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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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was denn genau?«, fragte er, denn er wollte sicher sein.
    Karina stemmte die Hände in die Hüften. »Das Wasser. Er soll es bekommen … direkt ins Gesicht.« Sie bückte sich und zog den Kragen von Thorns zerfressenem Pelz zur Seite. Wieder versuchte Thorn, ihre Hand wegzuschlagen.
    »Aber…«, begann Hal unsicher. Zugegeben, Thorn war alt, schmutzig und abgerissen. Seine rechte Hand fehlte und er war ein Wrack und stolperte im Dorf herum. Dennoch war er ein starker Mann, von dem man wusste, dass er keinen Spaß verstand. Vielleicht war es nicht klug von einer schmalen Frau mit sechzig und ihrem zehnjährigen Sohn, einen solchen Mann mit Wasser zu überschütten – zumindest nicht ohne sich vorher genau überlegt zu haben, wie man dem wütenden Thorn entkam.
    Karina tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den schneebedeckten Boden. Hal wusste, das war kein gutes Zeichen. Sie deutete wieder auf den Eimer.
    »Mach schon.«
    Hal zuckte mit den Schultern und nahm den vollen Eimer auf.
    »Jetzt«, sagte sie.
    Und er tat es.
    Sobald der erste Schwall ihn traf, erwachte Thorn mit einem Röhren. Er klang wie das wütende Walross, das Hal im letzten Sommer gehört hatte – wenngleich Thorn das Walross an Lautstärke bei Weitem übertraf. Thorn versuchte sich aufzusetzen, und er ruderte mit den Armen, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.
    Karina bemerkte, dass der Eimer immer noch zu einem Drittel gefüllt war.
    »Und den Rest auch noch«, befahl sie. Gehorsam goss Hal das verbliebene Wasser aus.
    Wenn jemand wie ein verwundetes Walross klingt, liegt es nahe, dass er dabei den Mund aufsperrt. Thorns Mund stand jedenfalls offen, als er die verbliebenen vier Liter Wasser abbekam.
    Das Röhren verwandelte sich in ein Luftschnappen und Husten, als das Wasser seine Kehle hinunterrann. Er hustete und würgte und drehte sich zur Seite, als fürchte er einen weiteren Schwung Wasser. Aber der Eimer war leer.
    Thorn öffnete die Augen, sie waren trübe und blutunterlaufen. Er blinzelte ins helle Morgenlicht, das vom Schnee reflektiert wurde, und sah zwei schmale Gestalten vor sich.
    Hal, der immer noch den leeren Eimer hielt, versuchte vergeblich, ihn schnell zu verbergen.
    »Du hast den Eimer über mich geschüttet«, knurrte Thorn. »Warum hast du das gemacht?«
    »Weil ich es ihm gesagt habe«, antwortete Karina. In ihrer Stimme schwang ein Ton, der keine weiteren Fragen zuließ. Also entschied Thorn sich für die Mitleidstour, um ihr hartes Herz zu rühren.
    »Ich hätte ertrinken können! Ich bin bis auf die Haut durchnässt. Ich werde mir wahrscheinlich den Tod holen. Wie kannst du so … so grausam sein?«, jammerte er.
    Karina war weit davon entfernt, sich rühren zu lassen. Sie war wütend – über alle Maßen wütend, dass Thorn sich so hatte gehen lassen, bis er nur ein Schatten seiner selbst war.
    »Steh auf, Thorn!«, befahl sie.
    Er ruderte wieder mit den Armen und versuchte, im glitschigen Schnee Halt zu finden.
    »Wasser auf einen armen, frierenden Mann zu schütten«, murrte er vor sich hin. »Was für eine Frau tut denn so was? Wie kann jemand so herzlos sein? Ich bin krank. Ich kann mir nicht helfen. Jetzt werde ich an Lungenentzündung sterben, hier draußen im Schnee. Kümmert das irgendjemand? Nein. Ganz sicher nicht die Hexe, die mir das Wasser übergeschüttet hat, damit ich ertrinke …«
    »Du machst eine Menge Lärm für einen Ertrinkenden«, stellte Karina fest. Dann gab sie ihrem Sohn ein Zeichen. »Hilf ihm auf die Füße, Hal.«
    Hal trat vorsichtig einen Schritt vor. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er es wagen konnte. Zögernd packte er Thorns linken Arm, zog den Nordländer über die Schultern und beugte die Knie, um genug Kraft zu haben, diesem Wrack hochzuhelfen. Dabei bekam er eine volle Ladung von dem Körpergeruch des Alten ab, sodass er sofort sein Gesicht wegdrehte und versuchte, nicht durch die Nase zu atmen.
    »Igitt!«, rief er aus und kämpfte gegen den Würgereiz an. »Er stinkt wirklich schlimm!«
    Thorn rappelte sich auf und hielt sich an dem Jungen fest, um nicht zu stürzen. Das führte dazu, dass Hal noch mehr von dem widerlichen Dunst abbekam, der sich über sieben ungewaschene Monate hinweg entwickelt hatte. Der Junge versuchte zurückzuweichen, aber Thorn klammerte sich an ihn und die beiden schwankten unsicher hin und her.
    »Ach, bei Gorlogs sämtlichen Klauen! Er stinkt! Er stinkt wirklich. Noch schlimmer als Skarlsons alter Ziegenbock!«, beschwerte sich Hal.
    Wider
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