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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition)
Autoren: Amanda Kyle Williams
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übernehmen die Kreuzung. Was für einen Wagen fährt er?»
    «Einen silbernen Honda Accord, Baujahr achtundneunzig. Ist auf Julian Rabelo zugelassen.» Balaki nannte das Kfz-Kennzeichen, das zusammen mit dem Fahndungsbefehl an sämtliche Polizeidienststellen Georgias gegangen war.
    «Balaki, durchsuchen Sie den ganzen Mist hier. Mal sehen, ob Sie was Verwertbares finden. Bevins, vielleicht gibt’s in dem Computer da irgendwelche Hinweise, wo er sich nachmittags gern aufhält.»
    «Was ist mit dem Hund?», fragte Balaki.
    «Bringen Sie ihn in meinen Wagen. Ich nehme ihn mit ins Präsidium», sagte Rauser. Wir starrten ihn alle an. «Was denn? Soll der kleine Kerl etwa dabei sein, wenn wir sein Herrchen schnappen?» Er hob Hank auf und bekam das Gesicht geleckt. «Ach was, ich nehme ihn gleich selbst mit. Balaki, packen Sie mir sein Futter ein.»
    Ich stand mitten im Zimmer. Wohin ich auch schaute, überall waren Fotos von meiner Cousine, Beweise dafür, dass dieser Mann sie terrorisiert und ihre Privatsphäre wieder und wieder verletzt hatte. Ich sah Bilder von ihrem Haus und ihrem Auto, von Miki in Sportsachen auf einem Laufband. Ich dachte daran, wie sie zitternd gesagt hatte, sie habe sich im Sportstudio beobachtet gefühlt. Damals hatte ich ihre Ängste achtlos abgetan. Schuldgefühle raubten mir den Atem. «Ich sehe noch mal nach Miki», sagte ich zu Rauser.
    «Es geht ihr gut, Street. Der Officer, der bei ihr ist, hat sich regelmäßig gemeldet.»
    Ich schwieg, ließ den Blick erneut durch das Zimmer wandern. Es widerte mich an. «Ich möchte bei ihr sein, wenn du anrufst und sagst, dass ihr Richards geschnappt habt.»

[zur Inhaltsübersicht]
    38
    D er Donner krachte so heftig, dass ich ihn in dem blauen Knubbel von Auto spürte, als ich in Rausers baumbestandener Straße parkte. Die mächtigen Äste der alten Schwarz-Eichen schwankten im Wind wie Ruderboote auf hoher See. Der Himmel war blauschwarz – der perfekte Tag, um Jesse Owen Richards da hinzubringen, wo er hingehörte. Ich stellte mir die Überraschungsparty vor, die das Atlanta Police Department für ihn veranstalten würde. Ich wollte mein Leben wiederhaben. Ich wollte meine Cousine in Sicherheit wissen. Ich hoffte, dass er sich im Gefängnis jeden verdammten Tag unter der Dusche fürchten musste. Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Ich hatte in dem Zimmer gestanden, das er mit Fotos von meiner Cousine tapeziert hatte, in dem Zimmer, wo er sich selbst befriedigt und die grauenhaften Dinge geplant hatte, die er ihr, mir und anderen antun wollte. Viele von uns hatten in der Kindheit Schlimmes erlebt. Die meisten von uns waren deswegen nicht zu Monstern geworden.
    Eine Reihe junger Ahornbäume bog sich in den Sturmböen, die Blätter flatterten wie Fahnen. Ich streifte die Kapuze der APD-Regenjacke über, die ich noch immer trug, und spürte den Windwiderstand, als ich die Wagentür aufdrückte und in den Regen hinaustrat. Eine Böe riss mich fast um. Die Jacke flatterte hinter mir hoch, bevor ich den Reißverschluss zuziehen konnte. Ich dachte an White Trash allein zu Hause. Sie hasste Gewitter genauso wie ich. Ihr Leben als Straßenkatze hatte sie darin geschult, Witterungsveränderungen frühzeitig zu spüren und sich ein warmes Fleckchen zu suchen. Eine nasse Katze ist fleischgewordenes Elend. Dass sie jetzt in einer trockenen behaglichen Umgebung lebt, ist anscheinend noch nicht richtig bei ihr angekommen. Sie versteckt sich nach wie vor unter dem Bett, sobald der erste Donner ertönt – erlerntes Verhalten, Vermeidungsstrategien. Damit kannte ich mich aus.
    Ein Blitz zerschnitt den schmutzig schwarzen Himmel. Die Luft war elektrisch geladen. Ich spürte die Energie am Hals und auf den Armen. Das gefiel mir nicht. Diese Art von Unwetter bringt mich leicht aus der Fassung. Blitze haben seltsame Vorlieben. Sie nehmen nicht immer den Weg des geringsten Widerstands und suchen sich nicht unbedingt ein besonders hohes Ziel. Von wegen. Sie strecken wahllos mehrere hundert Leute pro Jahr nieder. Ich wollte nicht dazugehören.
    Ich lief über den Bürgersteig auf Rausers Haus zu und hoffte, Officer Jacobs würde nicht auf mich schießen, wenn ich wie eine Irre an die Haustür hämmerte, aber ich würde auf keinen Fall hier draußen bleiben.
    Als ich die Fliegentür öffnete, traf mich etwas am Fuß. Ein Handy, das offenbar zwischen den beiden Türen geklemmt hatte. Es sah aus wie das, das ich am Morgen in Officer Jacobs’ Händen gesehen hatte – klein,
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