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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim
Autoren: Elisabeth Wagner
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das mit meinem Art-Studium? Sollte ich das Jura-Studium auch sausen lassen? Es interessierte mich ja doch nicht. Es war die komplett andere Richtung, die ich einschlagen wollte. Ich mochte keinen einzigen Paragrafen mehr sehen, das Ganze war mir zu steif und so war ich nicht. Ich wusste, es war bis zum Schluss bezahlt, dafür haben Mom und Dave gesorgt. Anders als beim Art-Studium, dort zahlten sie monatlich, um mir genau in solch einer Situation das Liebste wegzunehmen. Immerhin gab es diesen Monat noch zwei Wochen und ich konnte noch ein wenig das Studium auskosten und einen Plan überlegen, wie es weitergehen sollte.
    Meine Tränen hörten nicht auf. Mittlerweile schluchzte ich laut vor mich hin. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie Eltern einem so etwas antun konnten. Vor allem tat ich immer das, was sie von mir verlangten, hatte immer gute Noten und sie handelten einfach immer nur nach ihren Interessen. Sie konnten doch ein Mal, nur ein Mal, was für ihre Tochter tun, aber das wäre ja zu viel verlangt. Die beiden waren nur auf ihre Karriere fixiert. Sie meinten natürlich immer, es sei alles zu meinem Besten, und dass ich ihnen irgendwann dankbar sein würde.
    Schließlich hörten die Tränen auf und ich musste wohl eingeschlafen sein, denn die frühe Morgensonne wärmte mein Gesicht. Ich gähnte, streckte mich und spürte, wie mir mein ganzer Körper wehtat. Verschlafen blinzelte ich ein paar Mal gegen die Sonne, bis ich es schaffte, meine Augen offen zu halten. Ich war in meinem Mini ... alles von letzter Nacht fiel mir wieder ein und ich war schon wieder den Tränen nahe. Nein, nein ich konnte nicht schon wieder weinen. Langsam atmete ich tief ein und aus, um die Tränen zu verdrängen. Aber die Situation war eben so aussichtslos für mich.
    Mein Handy zeigte keine Anrufe, keine Nachrichten. Aber wem machte ich etwas vor, wer sollte sich auch schon gemeldet haben. Caroline? Dave? Ja ... guter Scherz. Außerdem, wer wusste, ob sie überhaupt schon munter waren, und wenn, wer weiß, ob sie es bemerken würden. So, wie ich beide kannte, würde es ihnen wahrscheinlich erst in ein paar Tagen auffallen. Beim nächsten Dinner wahrscheinlich ...
    Es war gerade einmal 6.30 Uhr an einem Samstag. Ich brauchte dringend einen klaren Kopf, also musste Kaffee her, viel Kaffee. Aber zuerst musste ich herausfinden, wo ich war, die Gegend kam mir nicht besonders vertraut vor. Ich sah mich um. Rundherum waren nur Wald und Nichts. Ich öffnete mein Navi am Handy und musste feststellen, dass ich drei Stunden von daheim entfernt war. Wow, dass ich so lange unterwegs gewesen war, hatte ich nicht einmal bemerkt.
    Damit ich schnell an meinen Kaffee kam, suchte ich im Navi nach dem nächsten Café in Richtung Santa Barbara. Na, gar nicht mal so weit entfernt, nur circa 30 Minuten. Das schaffte ich auch noch ohne Koffein.
    Beim Café angekommen, blickte ich mal in den Spiegel, meine natürlich gewellten dunkelbraunen Haare waren zerzaust, meine für gewöhnlich großen, für mich zu großen, schokoladenbraunen Augen waren noch immer rot vom vielen Weinen, waren klein und sahen leblos aus. Die dunklen Ringe darunter zeigten auch, wie anstrengend diese Nacht für mich gewesen war.
    Ich band mir meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und stieg aus. Es duftete sofort nach frischem Kaffee. Alleine der Duft ließ mich schon etwas besser fühlen. Ich bestellte mir meinen üblichen großen Caramel macchiato und nach den ersten paar Schlucken ging es mir besser, zumindest fühlte ich mich nicht mehr ganz so müde.
    Zurück im Auto überlegte ich noch einmal, was ich tun konnte. Und viele Optionen gab es ja wohl nicht. Nach meinen gestrigen Gedanken war nach Hause zu fahren eigentlich keine gute Option mehr. Ich hatte mir lange genug von meiner Mutter und meinem Stiefvater etwas sagen lassen und, nachdem Mom ja der Meinung war, 15 sei alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, würde ich jetzt mit 21 Jahren das auch irgendwie hinbekommen. Auch wenn sich die Situation für mich mehr als aussichtslos anfühlte.
    Ich könnte auch meine Freundin Claire anrufen, um bei ihr einige Tage unterzukommen, zumindest, bis ich etwas Besseres gefunden hatte. Aber sie wohnte in einem winzig kleinen Zimmer in einem Studentenwohnheim, und das nicht alleine. Wohl doch nicht die beste Idee.
    Ein Seufzer entkam mir. Dann blieb nur noch Max über, mein bester Freund, seitdem ich denken konnte. Max wohnte früher nur zehn Gehminuten von mir entfernt.
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