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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim
Autoren: Elisabeth Wagner
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spät kam. Ich war stinksauer.
    Nach zu langem Warten läutete es an meiner Tür. Mit böser Miene und vor dem Körper verschränkten Händen öffnete ich.
    »Wo warst du so lange? Chris, kannst du nur ein einziges Mal pünktlich sein? Vielleicht sollte ich dir noch eine Uhr kaufen und dir auch beibringen, wie sie funktioniert«, fauchte ich ihn an.
    Ich schnappte mir meine Tasche von der Garderobe und rannte an ihm vorbei, die Treppen herunter. Er schlug die Tür fest hinter sich zu und lief mir hinterher. Als er auf meiner Höhe war, drehte ich mich giftig um. Sah in sein amüsiertes Gesicht.
    »Es freut mich, dass es dich scheinbar aufheitert, wenn ich dank dir zu spät komme«, zischte ich zwischen meinen Zähnen und wollte die Treppen schon weiter herunterstampfen.
    Jedoch legte mein Freund seine Hände auf meine Schulter und strich langsam auf und ab. Er versuchte mich zu beruhigen. Ich versuchte ihn wiederum abzuwimmeln.
    »Lass das jetzt«, sagte ich grimmig.
    »Ach komm schon, Mimi. Ich bin doch nur ...«, er sah auf seine Uhr.
    »Ja, du bist doch nur ... Chris, du bist 30 Minuten zu spät gekommen. Wir werden viel zu spät dort sein. Du weißt nicht, wie der Verkehr ist. Eigentlich hatte mein Team vereinbart, früher dort zu sein.«
    Er seufzte laut. Blies Luft aus seinem Mund. Schloss die Augen. Mit Zeigefinger und Daumen griff er sich auf seine Nasenbrücke und legte seinen Kopf leicht zurück. Das war seine Art, sich zu entspannen.
    »Komm schon, müssen wir genau jetzt darüber sprechen? Ich weiß, worauf du hinauswillst«, sagte er müde. Dieses Gespräch war ihm zuwider. Er war nicht mehr imstande, es zu hören. Ich genau genommen auch nicht, aber dann sollte er mir einen Grund sagen. Er wich mir jedes Mal aus.
    Wir gingen ein paar Schritte die Treppen herab, ohne einander anzusehen. Auf der Zwischenebene blieben wir wieder stehen. Ich drehte mich zu ihm, versuchte ruhig ein- und auszuatmen, damit meine Wut ein wenig verblasste.
    Mit sanfterer Stimme sagte ich: »Es tut mir leid. Aber es würde alles erleichtern.«
    Chris fuhr sich nervös durch sein blondes Haar. Meine Augen verfolgten seine Bewegungen. »Nein, Mia. Ich ... gut, lass uns dieses Gespräch genau jetzt führen.« Er war angepisst. Seine Körpersprache verriet ihn. Er strich sich einige Male mit den Händen durch sein Haar und rieb sich wieder seine Nasenbrücke. Sein gesamter Körper war angespannt. Seine braunen Augen wurden größer.
    Er lief ein paar Schritte nach links und ein paar Schritte nach rechts. Blieb wieder stehen und sah mich deutlich ruhiger an.
    »Okay ... es tut mir leid.« Chris entwickelte meine verschränkten Arme und nahm sie sanft ihn seine Hände. Mit den Daumen berührte er federleicht meine Handrücken.
    »Aber Mimi, wir sind noch jung. Wir können, wenn wir älter sind, noch immer zusammenziehen.«
    Das sagte er mir jedes Mal. Nur verstand ich nicht, wie lange ich noch warten sollte. Ich wusste, ich war nicht der geduldigste Mensch, aber wir waren nicht so jung, wie er immer tat. Wenn er das sagte, könnte man meinen, wir wären erst 17 Jahre. Aber nein, ich war 23 und wollte mit meinem zwei Jahre älteren Freund zusammenziehen. Schließlich waren wir seit vier Jahren ein Paar. Auf was wollte er noch warten?
    Ich biss nervös auf meiner Unterlippe. Es wäre doch viel einfacher, wenn er herzog. Oder ich zu ihm. Aber auch das war für ihn keine Option. Ich verstand nicht, was ihn daran hinderte. Zu jeder Gelegenheit sagte er mir, wie sehr er mich liebte. War das nicht Grund genug für ihn, darüber nur nachzudenken, gemeinsam in eine Wohnung zu ziehen? Es musste nicht meine oder seine sein. Wir hätten uns eine neue suchen können. Vielleicht etwas Größeres. Nichts davon wollte er.
    Er ließ meine linke Hand los. Mit seinem rechten Daumen fuhr er mir über die Lippe. »Hör auf damit. Du zerstörst dir noch deine wunderschönen Lippen«, sagte er sanft und gab mir einen zärtlichen Kuss. Ein kleines Lächeln entkam mir. Mein Körper entspannte sich leicht bei dieser Berührung. Ich konnte ihm ja doch nie lange böse sein.
    »Nimm mir das bitte nicht übel. Ich komme einfach ganz oft zu dir.«
    Die Antwort stellte mich nicht zufrieden. Wenn wir schon dabei waren, wollte ich mehr aus ihm herausbekommen, als er sonst preisgab.
    Vorsichtig sprach ich: »Ich verstehe nur nicht, was dich daran stören würde. Du wohnst sowieso beinahe hier. Wir schlafen so ziemlich jede Nacht nebeneinander. Du hast bereits so viel
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