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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Bildschirm gewichen, sondern hatten sich jede körperliche Einzelheit ihres Opfers eingeprägt, von dem charakteristischen roten Haar bis zu den langen schlanken Beinen. Ihr Voyeurismus hatte jedoch keine sexuelle Komponente, denn das wäre viel zu natürlich gewesen. Die Kradziks waren einzig und allein daran interessiert, Schmerz zuzufügen. Sie waren wie Hunde, die man darauf trainiert hatte, einen Leckerbissen so lange auf der Nase zu balancieren, bis sie die Erlaubnis erhielten, ihn zu verschlingen. Gamays verlockende Nähe rief ihre sadistischen Triebe wach.
    Immerhin waren die beiden Frauen ihnen bereits versprochen worden. Da Brynhild gegenwärtig im Labor zu tun hatte, beschlossen die Kradziks, ihr Spielzeug einzufordern.
    Sie ordneten an, Gamay in die große Halle zu bringen. Die Posten gehorchten ihnen nur widerwillig. Alle Angehörigen der kleinen Armee, die das Anwesen bewachte und gelegentlich, wie in Alaska, auch externe Aufgaben wahrnahm, hatten früher in den verschiedensten Eliteeinheiten gedient. In ihren Reihen fanden sich ehemalige französische Fremdenlegionäre, amerikanische Special Forces, SEALs, Rotarmisten, britische Fallschirmjäger und andere sorgsam ausgewählte Söldner. Sie sprachen oft im Scherz darüber, dass eine unehrenhafte Entlassung zu den Mindestvoraussetzungen gehörte, um für Gogstad arbeiten zu dürfen, und dass eine verbüßte Haftstrafe noch zusätzliche Bonuspunkte einbrachte. Sie waren bereit, auf Befehl zu töten, aber sie betrachteten sich als Profis, die einfach ihren Job erledigten. Die Kradziks waren anders. Jeder kannte die Geschichten von den Massakern und Morden in Bosnien, und über ihre Sonderaufträge im Dienst von Gogstad kursierten zahllose Gerüchte. Die Männer wussten auch von der engen Verbindung zu Brynhild. Als ihnen befohlen wurde, die Gefangene aus der Zelle zu holen, stellten sie keine Fragen.
    Gamay befand sich auf halbem Weg zu dem Schiff, als sie das unverkennbare Geräusch eines startenden Motors hörte. Das abgehackte Knattern hallte von den steinernen Wänden wider und wirkte dadurch sogar noch lauter. Zu beiden Seiten des Schiffs leuchtete je ein Scheinwerfer auf und begann sich langsam in Gamays Richtung zu bewegen.
    Motorräder
.
    Sie konnte die Silhouetten der Fahrer erkennen und kam sich wie ein Reh vor, das bei der Überquerung eines Highways erwischt wurde. Dann heulten die Motoren auf, und die Maschinen schossen wie zwei Raketen voran.
    Gamays Blick fiel auf die spitzen Lanzen, die auf den Lenkstangen lagen.
    Die Fahrer ähnelten den grotesken Karikaturen zweier Ritter beim Turnierkampf. Kurz bevor die Speere Gamays Leib durchdrungen hätten, drehten die Motorräder wieder ab, um aus größerer Entfernung einen erneuten Angriff einzuleiten. Diesmal rasten sie in entgegengesetzter Richtung haarscharf an ihrem Ziel vorbei, wirbelten herum und blieben mit leise tuckernden Motoren stehen. Wieder sah Gamay sich links und rechts durch je einen Scheinwerfer bedroht, die wie die glühenden Augen einer schnurrenden Riesenkatze wirkten.
    Die Kradziks saßen auf 250er Yamaha-Geländemaschinen, mit denen normalerweise die Wachposten am Rand des riesigen Geländes Patrouillenfahrten absolvierten. Ihre Lanzen gehörten zu der Waffensammlung an der Wand der großen Halle. Da die Zwillinge nur wenig Fantasie hatten, folgte ihr Vorgehen immer dem gleichen Ablauf, ob das Opfer nun ein junges Mädchen oder ein alter Mann war: einschüchtern, terrorisieren, Schmerz zufügen und töten.
    Links von Gamay ertönte eine Stimme in der Dunkelheit:
    »Falls du schnell genug bist…«
    »… erwischen wir dich vielleicht nicht«, wurde der Satz von rechts vollendet.
    Das sind ja herrliche Aussichten
, dachte Gamay. Der Akzent verriet ihr, dass sie es hier mit denselben Schwachköpfen zu tun hatte, die in ihr Haus eingebrochen waren. Offenbar wollten die Jungs sich das Spiel bloß ein wenig abwechslungsreicher gestalten. »Zeigt euch«, rief Gamay.
    Das einzige Geräusch kam von den Motoren im Leerlauf. Die Kradziks hatten sich daran gewöhnt, dass ihre Opfer niederknieten und um Gnade flehten. Auf Fragen waren sie nicht vorbereitet, vor allem nicht aus dem Mund einer wehrlosen Frau. Neugierig rollten sie langsam näher und hielten in einigen Metern Entfernung.
    »Wer seid ihr?«, fragte Gamay.
    »Wir sind der Tod«, kam die doppelte Antwort wie aus einem Mund.
    Die kurze Atempause war vorüber. Die Motoren heulten auf, und die Vorderreifen hoben kurz vom Boden
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