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Brennende Kontinente

Brennende Kontinente

Titel: Brennende Kontinente
Autoren: Markus Heitz
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dass er sich getäuscht hat. Ich nehme mir mein Schwert und verlasse Kalisstron wieder.«
    Tokaros Hand bewegte sich an die Stelle, wo sich einst der Griff der aldoreelischen Klinge befunden hatte, und fasste ins Leere. »Dieser Narr«, fluchte er leise und wandte sich abrupt um. »Ich reite zur Küste und suche mir ein Schiff. Damit du es weißt«, sagte er über die Schulter hinweg, »ich will weder dich noch Lorin in meiner Nähe haben.«
    »Du wirst es nicht verhindern können, stolzer Ritter«, sagte Estra ruhig. »Wir begegnen uns bald wieder.«
    Tokaro drehte den Kopf nach vorn und lief hinaus.
    Pashtak sah auf den zerknüllten Brief. »Ich werde Simar von dem Schreiben in Kenntnis setzen. So Leid es mir auch tut, wir müssen Kaiser Nech von unseren Anschuldigungen entlasten. Dabei hat alles so wunderbar gepasst.« Er nahm das
    Blatt und verstaute es unter seiner Robe.
    »Mit dem kleinen Makel, dass er es nicht war.« Estra seufzte. »So erhaben Gans Anliegen auch ist, um so schwieriger wird es für uns, den Frieden auf Ulldart zu bewahren.«
    »Er kannte die Hintergründe nicht, sonst hätte er anders gehandelt. Vermute ich zumindest.«
    »Andererseits passt sein Verhalten sehr gut zur Selbstgerechtigkeit des Ordens«, sagte Estra mit Verzweiflung in der Stimme. »Wir haben ein halbes Jahr, um die Wesen namens Qwor zu besiegen und mit dem Amulett zurückzukehren.«
    Pashtak nahm sie an der Hand und ging mit ihr zum Ausgang. »Wollen wir hoffen, dass es gelingt. Ich möchte mir nicht vorstellen, was geschieht, wenn dir etwas zustößt oder das Amulett verschollen geht.«
    »Gän weiß, was er tut. Er weiß es besser, als wir von ihm annehmen.«
    Sie gingen zusammen die Stufen hinab und traten vor das Versammlungsgebäude. Tatsächlich sahen sie weniger Nicti als sonst. Die Truppen befanden sich mitten in den Abreisevorbereitungen, die Straßen leerten sich und wiesen weniger grüne Haare auf als in den vergangenen Tagen.
    Da kam Estra eine Idee. »Es ist an der Zeit, dass ich einen Vorteil aus meinem Rang schlage«, sagte sie zu Pashtak und hakte sich bei ihm unter. »Komm, wir gehen nach Hause, damit ich mich von den Kleinen verabschiede.«
    Er musterte sie. »Du riechst sehr zufrieden«, meinte er neugierig.
    »Das würdest du auch«, lachte sie und setzte sich in Bewegung.
    Kontinent Ulldart, Königreich Türis, Hafenstadt Fril, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
    Tokaro betrachtete den Hafen, in dem hauptsächlich kleine Schiffe in den sanften Wellen dümpelten. Keiner der Nuss‐schalen traute er zu, die Überfahrt zu schaffen, und allein schon der Gedanke, auf den schaukelnden Planken zu stehen, bereitete ihm Übelkeit. Auf See würde er sich wieder die Seele aus dem Leib kotzen.
    »Verdammter Gän«, grummelte er zum unendlichsten Mal, aber es klang nicht mehr ganz so inbrünstig. Die erste Wut war verflogen, und er kam nicht umhin, Respekt vor der Tatkraft des Nimmersatten zu fühlen.
    Er sah einen Fischer und lenkte Treskor auf ihn zu. »He, du. Ich suche ein großes Schiff, das mich sicher nach Bardhasdronda trägt.«
    Der Mann, der einen Lastkarren mit Fischen vor sich herschob, sah ihn fragend an. »Wohin?«
    »Nach Kalisstron«, verallgemeinerte Tokaro seine Frage.
    Der Fischer betrachtete ihn. »Ich sehe, dass Ihr nicht von hier seid, Herr Ritter. Daher könnt Ihr nicht wissen, dass wir nur kleine Boote haben. Mehr als zwanzig Meilen fahren wir nicht raus. Wir sind Küstenfischer.« Er schaute an dem Schimmel vorbei aufs Meer. »Aber bei dem da würde ich es mal an Eurer Stelle versuchen. Das sieht groß aus.«
    Tokaro drehte den Kopf. Ein riesiges Schiff ging eine halbe Meile vor Fril vor Anker, der Bauweise nach konnten es sowohl Kensustrianer als auch Nicti sein. »Nein, die haben andere Pläne«, meinte Tokaro, ohne nach dem Fischer zu schauen. »Die sind hier, um Grünhaare nach Ilfaris zu bringen. Wo ich eigentlich auch sein müsste.«
    »Weswegen?«, hörte er eine Frauenstimme fragen. Eine
    sehr bekannte Frauenstimme.
    »Du?« Tokaro blickte zu Estra. Neben ihr stand Lorin, und dahinter folgte eine Eskorte aus zehn Nicti. Der Fischer war verschwunden. »Ist das Schiff deinetwegen hier?«
    »Du begreifst schnell«, stichelte sie. »Ich habe es mir geliehen, um nach Bardhasdronda zu fahren. Simar meinte, sie kennen den Weg.« Sie ließ ihm zwei Atemzüge Zeit, sich von der Überraschung zu erholen. »Du kannst uns begleiten. Ich garantiere dir, dass wir uns von dir fern
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