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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße
Autoren: Ellis Peters
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Wärme in der Winternacht, die seinen Weg zu segnen schien.
    Drinnen war es still. Im Chor waren offenbar alle Lichter gelöscht, sonst hätte er bestimmt in den oberen Fenstern einen Schimmer wahrgenommen. Also waren Matutin und Laudes schon vorüber, und nur noch das Ewige Licht auf dem Altar brannte. Alle Mönche hatten vermutlich wieder ihr Lager aufgesucht, um noch eine Weile zu schlafen, bis sie sich beim Morgengrauen zur Prim aufs neue erheben mußten. Auch recht! Dann blieb ihm Zeit, sich innerlich zu rüsten.
    Die Stille und Dunkelheit des Torhauses schüchterten ihn in sonderbarer Weise ein. Ihm schien, als wäre alles verlassen und er könne nicht hineingelangen, als wäre ihm nicht nur das Tor verschlossen, sondern auch die Kirche und der ganze Orden, als wiese ihn das ganze Kloster zurück. Es kostete ihn Überwindung, am Glockenstrang zu ziehen und damit die Stille zu durchbrechen. Erst nach einer Weile tauchte der Bruder Pförtner auf. Als Cadfael schließlich das leise Schlurfen sich nähernder Sandalen und das Klirren hörte, mit dem der Riegel zurückgeschoben wurde, klang ihm das wie Musik in den Ohren.
    Die Schlupftür öffnete sich weit, und der Bruder Pförtner beugte sich nach draußen, um zu sehen, welcher Reisende um diese Stunde Einlaß begehrte. Wirr umstanden die Haare seine Tonsur, auf seiner rechten Wange waren noch die Spuren des Kissens sichtbar, und seine Augen blickten schlaftrunken. Die vertraute Wärme der brüderlichen Gemeinschaft hüllte Cadfael ein. Könnte der Abtrünnige doch dort wieder Zutritt finden!
    »Ihr seid spät unterwegs, mein Freund«, sagte der Pförtner und sah vom Schatten eines Mannes zum Schatten eines Pferdes hinüber, aus dessen Nüstern Dampf in die kalte Luft aufstieg.
    »Oder früh«, entgegnete Cadfael. »Kennst du mich nicht, Bruder?«
    Es war nicht klar, ob die Stimme vertraut war oder der Anblick der Kutte den Pförtner erinnert hatte, nachdem seine Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt waren, doch sogleich nannte er ihn beim Namen. »Cadfael? Bist du es wirklich? Wir hatten dich schon verloren geglaubt. Und jetzt stehst du mit einem Mal mitten in der Nacht am Tor! Niemand erwartet dich.«
    »Ich weiß«, sagte Cadfael betrübt. »Wir müssen die Entscheidung des Vaters Abt abwarten. Laß mich zumindest ein, damit das arme Tier ein wenig Ruhe findet, denn ich habe es zu hart herangenommen. Es gehört in die Burg, und ich werde es morgen dorthin zurückbringen, was auch immer über mich entschieden wird - nur laß es mich für die Nacht hier unterbringen. Um mich mach dir keine Sorgen. Ich brauche kein Bett. Offne das Tor und laß mich das Pferd hineinführen, dann magst du dein Lager wieder aufsuchen.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, dich auszusperren«, erwiderte der Pförtner, »aber um diese Stunde braucht es eine Weile, bis ich wach werde.« Er schob den Schlüssel ins Schloß des großen Tores und öffnete einen Flügel. »Du kannst dich gern zur Ruhe legen, nachdem du das Tier versorgt hast.«
    Müde trottete der Rotschimmel in den gepflasterten Hof. Der Klang seiner Hufe, die er vorsichtig setzte, hallte in der frostklaren Luft. Der schwere Torflügel schloß sich wieder hinter ihnen, und wurde mit dem Schlüssel verriegelt.
    »Leg dich ruhig wieder hin«, sagte Cadfael. »Ich hab eine Weile mit ihm zu tun. Alles andere kann bis zum Morgen warten. Ich habe Gott und der heiligen Winifred dies und jenes zu sagen, das wird mich den Rest der Nacht in der Kirche beschäftigen.« Halb gegen seinen Willen fügte er hinzu: »Hatte man mich schon abgeschrieben wie eine uneinbringbare Schuld?«
    »In keiner Weise!« wies der Pförtner diesen Verdacht zurück.
    Aber erwartet hatte man ihn nicht. Seit Hugh ohne ihn aus Coventry zurückgekehrt war, hatten sich wohl jene, die ihm freundlich gesonnen waren, insgeheim von ihm verabschiedet. Die anderen aber, die ihm weniger nahe standen oder keine freundschaftlichen Empfindungen für ihn hegten, mochten ihn gar aus ihrem Leben gestrichen haben, ohne groß darüber nachzudenken. Bruder Winfrid mußte sich im Kräutergarten verlassen und verraten vorgekommen sein.
    »Das ist sehr gütig«, sagte Cadfael seufzend und führte das ermattete Pferd der Wärme des Stalles entgegen.
    Dort übereilte er sich nicht. Es war angenehm, umgeben vom Strohgeruch mit dem Tier allein zu sein, es von seiner Last zu befreien und es zu versorgen. Um sich herum hörte er die Geräusche der anderen Pferde.
    Zumindest ein
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