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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel
Autoren: Diana L. Paxson
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Gabe verwandelte, die ihn veränderte, als hätte sie ihn, indem sie seinen ersten Samen empfing, als Mann wiedergeboren.
    Kurz blitzten ihre Augen so auf, wie er es in Erinnerung hatte; dann seufzte sie. »Hast du sie etwa geliebt? Es tut mir leid.«
    Er räusperte sich. »Tut es dir leid, dass ich sie geliebt habe oder dass du sie beseitigt hast wie eine kranke Hündin?«
    »Zu jener Zeit… schien es am besten, sicherzustellen, dass es kein Kind geben würde«, antwortete Morgause nach einer Weile.
    »Glaubst du das tatsächlich? Gewiss hättet ihr weisen Frauen auf andere Weise dafür sorgen können, dass ein eventuell empfangenes Kind nicht geboren worden wäre!« Zornig schüttelte er den Kopf; seine Schläfen pochten vor unterdrückter Wut. »Wäre der Tod ein angemessenes Mittel gegen unerwünschte Empfängnis, hättest du dich am nächstbesten Baum erhängen müssen, als du herausgefunden hast, dass du mit mir schwanger warst!
    Du hast Kea nicht wegen meines Kindes getötet, Mutter!« Endlich brach all die Verbitterung aus Medrod heraus, die er so lange mit sich herumtragen hatte. »Du hast sie deinetwegen getötet. Ich glaube, du hast Keas Tod befohlen, weil du befürchtet hast, ich könnte sie mehr lieben als dich!«
    Morgauses Hände bewegten sich in einer hilflosen Geste, die Medrod endgültig die Beherrschung verlieren ließ.
    »Tja, das ist dir misslungen! Ich hasse dich, du Schlampen-Königin, du hochwohlgeborene Hure!« Damit stürzte er auf sie zu und musste feststellen, dass sie, ohne sich mitreißen zu lassen, nach wie vor die Macht besaß, ihn bebend innehalten zu lassen.
    »Du bist ein Prinz! Zeig gefälligst ein wenig Selbstbeherrschung!«
    »Ich bin ein Monstrum, eine Missgeburt! Ich bin, was du aus mir gemacht hast!«
    »Du bist fortan von mir erlöst…«, erwiderte Morgause träge. »Ich kehre nicht nach Dun Eidyn zurück.«
    »Denkst du wirklich, das ändert etwas, wenn in jedem Raum dein Geruch klebt, auf jedem Stein ein Abdruck deiner Macht? Ich gehe nach Süden. Vielleicht lehrt mein Vater mich, was es heißt, ein Mann zu sein. Schlechter als dir kann es ihm ja kaum gelingen!«
    Die langen Stunden im Sattel hatten ihm Gelegenheit verschafft, über alles gründlich nachzudenken. Seine Mutter hatte ihn zu dem Glauben erzogen, er wäre für einen besonderen Zweck bestimmt, und seit zwei Jahren hatte er sich für den wahren Erben Britanniens gehalten. Aber als er ihren Verrat entdeckte, begann er alles infrage zu stellen, und er war zu dem Schluss gelangt, dass es ihr nicht zustand, Artors Thron zu verschenken. Ebenso wenig würde ihm das Erbe durch christliches Recht zufallen. Es war Artor selbst, den er überzeugen musste, wollte er die Thronfolge antreten.
    »Nichts dergleichen wirst du tun!« Zum ersten Mal wirkte Morgause bestürzt. »Du wirst in Alba bleiben und die Länder der Votadini erben. Artor hat all deine Brüder in seinen Reihen. Er braucht dich nicht.«
    »Hasst du ihn noch immer, Mutter?«, fragte Medrod gehässig. »Oder hat deine Bekehrung zur Heiligkeit auch das beseitigt?«
    »Artor…«, erwiderte sie steif, »geht mich nichts mehr an.«
    »Ebenso wenig wie ich, liebste Mutter, ebenso wenig wie ich…« Medrods Wut verflüchtigte sich und wurde von einer kalten Gleichgültigkeit ersetzt, als hätte der Zorn jede Menschlichkeit in ihm verbrannt. Das Gefühl behagte ihm – es verdrängte den Schmerz. »Ich bin so alt wie Artor, als er König wurde, und keiner Frauenherrschaft mehr Untertan. Willst du mich einsperren, um mich davon abzuhalten, dorthin zu gehen, wohin ich möchte?«
    »Wenn es sein muss – «, entgegnete Morgause kurz angebunden.
    Medrod lachte, als sie ihn verließ. Aber als er die Tür öffnete, um ihr zu folgen, stellte er fest, dass der Eingang von zwei strammen jungen Frauen bewacht wurde, die aussahen, als verstünden sie mit den Kurzspeeren in ihren Händen umzugehen. Doch in mancherlei Hinsicht zahlten sich die Lektionen seiner Mutter gut aus. Seine jäh auflodernde Wut unterdrückte er so schnell, dass die beiden Frauen sie kaum bemerkten.
    »Seid ihr hier, um mich zu beschützen? Ich fürchte, meine Mutter hält mich immer noch für ein Kind.« Anerkennend musterte er die beiden, und sein Lächeln verwandelte sich in ein verschwörerisches Grinsen. Sie waren jung, und da sie ständig unter Frauen lebten, mussten sie neugierig auf Wesen eines Geschlechts sein, das sie nur bei Festen zu Gesicht bekamen. Es dauerte kaum einen Lidschlag, bis eine
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