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Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann

Titel: Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Autoren: Dale Brown
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folgen. Kasakow war bereits auf Höhe des ersten Stocks, bevor Susic auch nur die Treppe betreten hatte.
    Die Turmkabine war nicht sehr groß und nicht sehr warm – bei voll aufgedrehter Heizung beschlugen die Scheiben –, aber die Posten hatten guten, starken Kaffee aus Nicaragua und deutsche Zigaretten, von denen Kasakow sich eine von dem überraschten und sichtlich beeindruckten Sergeanten geben ließ. Kasakow achtete darauf, die Zigarettenglut zwischen vorgehaltenen Händen zu verbergen – eine in der abgedunkelten Kabine brennende Zigarette war hunderte von Metern weit zu sehen und wäre ein gutes Ziel für einen Scharfschützen gewesen. »Alles in Ordnung heute Abend, Sergeant?«, fragte er.
    Der Wachhabende legte Kasakow seine Kladde vor. »Wir haben heute etwas mehr Passanten als gestern gezählt, Oberst«, meldete er. Die Posten hielten Zahl und allgemeine Beschreibung aller Personen fest, die in Sichtweite der Wachttürme vorbeikamen, und da Kasakows Hauptquartier an der zum Flughafen führenden Hauptstraße lag, herrschte dort unten immer Betrieb – selbst nachts und bei schlechtem Wetter. »Vor allem Neugierige, die vorbeikommen, um die bösen Russen anzugaffen.«
    Vor dem russischen Komplex fanden fast täglich Demonstrationen von Kosovo-Albanern statt, die gegen die Anwesenheit von Russen in ihrer Provinz protestierten. Die Demonstrationen waren meistens laut, aber klein: ein paar Dutzend alte Männer und Frauen mit Trillerpfeifen und Handlautsprechern, die in Sprechchören »Russen raus!« forderten. In letzter Zeit waren die Demonstrationen jedoch größer und feindseliger geworden, hatten etwas näher am Zaun stattgefunden, und jetzt wurden in der Menge mehr junge Männer beobachtet – wahrscheinlich Angehörige der Kosovo-Befreiungsarmee, die den Auftrag hatten, die russischen Sicherheitsmaßnahmen zu erkunden. Kasakow nahm die neuen Demonstrationen sehr ernst und hatte während dieser Aktionen Doppelstreifen eingesetzt, was seine personellen Ressourcen noch mehr angriff. Aber die Kosovaren mussten imponierend starke russische Kräfte sehen, denn nach Kasakows Überzeugung würden sie zuschlagen, sobald sie irgendeinen Schwachpunkt entdeckten.
    »Ihre Reaktion?«
    »Verstärkte Streifen – leider nur zu Fuß, weil keine zusätzlichen Fahrzeuge verfügbar sind – und die Bitte an den Polizeichef von Prizren und den NATO-Sicherheitsdienst, ihre Streifentätigkeit in der Stadt ebenfalls zu erhöhen.«
    »Gut, gut«, sagte Kasakow. Er warf Susic, der sich gerade erst die letzten Stufen heraufkämpfte, einen vernichtenden Blick zu. Dann trat er an den Platz des Sergeanten und beugte sich nach vorn, um durch das Infrarot-Nachtsichtgerät mit Restlichtverstärker zu sehen. »Wo sind die zusätzlichen Fußstreifen, Sergeant?«, fragte er, nachdem er das Gelände kurz abgesucht hatte.
    Der Sergeant wirkte leicht verlegen. »Ich … ich habe vor ungefähr einer halben Stunde Freiwillige aufgefordert, sich zu melden«, antwortete er zögernd. »In den letzten drei Wochen haben meine Männer überlappende VierzehnStunden-Schichten absolviert, Oberst. Sie sind erschöpft und …«
    »Ich verstehe, Michail, ich verstehe«, unterbrach Kasakow ihn. »Wenn Sie wollen, übernehme ich die Rolle des schwarzen Manns: Ich befehle, dass ab sofort ein zusätzlicher Zug Streife geht. Geben Sie den Befehl weiter. Und dann verbinden Sie mich mit dem Kommandeur des NATO-Sicherheitsdiensts. Ich will nicht mit dem Wachhabenden oder dem Offizier vom Dienst sprechen – ich will den Kommandeur persönlich, diesen deutschen Major mit dem skandinavischen Namen.«
    »Johansson«, sagte der Sergeant, während er nach dem Hörer des Feldtelefons griff. »Was ist mit dem Polizeichef?«
    »Den nehme ich mir selbst vor.« Kasakow suchte weiter das Gelände vor dem Zaun ab, als Susic japsend und keuchend, als stehe er kurz vor einem Herzanfall, den kleinen Raum betrat. Trotz der Kälte war er in Schweiß gebadet. »Hauptmann, der Sergeant meldet, dass er verstärkte Polizeistreifen vor unserem Zaun angefordert hat. Ich sehe aber keine. Weshalb diese Verzögerung?«
    »Ich … ich kümmere mich sofort darum, Oberst«, keuchte Susic. »Lassen Sie mich … nur erst wieder zu Atem kommen.«
    »Sind Sie bereit, den Kontrollgang fortzusetzen, Hauptmann? Also los! Ich will heute Abend jeden Zentimeter unseres Zauns inspizieren. Ihre Befehle können Sie über Funk erteilen.« Kasakow war aus der Tür und lief die Treppe hinunter, bevor
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