesenden einschließlich des Priesters sich hastig bekreuzigten. Belustigt schaute er in die Runde und trat einen Schritt auf die erstarrten Gäste zu, die augenblicklich vor ihm zurückwichen. Mehrere Frauen hielten sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    „Ich lebe in den Straßen von Dreck und Diebstählen!“, fuhr Miguel schmunzelnd fort und wurde
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