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Broadway-Grusical

Broadway-Grusical

Titel: Broadway-Grusical
Autoren: Jason Dark
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diese Chance nicht, denn abermals wirbelten die Tänzer in den Schädel. Dabei stießen sie grelle Schreie aus. Einige von ihnen erkannte ich jetzt deutlicher. Sie waren umgezogen, gingen geduckt und ahmten tatsächlich Wesen nach, die nur Zwerge sein konnten. Und sie schleiften das Pärchen mit. Beide wehrten sich zum Schein. Das Mädchen schrie, aber sie hatten laut Drehbuch keine Chance. Der Schädel schluckte alle.
    Liz und ich standen an der Seite. Mit den Akteuren war auch Nebel in den Totenkopf hineingewallt. Träge begleitete er die an uns vorbeiwirbelnden Körper.
    Noch einmal wurde die Musik überlaut, bevor sie mit einem dumpfen Klang verstummte und gleichzeitig auch der Vorhang von zwei verschiedenen, Seiten zusammenlief.
    Die Scheinwerfer verlöschten. Von draußen her drang kein Licht mehr auf die Bühne, und die Tänzer verschwanden so rasch wie möglich durch einen zweiten Ausgang, der wesentlich tiefer lag, als der eigentliche Schädel.
    Das von draußen hereinströmende dumpfe Geräusch war der Beifall der Zuschauer.
    Die Regeln waren bekannt. Alle Akteure würden noch einmal vor den Vorhang treten, bevor es in die Pause ging. So lange wollte ich warten. Ich hatte den rechten Arm ausgestreckt. Die Mündung berührte auch weiterhin Liz Vacarros Stirn. Das Mädchen rührte sich nicht. Steif stand es vor mir.
    »Keine Chance«, sagte ich. »Du wirst genau das tun, was ich von dir verlange.«
    »Fahr zur Hölle.«
    »Später!«
    Der Beifall verstärkte sich, weil der Vorhang wieder zur Seite geschwungen war und der Schall nun freie Bahn hatte. Ich stand im toten Winkel. Auch wenn ich den Kopf drehte, konnte ich nicht auf die Bühne schauen.
    Zudem war die Vacarro interessanter für mich. Allerdings vermisste ich diesen Dr. Horror, der eine so ungewöhnliche und teuflische Lache besaß. Ob er auf der Bühne war und ebenfalls den Applaus entgegennahm?
    »Pause!« rief jemand.
    »Endlich!« stöhnte eine Frau, und der Vorhang lief wieder zusammen. Das Licht verlöschte ebenfalls. Ich hörte die dumpfen Trittgeräusche, als die Tänzer die Bühne verließen. Sie würden es sich in der Kantine gut gehen lassen.
    Ich aber blieb hier und wusste, dass ich noch eine halbe Stunde Zeit hatte, das Rätsel zu lösen, denn so lange dauerte die Pause nur.
    »Und jetzt?« fragte Liz keuchend.
    »Werden wir gemeinsam dem Geheimnis dieses Totenschädels auf den Grund gehen…?«
    Der Nebel verschwand allmählich. Auf der Bühne war es dunkel, im Gegensatz zum Innern des Schädels. Hier leuchtete an einigen Stellen ein bläuliches Licht, das von kleinen Lampen abgestrahlt wurde. Die Stille außer-und innerhalb des Schädels kam mir bedrückend und gleichzeitig lauernd vor. Sie gefiel mir gar nicht, war irgendwie unnormal, aber nicht tot, denn ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass um mich herum Leben existierte.
    Ein fremdes, möglicherweise magisches, aber auch unsichtbares Leben. Ich zog meinen rechten Arm wieder zurück und löste die Mündung der Waffe von der Stirn des Mädchens.
    Liz schwitzte stark. Sie hatte sich noch immer nicht beruhigt, denn ihr Atem flog scharf und keuchend über die Lippen. »Wie soll es jetzt weitergehen?« fragte sie.
    »Das wirst du bestimmen.«
    »Ich?«
    »Wer sonst? Ich suche die Zwerge, die doch deine Freunde sind, und die dir zur Seite gestanden haben. Ist es nicht so?«
    »Vielleicht.«
    »Also. Wo stecken sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sind sie mit Dr. Horror zusammen?«
    »Das kann sein.«
    »Welche Rolle spielt er? Ich meine nicht die, die er auf der Bühne darstellt.«
    Da begann Liz Vacarro leise zu lachen. Aber nicht so, wie es Dr. Horror getan hatte, als er seine Funktion den Zuschauern erklärte. Nein, sie lachte normal, wenn auch hämisch. »Es gibt Leute, die begeben sich freiwillig in eine Falle. Auch du gehörst dazu, Sinclair. Ja, du bist derjenige, den es getroffen hat. Er ist stärker. Er ist unser Führer, unser Meister. Er hat das magische Feuer aus einem fremden Land geholt. Ein Feuer, das nicht vernichtet, sondern verwandelt. Und du wirst ebenfalls in den Flammen schmoren.«
    »Wo befindet es sich?«
    »Nicht weit von hier. Du brauchst den Schädel nicht einmal zu verlassen.«
    »Das ist gut«, sagte ich und ging einen Schritt zurück, um Liz Platz zu schaffen. »Du könntest dich jetzt umdrehen und langsam vorgehen. Hast du verstanden?«
    »Natürlich.« Sie löste die Spange, die den Umhang gehalten hatte und stand nun in ihrem Glitzerbikini vor mir. »Wo
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