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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente
Autoren: Markus Heitz
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halten werden, wenn du es möchtest«, fügte sie in Anspielung auf seine Forderung hinzu, die er in Ammtara erhoben hatte.
    »Das Schiff ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.«
    Tokaro wusste, dass es keine schnellere, bessere Wahlmöglichkeit gab. »Von mir aus. Ich werde im Laderaum neben Treskor schlafen«, willigte er ein und gab sich unwirsch, um seine Erleichterung zu verbergen. »Bleibt mir vom Hals.«
    »Sicher.« Estra nickte und zeigte auf eine Laderampe. »Von dort aus können wir Treskor ins das Beiboot hieven.« Sie betrachtete ihn abschätzend. »Wieso solltest du in Ilfaris sein?« »Weil sich der Kaiser von Angor in Bedrängnis befindet.« »Ah, richtig. Die edelste Schöpfung deines Gottes Angor. Dann habe ich Neuigkeiten für dich.« In aller Kürze berichtete sie von dem Bruderkrieg, der sich um den Kaiserthron anbahnte. »Welchen Kaiser möchtest du nun unterstützen? Denjenigen, der vorgibt, einer zu sein, oder den anderen, der den Titel in Anspruch nimmt?«
    Der junge Ritter war verblüfft. »Ich weiß es nicht...«, meinte er. Für den Augenblick war er erleichtert, sich nicht ernsthaft mit dieser Frage beschäftigen zu müssen. »Der Großmeister wird es mir nach meiner Rückkehr sagen«, sagte er ausweichend und lenkte den Schimmel zur Kaimauer.
    »Zuerst suche ich mein Schwert.«
    Lorin warf Estra einen viel sagenden Blick zu, dann folgten sie ihm. Treskor wurde auf das Boot geführt und benahm sich, wie man es von einem ausgebildeten Schlachtross erwarten durfte. Das Schaukeln machte ihm nichts aus, und die schwankenden Planken bereiteten seinem Herrn mehr Unwohlsein als ihm.
    Die Überfahrt zum Schiff der Nicti verlief schweigend. Tokaro starrte angestrengt geradeaus und lauschte doch auf jede Silbe, die Estra und Lorin wechselten.
    Er wusste nicht einmal genau, aus welchem Grund er es tat. Wartete er auf neuerliche Beweise für den Liebesverrat an ihm? Oder wollte er den Klang von Estras Stimme hören und sich daran erfreuen? Er fühlte sich zerrissen. Estra zu lieben und sie gleichzeitig für ihre Untreue zu hassen, bedeutete eine immense Belastung. Außerdem war da das Erbe ihrer Mutter, das in ihr schlummerte, dieses Monstrum mit den grellgelben Augen.
    Mit Lorin war es einfacher, mit ihm verband ihn keinerlei Freundschaft mehr. Er hatte ihm genommen, was er als sicher betrachtet hatte. Das ließe sich auch umkehren.
    »Ich werde deiner Frau erzählen, was du auf Ulldart getrieben hast«, sagte er. »Sie soll erfahren, wie sich ihr Mann benimmt, wenn sie nicht in seiner Nähe ist.«
    Lorin lachte auf. »Er kann es nicht lassen. Versteh es, du von Eifersucht verblendeter Idiot: Estra und mich verbindet Freundschaft. Mehr nicht. Mit deinen verbitterten Worten wirst du bei Jarevrän nichts ausrichten. Gar nichts.« Tokaro hörte, wie er sich bewegte, das Boot schwankte leicht. »Wenn dir etwas an Estra liegt, solltest du einen anderen Weg einschlagen, um sie zurückzuerobern. Diese Angriffe nützen dir nichts. Um es mit Bildern aus deiner Welt zu sagen: Du preschst in die falsche Richtung und hältst sogar die Lanze verkehrt herum, Ritter.«
    Tokaro wollte etwas erwidern, da stieg ihm das Essen die Kehle hinauf. Seine Seekrankheit schlug zu und zwang ihn zum Schweigen. Er schluckte den sauren Brei wieder hinab und wagte es nicht mehr, den Mund zu öffnen.
    Sie erreichten das Nicti‐Schiff, die Passagiere wurden eingeladen, und die gewaltige Galeere nahm Kurs auf Kalisstron.
    Tatsächlich verbrachte Tokaro die meiste Zeit in Treskors Stallung. Das Bett aus Stroh, das er sich baute, war erträglich bequem. Lieber verzichtete er auf die mehrmals angebotene Bequemlichkeit, als das geliebte Gesicht Estras und das verhasste Lorins zu sehen. Nachts kam er an Deck, genoss die klare Luft und den Anblick der Sterne.
    Die Überfahrt verlief für ihn quälend einsam, und seine Vorstellungskraft gaukelte ihm vor, wie sich Lorin und Estra vergnügten. Er erinnerte sich sehr gut an Estras Leib, an ihren Geruch, an die wunderschönen Dinge, die sie in jener Nacht in Khömalins getan hatten. Seinen Zorn ließ er in Form von Hieben mit dem Stock oder Dolchstichen an den Balken aus. Er übte mehrere Stunden am Tag und hielt sich in Form.
    Eines Abends, als er kurz vor dem Einschlafen war, hob Treskor den Kopf und schnaubte. Tokaro sah auf und erkannte die Umrisse von Estra. Sie trug ein einfaches Gewand, ihre Füße waren nackt, und das Licht der Lampe ließ ihr halbes Amulett funkeln.
    »Lass
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