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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Autoren: Catherine Price
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Ziege.
    Enthaupten Sie die Ziege.
    Weiden Sie die Ziege aus [1] .
    Legen Sie den Kadaver für 24 Stunden in kaltes Wasser, damit er erstarrt.
    Überlassen Sie den vorbehandelten Kadaver einem Haufen verrückter, gewalttätiger Männer für ein grausames Spiel.
    Und anschließend wird gegrillt!
    D as Spiel Buzkashi entstammt einer afghanischen Tradition, die jedem Tierschützer schlaflose Nächte bereiten dürfte: Es handelt sich hierbei um eine Art Sport, bei dem sich drei berittene Teams bemühen, mithilfe einer toten und kopflosen Ziege möglichst viele Punkte zu sammeln.
    Das klingt allerdings leichter, als es in Wirklichkeit ist. Um Punkte zu erzielen, müssen die Reiter den Ziegenkadaver zunächst in ihren Besitz bringen und anschließend mit ihrer 35-Kilo-Last einen kleinen Pfosten umrunden. Danach galoppieren sie 75 Meter über das Spielfeld und schleudern die Ziege in einen kleinen Kreidekreis. Unterwegs prügeln die Männer auf ihre Pferde und aufeinander ein. Erlaubt ist alles, abgesehen von tödlichen Angriffen auf die Pferde der Gegner. Kaumein Spiel endet, ohne dass ein Pferd einen Reiter oder einen Zuschauer niedertrampelt. Ein Buzkashi-Spielfeld hat keine Begrenzungen.
    Dexter Filkins, ein Kriegsberichterstatter der New York Times , wurde Zeuge einer Beinahe-Katastrophe, als ein Reiter sein Pferd direkt in die Zuschauermenge trieb. »Die Zuschauer stoben schreiend auseinander, als das Pferd mit donnernden Hufen immer näher kam«, schrieb er. »Der Schiedsrichter griff nach seiner Kalaschnikow, besann sich aber dann eines Besseren. ›Lauf!‹, schrie ein Junge. ›Ha! Ha! Ha! Lauf!‹«
    Nach dem Ende des Spiels – das tagelang dauern kann, weil es weder eine offizielle zeitliche Beschränkung noch eine vorgeschriebene Anzahl von Punkten gibt – versammelt sich das siegreiche Team zum traditionellen Finale: dem Zubereiten der Ziege. Das Wort »Buzkashi« bedeutet so viel wie: Ziegenziehen. Von einem hungrigen alten Mann, den Filkins interviewte, stammen die denkwürdigen Worte: »Das Ziehen und Zerren an der Ziege sorgt für wunderbar zartes Fleisch.«
    Suchen Sie die Ziege

12. Das Schlafzimmer Ihres Chefs

    D ieser Ort hat nichts mit der Entwicklung von Teamgeist in einem Unternehmen zu tun.

13. Eine Übernachtung in einem koreanischen Tempel

    I n der Theorie mag das Übernachten in einem koreanischen Tempel als ultimative Maßnahme scheinen, dem Druck unserer schnelllebigen Zeit zu entrinnen. Man meditiert, man lernt etwas über den Buddhismus, und man isst vegetarisch. Alle Sorgen und Nöte fallen ab, während man in den segensreichen Zustand eines erweiterten Bewusstseins hinübergleitet.
    Leider stimmt das so nicht.
    Ich stolperte über das Angebot einer Firma namens Templestay und meldete ich mich zu einer Übernachtung an. Templestay wurde im Jahr 2002 vom größten buddhistischen Orden Koreas – dem Jogye-Orden des Koreanischen Buddhismus – ins Leben gerufen und bietet dem Besucher den »einfachen Lebensstil der Mönche, eine Anleitung zu mentalem Training und die kulturelle Erfahrung der historischen Tradition des Buddhismus in Korea« an. Mit anderen Worten: Man nimmt an einem Testlauf für mönchisches Leben teil.
    Das Meditationszentrum, das ich schließlich besuchte, liegt zwei Stunden von Seoul entfernt auf der Insel Ganghwa und erschien mir auf den ersten Blick als Ort, an dem man wirklich zur Ruhe finden konnte. Das Gelände erstreckt sich zwischen Reisfeldern und einem üppigen Wald, und der farbenfrohe Tempel posiert einige Steinstufen oberhalb eines hübschen Bächleins und einem kleinen Teich voller Lotusblüten und Kois.
    Als meine Freundin und ich ankamen – wir hatten uns mehrere Stunden verspätet, weil wir den Busfahrplan nicht entziffern konnten –, begrüßte uns die Reiseleiterin von Templestay in fließendem Englisch und zeigte uns die Zelle, in der wir schlafen sollten. Sie war leer – abgesehen von einigen Bodenmatten, Decken und mit Plastikperlen gefüllten Kissen. Nachdem wir unser Gepäck abgesetzt hatten, händigte sie uns die Kleidung für das Wochenende aus: zwei identische, riesengroße graue Schlabberhosen, ebensolche Oberteile, außerdem Sonnenhüte und blaue Plastiksandalen. Wir sahen aus, als wären wir geradewegs einem Reklameplakat für das maoistische China entstiegen.
    Ich hatte angenommen, der größte Teil des Tempellebens bestünde darin, still zu sitzen und auf Erleuchtung zu warten – doch nun wurden wir zunächst zur
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