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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel
Autoren: Diana L. Paxson
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das Kaiserreich gedieh stets dann am besten, wenn wir keine Erben des Fleisches, sondern des Geistes auserkoren. Nun, ich weiß, dass dem so ist – ist nicht mein eigener Sohn Euch treuer ergeben als seinem Volk?«
    Er schaute an Artor vorbei zu Bediver, der hochrot anlief. Sein Vater aber lächelte und deutete auf Artors Umhang. »Und wie ich sehe, haltet auch Ihr, Herr, am Geiste Roms fest – folglich werdet Ihr es verstehen.«
    »Was?«, fragte Artor in die Stille. »Was genau wünscht er von mir?«
    »Ihr müsst selbst entscheiden, ob Ihr Budic in Aquilonia Hilfe gewährt – aber Riothamus hält keinen seiner Enkel für fähig, Gallien zu verteidigen. Der Kaiser des Ostens ist in weiter Ferne, und in Rom herrscht ein Ostrogote. Die letzte Kraft des Westens befindet sich hier in Britannien, Herr, wo Ihr die wilden Iren vertrieben und die Sachsen Eurem Willen gebeugt habt. Was werden Eure Soldaten jetzt tun?«
    Gemurmel und ein wenig Bewegung durchlief die Reihen der Krieger, als Rutilius sich umsah.
    »Bringt sie nach Gallien, Princeps, und Riothamus setzt Euch als seinen Erben ein. Euer Name besitzt in Gallien großes Ansehen, und die Enkel der Männer, die Maximian gefolgt sind, werden sich um Euer Banner scharen. Eilt uns zu Hilfe, Herr, und wir machen Euch zum Kaiser!«
    Die Wiedergeburt des alten Traumes! Artor bemühte sich, keine Regung zu zeigen und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Die Geister Magnentius’ und Maximians, die einst die Legionen Britanniens angeführt hatten, um für das Kaiserreich zu kämpfen, flüsterten ihm ins Ohr. Constantin selbst war in Eboracum zugejubelt worden, ehe er gen Süden seinem Schicksal entgegenmarschierte. Aegidius und sein Sohn Syagrius hatten versucht, das westliche Kaiserreich in Gallien wiederherzustellen, doch ohne die Mittel Britanniens konnten sie nicht bestehen. Sein Ziehvater Caius Turpilius hatte ihm diese Geschichten erzählt.
    Doch mit der Macht Britanniens und Riothamus’ Segen im Rücken mochte Artor durchaus vollbringen, was niemandem sonst gelingen konnte. Er hatte bereits erfolgreich Britannien geeint, woran sowohl Vitalinus als auch Ambrosius und Uther gescheitert waren. War er für diese Aufgabe von seiner Verletzung geheilt worden? Von der Aussicht berauscht, zwinkerte er mit den Augen. O welch edler Traum!
    »Herr?«, sprach eine Stimme aus der Nähe, und Artor zwang seine Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart.
    »Das ist… ein äußerst unerwartetes… Angebot«, brachte er schließlich hervor. »Es bedarf reiflicher Überlegung und muss hinlänglich besprochen werden.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Rutilius.
    »Ihr seid mein Gast und seid noch kaum in den Genuss unserer Gastfreundschaft gekommen«, sprach der König in beiläufigerem Tonfall. »Lasst Bediver als meinen Stellvertreter handeln und seine Pflicht uns beiden gegenüber erfüllen, indem er für Eure Unterkunft sorgt. Budic soll ebenfalls unser Gast sein. Was immer die Zukunft bringen mag, ich bin immer noch König in Britannien, und draußen warten Männer, deren Gesuchen ich Gehör schenken muss.«
     
    Medrods Hand wanderte über das Bein der Küchenmagd unter den Rock; er zog sie zurück aufs Bett. »Noch einen Kuss – lass ihn dir nicht entgehen. Sobald wir den Hof erreichen, siehst du mich vielleicht nie wieder.«
    »Lass mich los, du dummer Junge – ich komme noch zu spät«, begehrte sie auf, aber sie lachte, und als er sie festhielt und küsste, schmiegte sie sich seufzend an ihn.
    Dann war er es, der lachte, als ihn eine einzige geschmeidige Bewegung aus dem Bett und auf die Beine brachte. Er ging zu der Schüssel, die er sie in die Kammer bringen ließ, und begann, sich zu waschen. Der Raum war wenig mehr als ein Verschlag mit einer Pritsche, auf der zwei Menschen nur dann Platz fanden, wenn sie einander überaus freundlich gesonnen waren.
    Doch hätte Medrod nicht die Gabe besessen, das zu erobern, was die Iren als »Freundschaft der Lenden« bezeichneten, wäre er nicht hier gewesen.
    Mit kurzem Bedauern entsann er sich der jungen Priesterin, die ihm geholfen hatte, von der Insel der Maiden zu entkommen. Ihre Küsse waren zurückhaltend, aber süß gewesen; zu schade, dass er keine Zeit gehabt hatte, ihre Jungfernschaft zu beenden. Eines der Mädchen zu verführen, deren Jungfräulichkeit seine Mutter – diese Heuchlerin – behütete, wäre ein befriedigender erster Schritt zu seiner Rache gewesen.
    »Du bist verrückt«, sagte die Küchenmagd, die immer
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