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Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums
Autoren: Bastei Lübbe
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Platten, die jeweils etwa zehn Erdenkilometer lang waren.

    „BIS BALD, ERDLINGE! WIR SEHEN UNS IN ETWA 16 MINUTEN! WÜNSCHT UNS EINEN ANGENEHMEN FLUG! HA HA HA!“
    Der Bildschirm wurde schwarz.
     
    In diesem Augenblick schaue ich zum kalten, dunklen Himmel auf, Rokko. Die Schreggflotte wird die eine bemitleidenswerte Sonne der Erde auslöschen. Flugzulp, unsere einzige Hoffnung, je wieder nach Hause zurückzukehren, ist vermutlich schon von den Schreggs vaporisiert worden. Am Himmel ist von ihm keine Spur zu sehen. Das ist meine letzte Botschaft.
     
    Flup

Hey Rokko,
     
    ich hoffe, Du hast noch keine Vorbereitungen für meine Beerdigung getroffen. Es ist nämlich noch Folgendes passiert:
    Bert stürzte sich in einer selbst für ihn beeindruckenden Geschwindigkeit auf Colins elektronische Ausrüstung. Er hatte irgendetwas vor. Man konnte es
     ihm an der Art ansehen, wie seine Lichter flimmerten und seine Gehirnzellen durch seinen blauen Kunststoffschädel leuchteten. Das Ding, das er baute,
     reichte aber nicht an seinen üblichen Standard heran. Er verband das Radiomodell aus dem Zweiten Weltkrieg, das er auf Faa gebaut hatte (da er, wie wir
     alle, angenommen hatte, dass wir im Jahr 1942 ankommen würden), mit einem Wirrwarr von Mikroschaltkreisen, dieer offensichtlich in fünf
     Millisekunden zusammengeschustert hatte, mit der Musikmaschine, die Papa beschlagnahmt hatte, mit dem Transmitter eines Babyfons von der Erde und – Flaaarnnnnn! – mit Kampfstern Galaktika: Angriff aus dem All . Roddy hatte es wohl zur Feier mitgebracht. Es konnte ja keiner von uns ahnen,
     dass wir uns tatsächlich gegen eine Horde Außerirdischer würden verteidigen müssen.

    „Das darf er nicht!“, schrie Roddy, als er es bemerkte. „Das gehört mir! Norman hat es mir geschenkt!“
    „In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt“, fuhr Bert ihn recht unerwartet mit seiner tonlosen Metallstimme an. Ich bin immer wieder erstaunt, was für willkürliches Zeug er manchmal vom Stapel lässt.
    Dann schrie Colin: „Nein!“, als Bert – seine mechanischen Arme waren nur ein verschwommenes Bild von Funken sprühenden Bewegungen – ein paar der
     Musikgeräte von Colins Papa blitzschnell auseinandernahm und an die Maschine lötete. Dann warf er Colin Schaltpult und Pedale vor die Füße. Er steckte das
     ganze Ding in die Eingangskammer der Verbesserungsmaschine und drehte an den Reglern, bis es amanderen Ende wieder herausgeschossen
     kam. Aber es sah immer noch genauso aus wie vorher.

    „Es ist nichts passiert, Bert“, sagte ich zu ihm.
    „Verbesserungsphase eins abgeschlossen“, beharrte Bert und stellte seinen merkwürdigen Apparat, den er an Kampfstern Galaktika: Angriff aus dem All angeschlossen hatte, vor die Verbesserungsmaschine. Seine Schaltkreise leuchteten rot auf und der Fernsehbildschirm erwachte plötzlich wieder zum Leben.
    Die Schreggs lachten immer noch: „HO HO HA.“ Offenbar können sie ewig so weitermachen.
    „Spielt da rein“, befahl Bert und zeigte auf seine eigenartige Maschine.
    Susan und Roddy spielten noch einmal ihre Melodie, und Colin drückte auf ein paar Knöpfe, schob Regler rauf und runter und stampfte auf ein paar Pedale. Angeleitet von Berts improvisiertem Schaltsystem klang die Titelmelodie von Kampfstern Galaktika: Angriff aus dem All irgendwie, als passe sie perfekt zu Susans und Roddys Musikstück.
    Die Schreggs lachten zwar zuerst noch lauter, aber derKopf eines der Schreggs fing an zu zittern. Und zu qualmen. Der qualmende Kopf
     lachte auch, doch sein Gelächter klang immer seltsamer. „HÜ HÜ HÖRRR.“

    Bert quietschte und surrte.
    „Was sagt Bert da?“, fragte ich Furzina.
    „Er sagt, die Schreggs haben Musik aus dem Universum verbannt, weil sie in ihnen Gefühle weckt. Sie können es sich jedoch nicht leisten, Gefühle zu haben, weil sie dann nicht in der Lage wären, andere Zivilisationen auszulöschen, wenn sie den nächsten netten Planeten in eine Spinat-Plantage verwandeln müssen.“
    „Was geht hier vor? Was in Klongs Namen geht hier vor?“, schrie Papa. Er war endlich aufgewacht, und seine Saugnäpfe und Strecker schossen unkontrolliert aus seinen Erdlingskleidern und wieder zurück.
    Ich glaube, es regte ihn auf, nicht zu wissen, was er tun konnte, während seine Kinder, ein paar Erdlinge und ein Roboter in einen Kampf mit den
     furchtbaren Schreggs verwickelt waren. Mama, die zur Musik wild mit den Armen wedelte, eilte an seine Seite.

    Roddy und Susan
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