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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten
Autoren: Lindsey Davis
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festgesetzt. Der Geruch war unerträglich; ich ging nach Hause, um mich umzuziehen.
    Ich wohnte im Dreizehnten Bezirk. Das waren zehn Minuten zu gehen, wenn wenig Verkehr herrschte, aber jetzt um die Zeit brauchte ich dreimal so lange, um mich durch das Gewühl zu drängen. Der Trubel schien ärger denn je. Als ich endlich zu Hause ankam, war ich wie taub und völlig erledigt.
    Das Falco-Apartment war das Beste, was ich mir leisten konnte, also eine grausliche Bleibe. Ich wohnte zur Miete in einer miesen Mansarde über der Wäscherei Adler in einer Straße, die hochtrabend Brunnenpromenade hieß (aber niemals einen Brunnen besessen hatte und auch keine Promenade war). Um zu diesem imposanten Domizil zu gelangen, mußte ich von der vergleichsweise luxuriösen, befestigten Via Ostia abbiegen und mich durch eine Reihe von verschlungenen Torwegen zwängen, die immer schmaler und bedrohlicher wurden. Da, wo die Fahrrinne praktisch ins Nichts zusammenschrumpfte, lag die Brunnenpromenade. Ich schlängelte mich zwischen etlichen Wäscheleinen mit feuchten Togen hindurch, die den Eingang zur Wäscherei blockierten, und stieg dann die sechs steilen Treppen zu der himmelhohen Bruchbude hoch, die mir zugleich als Büro und Wohnung diente.
    Oben angekommen klopfte ich, nur so zum Spaß und auch, um etwaiges Getier zu verscheuchen, das sich womöglich während meiner Abwesenheit hier verlustierte. Schließlich bat ich mich einzutreten und entriegelte die Tür.
    Ich hatte zwei Zimmer, jedes knapp acht Fuß im Quadrat. Der wackelige Balkon wurde extra berechnet, aber mein Vermieter Smaractus gab mir einen Rabatt in Form von Tageslicht, das durch ein Loch im Dach hereinschien (plus kostenloser Wasserzufuhr, wann immer es regnete). Es gab Multimillionäre in Rom, die ihre Pferde besser unterbrachten, aber andererseits waren Tausende von Unbekannten noch schlechter dran.
    Mein Penthouse war die richtige Bleibe für Leute, die oft ausgingen. Dennoch hatte ich mich in diesem erbärmlichen Loch fünf Jahre lang ganz wohl gefühlt. Billig war es nie gewesen; in Rom gab es keine günstigen Wohnungen. Manche meiner Nachbarn waren ziemlich unangenehme Typen, aber vor kurzem hatte sich ein liebenswerter Gecko bei mir einquartiert. Wenn ich die Balkontür offenließ, konnte ich vier Gäste bewirten, und falls ein Mädchen dabei war, das nichts dagegen hatte, auf meinem Schoß zu sitzen, sogar fünf. Ich lebte allein; was anderes war finanziell auch gar nicht drin.
    Begierig darauf, endlich aus meiner stinkenden Tunika rauszukommen, durchquerte ich schnell das vordere Zimmer. Hier hatte ich einen Tisch, an dem ich aß, schrieb oder über das Leben nachdachte, außerdem eine Bank, drei Hocker und einen Herd, Marke Eigenbau. Im Schlafzimmer standen mein durchgelegenes Bett, ein Gästesofa, eine Kleidertruhe, die gleichzeitig als Waschtisch diente, und eine Trittleiter, um im Notfall das lecke Dach zu flicken.
    Erleichtert stieg ich aus den Kleidern, benutzte den Rest Wasser in einem Krug dazu, mich nochmal gründlich abzuschrubben, und kramte dann eine Tunika heraus, die erst zwei neue Risse aufwies, seit meine Mutter sie das letzte Mal geflickt hatte. Ich kämmte mich flüchtig, rollte meine zweitbeste Toga zusammen für den Fall, daß ich später noch in ein seriöses Lokal einkehren sollte, und stapfte wieder nach unten.
    Als ich meine schmutzigen Sachen in der Wäscherei abgab, begrüßte Lenia, die Inhaberin, mich mit heiserer Stimme.
    »Falco! Smaractus wartet auf deine Miete!«
    »Na so eine Überraschung! Sag ihm, im Leben kriegt man nicht immer alles, was man sich wünscht.«
    Lenia saß in dem Winkel, den sie sich als Büro eingerichtet hatte. Da hockte sie in ihren schmierigen Schlappen und schlürfte Pfefferminztee. Bevor diese bedauernswerte Närrin beschloß, in Immobilien zu investieren (und sich ihre Zukunft zu verbauen), indem sie sich unseren Vermieter Smaractus als Ehemann angelte, hatte Lenia zu meinem ärmlichen Freundeskreis gezählt. Sobald ich sie dazu überreden konnte, diesem Scheusal den Laufpaß zu geben, würde sie wieder dazugehören. Lenia war eine aus dem Leim gegangene Schlampe, die fünfmal mehr Kraft hatte als man ihr ansah, und auffallenden, Henna-roten Zotteln, die sich dauernd unter dem Tuch hervorstahlen, das sie um den Kopf geschlungen trug. Sie mußte sich ständig die Strähnen aus der Stirn streichen, um zu sehen, wo sie hintrat.
    »Er meint es ernst, Falco!« Sie hatte wäßrige Augen, und ihre Stimme
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