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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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weiß, ein iPhone. Wieso war sein Handy hier draußen? War er raus- und wieder reingegangen und hatte es zufällig verloren? Warum hätte er das tun sollen, wo er doch erst in einigen Stunden Dienstschluss hatte? War er von irgendwas – irgendwem – an die Tür gelockt worden?
    In meinem Kopf blinkten Warnlampen los. Ich drückte ein Ohr an die Holztür. Stille. Ich blieb einen Moment so stehen, nass, lauschend, überlegte, was ich tun sollte. Ich vergaß den heulenden Wind, der mir die Haare ins Gesicht peitschte, und den von zuckenden Blitzen erhellten Himmel.
    Ich holte Rausers Schlüssel hervor, schob ihn vorsichtig ins Schloss und drehte ihn leise. Ich drückte die Tür zwei Zentimeter auf … vier, sechs . Die Sicherheitskette spannte sich. Durch den Spalt sah ich ein Stück von der Couch, wo der Officer heute Morgen gesessen hatte. Keiner da. Keine Bewegung. Adrenalin schoss mir durch die Blutbahn. Jede Zelle meines Körpers wusste, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Mein Herz wurde zum Presslufthammer.
    Ich sprang von der Veranda, lief geduckt an den Vorderfenstern vorbei und nach hinten in Richtung von Rausers Büro, dem Gästezimmer, Miki. Ich hievte mich auf den Drahtzaun. Regen und Wind klatschten mir ins Gesicht. Mein Fuß rutschte an dem nassen Zaun ab, und Metallspitzen rissen mir die Haut entlang des Schienbeins auf. Opiatrezeptoren schossen ihr Feuerwerk ab, aber es fühlte sich trotzdem an, als würde jemand mir ein Brenneisen ans Bein halten. Ich verlor den Halt, fiel und schlug mit dem Rücken auf dem Boden auf. Schlammige Regenwasserbäche aus rotem Lehm hatten sich über den Bordstein ergossen und überfluteten jetzt den Garten. Ich war klatschnass. Ich stemmte mich hoch, kletterte wieder auf den Zaun, bekam den Fenstersims zu packen, zog mich hinauf und spähte durch Glas und Fliegengitter in einen dunklen Raum. Meine Augen brauchten ein paar Sekunden, bis sie sich umgestellt hatten. Aber dann sah ich das leere Bett.
    Wo war Miki?
    Wo war Officer Jacobs?
    Ich sprang wieder runter, lief unter die Veranda hinter dem Haus. Ich wollte dahin, wo die Fenster zum Esszimmer niedrig genug waren, um hineinzusehen. Rauser hatte ein paar Wände rausgeschlagen. Ich würde erkennen können, wo im Haus sie waren, und hoffentlich auch, was vor sich ging. Mir rasten zig Szenarien durch den Kopf. Und keines davon ging gut aus.
    Als ich um die Ecke bog, schlug mir der Wind in Orkanstärke entgegen. Alles, was nicht niet- und nagelfest war – Zweige, Blätter, Blüten, Vogelnester –, wurde losgerissen und flog durch die Luft. Erste schrotkorngroße Hagelkörner prasselten nieder. Ich drückte den Rücken gegen die Ziegelwand, beugte mich vor und versuchte hineinzuspähen.
    Meine Cousine saß am Esstisch. Ebenso wie Officer Jacobs. Sie hatten Klebestreifen über dem Mund. Ihre gebeugten Schultern verrieten mir, dass ihre Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren, vermutlich an die Stühle gefesselt, auf denen sie saßen. Beide trugen sie kleine, spitze Partyhütchen. Kerzen flackerten auf einer viereckigen weißen Torte mit blauem Zuckerguss.
    Ich schnappte nach Luft, drückte mich gegen die Hauswand, rang jähe Übelkeit nieder. Die Geburtstagsparty – der erweiterte Selbstmord. Jesse Owen Richards versuchte verzweifelt, die Szene nachzuspielen, die seine Kindheit zerstört hatte. Und ich hatte einen Platz am Tisch. An dem Tag, als er mir mit verzerrter Stimme drohte, hatte er das wörtlich gemeint.
    Wo war er?
    Ich tastete nach meinem Handy, versuchte, es vor dem Regen zu schützen, aber das war aussichtslos. Rauser meldete sich nach dem ersten Klingeln. Bei dem tosenden Wind konnte ich ihn kaum hören. In der Ferne heulten bereits Katastrophensirenen; überall in der Stadt wurden Menschen von automatischen Ansagen über Lautsprecher gewarnt. Atlanta wappnete sich für ein gigantisches Unwetter. «Richards hat Miki und deinen Officer. Er ist im Haus. Inszeniert eine Geburtstagsparty.»
    Dann … Krach . Ein Blitz schlug in einen Transformator auf einem Telefonmast am Straßenrand ein und ließ Funken sprühen. Ich spürte die Elektrizität durch mein Handy knistern. Ich ließ es fallen. Das Haus wurde dunkel. Ich fiel unter dem Fenster auf die Knie, drückte mich so dicht ans Haus, wie ich konnte. Richards würde bestimmt ans Fenster kommen, um nachzusehen, was passiert war, oder? Der Hagel türmte sich inzwischen, Millionen winzige Golfbälle. Das war die gefährlichste Phase eines
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