Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See
Autoren: Flammendes Herz
Vom Netzwerk:
den Kugeln getroffen werden, und hinter der Schauspielerin war die Pistole nicht zu sehen, die Yasmeen in der Schärpe stecken hatte. Noch brauchte sie sie nicht zu ziehen. Bis sie das Reden leid war, genügte ihr Messer.
    Als würde sie plötzlich begreifen, was ihre Position bedeutete, gab die Schauspielerin ein verzweifeltes Quieken von sich. Yasmeen zischte ihr eine Warnung ins Ohr, und die Frau verfiel in Schweigen und zitterte.
    Die Stiefelschritte erreichten die Treppe. Langsam kamen erst Zenobias bleiche nackte Füße und dann Mattsons schwarz glänzende Stiefel in Sicht. Zenobia war an den Handgelenken gefesselt. Er musste sie im Schlaf überrascht haben. Ihr braunes Haar war ungekämmt, und sie trug ein dickes weißes Nachthemd. Sie war mit einem breiten Stoffstreifen geknebelt, der sich zwischen ihren ausgetrockneten Lippen spannte und hinter ihrem Kopf zusammengebunden war. Ihre Augen hatten dieselbe Farbe wie die ihres Bruders – Smaragdgrün eher als das gelbliche Grün von Yasmeens Augen – und blitzten vor Zorn und vor Angst.
    Zenobia sah Yasmeen unverwandt an, die aber nur kurz einen Blick auf ihr Gesicht und den Revolver warf, den Mattson ihr an den Hals drückte, und sie dann nicht weiter beachtete. Die Bedrohung ging von Mattson aus, und Yasmeen war nicht so dumm, sich übertölpeln zu lassen, nur weil sie vor einer Autorin, deren Arbeit sie bewunderte, Kuhaugen bekam.
    Obwohl Zenobia eine hochgewachsene Frau war, blieb Mattson vom Kinn aufwärts völlig ungeschützt. Idiot. Er hätte sich besser kleingemacht, aber vielleicht empfand er eine geduckte Haltung als Beleidigung seiner Würde. Mit seinem sauber gestutzten Schnauzbart und seiner gebügelten Kleidung stand er so aufrecht da wie ein Soldat; allerdings hatte Yasmeen noch nie einen Soldaten kennengelernt, der so schnell beleidigt war wie Peter Mattson. Sein Gesicht rötete sich in der Sonne eher, als dass es braun wurde, sodass er stets rot vor Zorn zu sein schien – was er allerdings auch oft war. Mit seiner Empfindlichkeit, was Zweifel an seinem Charakter betraf, und seiner durchaus eine Herausforderung darstellenden Körperkraft war er in den Kneipen von Port Fallow der Liebling sämtlicher Stammgäste, die gern eine Schlägerei vom Zaun brachen.
    Gleich beim Eingang zum Salon blieb er stehen, noch im Foyer, mit Zenobia in der Türöffnung. Damit stand ihm der Weg zur Haustür offen – er sorgte also ebenfalls für einen Schutzschild und einen Fluchtweg. Der Schwachkopf. Wenn er es vermeiden wollte, erschossen zu werden, hätte er nicht bereits mit gezogener Waffe nach unten kommen sollen.
    Seine blassblauen Augen sahen sie an. »Lady Corsair.«
    Nein, nur ihr Kapitän . Das Luftschiff war eine Lady, sie aber ganz gewiss nicht. Yasmeen machte sich jedoch nicht die Mühe, ihn zu korrigieren. Alle Welt redete sie falsch an. Kein Wunder, wenn er es dann auch tat.
    »Mr Mattson«, sagte sie. »Ich glaube, Sie sind hier, um einen Austausch vorzunehmen. Ihre Geisel gegen meine vielleicht?«
    »Ich will die Zeichnung.«
    Natürlich, was sonst – und er würde sie natürlich nicht bekommen. Aber als Geschäftsfrau war sie neugierig, was er ihr anbieten würde. »Im Austausch gegen was?«
    »Gegen nichts.«
    »Sehr großzügiges Angebot, dennoch bin ich nicht verlockt, es anzunehmen.«
    »Sollten Sie aber. Geben Sie mir jetzt die Zeichnung, und meine Kompagnons lassen Sie vielleicht am Leben. Ich werde ihnen sagen, dass Sie kooperiert haben.«
    Das konnte Yasmeen nicht zulassen. »Und meinen Ruf ruinieren? Kommt nicht infrage, Mr Mattson – zumal Sie Ihre Kompagnons üblicherweise umbringen. Ich bezweifle, dass ich von denen viel zu befürchten hätte.«
    »Sie haben keine Vorstellung, mit wem Sie sich da anlegen.« Sein Blick wanderte von ihren Augen weg zu dem Messer an der Kehle der Schauspielerin. Seine Lippen kräuselten sich. »Meinen Sie, es macht mir etwas aus, wenn sie stirbt? Na los, schneiden Sie ihr –«
    Der Knall ihrer Pistole setzte seinen Worten ein Ende. Mattsons Hirn spritzte gegen die Wand im Foyer. Er fiel um, sein Revolver klapperte über den Boden – und glücklicherweise löste sich kein Schuss.
    Mit aufgerissenen Augen hob Zenobia ihre gefesselten Hände und berührte die Blutspritzer auf ihrer Wange und ihrer Stirn. Sie schrak aus ihrer Erstarrung auf und wäre beinahe über Mattsons Füße gestolpert, als die Schauspielerin plötzlich aufkreischte, sich wegduckte und die Ohren zuhielt. Dafür war es ein bisschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher