Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel
Autoren: Diana L. Paxson
Vom Netzwerk:
noch mit zu den Hüften hochgeschobenem Rock auf dem Bett lag. »Der Hochkönig gewährt nicht jedem namenlosen Wanderer einen Platz an seinem Hof. Sogar Herr Goriat hat zwei Jahre in der Küche gedient.«
    »Oh, ich besitze durchaus einen Namen«, entgegnete Medrod. »Auch wenn ich ihn dir nicht verraten habe.« Den ihren hatte er sogar bereits wieder vergessen. »Aber Goriat wird sich gewiss an dich erinnern. Bring mich zu ihm, dann hast du alles getan, was ich von dir brauche.«
    »Ach, was bist du für ein stolzer Bursche!«, rief sie aus und streckte verächtlich das Kinn vor. »Ich bringe dich zu meinem Herrn und sehe mir an, wie weit du fliegst, wenn er dich hinauswirft!«
    Ohne ihr Beachtung zu schenken, ging Medrod zu seinem Bündel und holte die Kleider hervor, die er den ganzen Weg von Dun Eidyn mitgeführt hatte. Beim Aufleuchten der scharlachroten Seide verstummte das Mädchen, und als er die Hose aus fein gewobener, brauner Wolle und die Schuhe aus geprägtem Kalbsleder anlegte, deren Schnürsenkel sich kreuzweise über seine Schienbeine spannten, riss es die Augen auf. Die Seide entpuppte sich als Kittel, den an Schultern und Saum mit Silberfaden gefertigte Stickereien zierten. Aus der Tasche seines karierten Mantels zog er eine Silberkette hervor, die er sich um den Hals schlang, dann fuhr er sich mit einem Kamm durch das dunkelbraune Haar und ergriff den Mantel.
    »Wer bist du?«, hauchte das Mädchen erstaunt.
    »Bring mich zu Goriat, dann erfährst du’s vielleicht.« Medrod bedachte sie mit einem höhnischen Lächeln. »Wenn du nicht vergisst, was ich dir zu sagen befohlen habe…«
    Während sie ihn aus dem Kämmerchen in der alten Kaserne durch die schmalen Pfade der Feste zur breiten Pforte der Empfangshalle führte, verweigerte er jedes weitere Wort.
    Medrod hatte erfahren, dass Gwalchmai jüngst geheiratet hatte und sich im Land seiner Gemahlin im Süden befand und dass Aggarban nach wie vor wegen Krankheit beurlaubt war. Was keine Rolle spielte. Es war Goriat, der ihn am ehesten erkennen und der ihm als Verbündeter zur Seite stehen würde, so sehr es ihm auch widerstreben mochte. Es fiel ihm nicht schwer, ihn inmitten lachender Krieger neben Gwyhir auszumachen, denn seine Brüder überragten die meisten anderen Männer um gut einen Kopf.
    Nur Hofangehörigen und Bediensteten war es gestattet einzutreten. Medrod war darauf angewiesen, dass die Küchenmagd sich durch die Männer den Weg zu Goriat bahnte. Er sah, wie sein Bruder sich stirnrunzelnd umdrehte. Medrod grinste. Er hatte dem Mädchen befohlen zu sagen, eine Botschaft für »Dandelion« sei eingetroffen. Das war Goriats Knabenname, und er hatte ihn in der Aussprache des Nordens wiedergegeben. Kaum einen Lidschlag später drängten seine Brüder durch die Menge.
    »Es ist der Balg!«, rief Goriat aus und starrte Medrod an. Dann sah er sich beunruhigt um. »Wo ist Mutter?«
    »Bei den heiligen Schlampen auf der Insel. Den Hintern dem Mond zugestreckt, die Nase im Staub, murmelt sie dort Beschwörungen.«
    »Oh, Mutters Nesthäkchen ist dem Nest tatsächlich entflohen!«, schnaufte Gwyhir. »Ich dachte, wenigstens du würdest bei ihr in Dun Eidyn bleiben!«
    »Ich dachte, sie hätte dich mittlerweile mit einer piktischen Prinzessin verheiratet«, warf Goriat ein. »So wie sie es mit mir versucht hat!«
    Er kniff die Augen zusammen ob des Gifts in Medrods finsterem Blick, doch es ging rasch vorüber. Goriat konnte unmöglich etwas von Kea wissen, dachte Medrod.
    »Ich hoffe, Gwalchmai rechnet nicht damit, den Krönungsstein der Votadini zu besteigen«, sprach er laut aus. »Dort herrscht nun Cunobelinus, und ich glaube, er würde die Herrschaft nicht mehr aus der Hand geben, selbst nicht zugunsten von Leudonus’ Sohn.«
    »Und Mutter kämpft nicht dagegen an? Sie ist einfach fortgezogen?«, wiederholte Gwyhir erstaunt. »Ist sie verrückt geworden?«
    Medrod zuckte mit den Schultern. Wann, fragte er sich, war Morgause je recht bei Sinnen gewesen?
    »Ich bin nach Süden gekommen, um mein Glück bei euch zu suchen«, meinte er schließlich. »Es heißt, unserer Mutter Bruder sitzt auf dem hohen Thron in der Halle da drüben. Begleitet mich einer von euch hinüber, um mich ihm vorzustellen?«
     
    Der Bote aus Dun Breatann sprach bereits seit geraumer Zeit. Artor hatte Mühe, sich auf ihn zu konzentrieren, als endlich eine Veränderung im Tonfall des Mannes den Schluss der Rede ankündigte. »Und so ersucht mein Herr Ridarchus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher