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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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willst, kümmere ich mich noch heute um den Schuppen. Kann ihn genauso gut gleich in Ordnung bringen und einziehen. Dann kannst du mir eine Liste der Dinge geben, die ich erledigen soll.«
    »Ja, aber da ist noch das Allerwichtigste«, sagte Karina.
    Als er sie fragend ansah, erklärte sie mit fester Stimme: »Nimm ein Bad. Und zwar ein langes.«

    Das war vor sechs Jahren gewesen. Mittlerweile waren zwölf Jahre vergangen seit dem Beutezug, der Hals Vater das Leben gekostet hatte, und Hal war beinahe sechzehn. In dieser Zeit war Thorn ein vertrauter Anblick in Karinas Gasthaus geworden. Er war in den Schuppen gezogen, der unmittelbar an der Rückwand des Gasthauses stand, auch wenn seine Vorstellung von »in Ordnung bringen« nicht ganz den allgemeinen Vorstellungen entsprach. Er hatte die Löcher im Dach repariert und die größeren Risse in den Wänden, aber sein Schuppen blieb stets eine dunkle und unwirtliche Höhle, in der seine Kleidung und Habseligkeiten unordentlich herumlagen. Und auch wenn sich seine Körperpflege verbessert hatte, ließ sie doch immer noch einiges zu wünschen übrig.
    »Ich bin zwölfmal sauberer, als ich es früher war«, hatte er stolz verkündet.
    Als Karina ihn darauf hinwies, dies bedeute bestenfalls, dass sich sein Baderhythmus von einmal pro Jahr auf einmal im Monat gesteigert habe, was nicht wirklich etwas wäre, womit man angeben könne, hatte er beleidigt gemurrt: »Ich bin ja nicht so schmutzig. Baden ist für die, die schmutzig sind.«
    Von Zeit zu Zeit lockte ihn der Branntwein, besonders in den Nächten, in denen sein Armstumpf schmerzte. Doch er kämpfte dagegen an und überwand diese Momente. Karina hatte ihm eine zweite Chance gegeben, die er nicht verspielen durfte. Und während er weiter der alltäglichen Arbeit rund um das Gasthaus nachging, wurde ihm klar, dass er unter keinen Umständen das Risiko eingehen wollte, wieder in seine alten Gewohnheiten zurückzufallen.
    Die Arbeit war befriedigend, besonders für jemanden, der geglaubt hatte, zu nichts mehr nütze zu sein. Er hackte Feuerholz und schwang die schwere Axt mit seiner linken Hand, als sei sie nichts weiter als ein kleines Beil. Er kümmerte sich um sämtliche Instandhaltungsarbeiten, und am Ende jeden Tages verspürte er die Zufriedenheit, etwas geschafft zu haben.
    Am wichtigsten für ihn war es jedoch, an Hals Leben teilhaben zu können. Er erfreute sich an Hals Begeisterung und Energie, an seiner Vorstellungskraft und seinem Einfallsreichtum. Der Junge hatte eine Vorliebe für Werkzeug und eine natürliches Talent für die Arbeit mit Holz. Thorn war früher selbst einmal ein fähiger Tischler gewesen. Natürlich war er mit nur einer Hand nicht länger in der Lage, die Feinarbeiten auszuführen. Aber er stellte fest, dass Erak seine alte Werkzeugkiste für ihn aufbewahrt hatte und schenkte sie dem Jungen. Geduldig brachte er ihm bei, wie man die Werkzeuge einsetzte – das Querbeil, den Stechbeitel, die verschiedenen Messer und Hämmer und den Drillbohrer. Mit guten eigenen Werkzeugen und unter Thorns Anleitung wurde Hals Talent zu einer echten Fertigkeit.
    Umgekehrt war der alte Seewolf nur allzu bereit, bei Hals Plänen mitzumachen. Der Junge war ein kunstfertiger Schreiner geworden, und er besaß einen Einfallsreichtum, der in Thorns Augen fast schon begnadet war.
    »Er denkt sich etwas aus, zum Beispiel eine neue Art und Weise, etwas Bestimmtes zu tun«, erzählte Thorn bei mehr als einer Gelegenheit, »und dann macht er es einfach!«

Kapitel drei

    R eich mir noch einen Eimer, Thorn.«
    Hal stand auf einer Leiter in der Küche seiner Mutter und drehte sich zur Seite, um einen Wassereimer in ein großes Fass zu schütten. Er stöhnte, als er einen weiteren Eimer von dem alten Seewolf bekam, und hob ihn über seine Schulter. Dabei bemerkte er, dass Thorn ihm die Eimer ohne die leiseste Anstrengung hochreichte.
    Als das Wasser in das halb gefüllte Fass plätscherte, war ein verdächtiges Knarren zu hören.
    Thorn runzelte die Stirn. »Was war das?«, fragte er misstrauisch.
    Hal reichte ihm den leeren Eimer hinunter und winkte ab.
    »Nichts. Nur die Fassdauben, die sich unter dem Gewicht setzen.«
    »Ich weiß genau, wie es ihnen unter so viel Gewicht geht«, stöhnte Stig, der gerade die Küche mit zwei weiteren Eimern betrat, die er am Brunnen gefüllt hatte. »Wie viele davon brauchst du noch?«
    Stig war Hals bester Freund. Um genau zu sein, war er abgesehen von Thorn Hals einziger echter Freund.
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