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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Autoren: Catherine Price
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paar Männer zu Pferde. Ehe du jedoch verstehst, warum die Pferde Scheuklappen tragen, stechen dir die Männer scharfe Lanzen in die Nacken- und Rückenmuskulatur. Was wollen sie? Dich umbringen? Du versuchst, den Kopf zu heben und sie auf die Hörner zu nehmen, doch die Lanzen erschweren deine Bewegungen. Du bist immer noch recht schläfrig. Blut läuft über deine Beine, weil ein anderer Mann dir gerade eine Pfeilspitze in den Rücken gestoßen hat. Und jetzt steht da schon wieder ein Arschloch mit einem roten Tuch …
    Dies ist wirklich der schrecklichste Tag in deinem Leben.
    Anmerkung: Schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit neben dem Stierlauf und den während der achttägigen Fiesta de San Fermín allabendlich stattfindenden Stierkämpfen in Pamplona auch dem Protestmarsch der Tierschützer am Vorabend des Festivals. Früher als »Lauf der Nackten« bekannt, finden sich hier Hunderte von unbekleideten, mit Theaterblut beschmierten Leuten zu einer Demonstration zusammen. Sie ist die absolute Spaßbremse für jeden, der sich darauf freut, dem brutalen Abschlachten sedierter, verwundeter Stiere vor einer tobenden Zuschauerschar beizuwohnen.

15. Der Käse-Roll-Wettbewerb von Gloucester

    E s gibt Aktionen, bei denen man sich fragt, wie es der menschlichen Rasse überhaupt gelingt zu überleben. Dazu gehört zum Beispiel der alljährlich stattfindende Käse-Roll-Wettbewerb in der Nähe von Gloucester in England, zu dem sich massenhaft Leute am Cooper’s Hill versammeln, um einen den Berg herunterrollenden Laib Käse einzufangen. Dabei sind Knochenbrüche und ausgerenkte Gliedmaßen an der Tagesordnung, und so mancher Wettbewerbsteilnehmer muss auf einer Trage vom Spielfeld gebracht werden. Das alles wäre verständlich, würde für den Sieg ein hohes Preisgeld ausgelobt, doch in diesem Fall riskieren die Teilnehmer Hals- und Beinbrüche, um einen knapp vier Kilo schweren Double-Gloucester-Käse nach Hause tragen zu dürfen.
    Anhänger des Käse-Roll-Wettbewerbs werden mir vorwerfen, die Dinge vereinfacht darzustellen, daher beginne ich lieber ganz am Anfang. Die stolze Tradition des Käse-Rollens besteht seit etwa zweihundert Jahren (ganz hartgesottene Fans behaupten, es gäbe sie seit der Zeit der römischen Besatzung) und folgt einem bis ins Detail vorgeschriebenen Ritual. Zunächst versammeln sich die Teilnehmer auf der Kuppe des Cooper’s Hill, einem schroffen, zerklüfteten Hügel, der so steil ansteigt, dass er von oben gesehen fast konkav erscheint. DerZeremonienmeister, der einen weißen Mantel und einen verrückten Hut trägt, eskortiert einen »Roller« – die Person, die dafür verantwortlich ist, den Käse auf die abschüssige Bahn zu bringen – an den Startpunkt. Dann beginnt der Countdown. Auf »drei« lässt der »Roller« den Käse los, auf »vier« stürzen sich die Verfolger dem Käse nach. Ursprünglich galt es, den Käse zu fangen, doch da dieser bis zu 110 km/h schnell werden kann und einen Vorsprung von einer Sekunde hat, gilt derjenige als Sieger, der als Erster die Ziellinie überquert.
    Das Rennen verläuft sehr schmerzhaft. Die meisten Teilnehmer verlieren gleich zu Beginn das Gleichgewicht und kollern den Hügel hinunter. Sie schlagen sich Schultern, Knöchel und sogar den Kopf grün und blau und landen mit viel Glück dann und wann auch wieder auf den Füßen, wonach sie die wilde Jagd fortsetzen. Nur wenigen glücklichen Läufern gelingt es, die Talsohle sturzfrei zu erreichen, wo sie von freiwilligen Rugby-Spielern, den sogenannten »Catchern«, abgefangen werden, bevor sie in der aus Heuballen bestehenden Sicherheitsbarriere versinken. Die weniger glücklichen Teilnehmer werden vom Krankenwagen eingesammelt.
    Der Wettbewerb des Jahres 2009 zählte neunundfünfzig Verletzte, unter ihnen allerdings nur fünfunddreißig aktive Läufer. Die anderen waren Catcher und Zuschauer, die niedergetrampelt oder Opfer des unberechenbar trudelnden Käses geworden waren. Ganz besonders unglücklich lief es für einen Zuschauer, der vom Baum fiel und damit den gesamten Lauf verzögerte.
    Der Wettbewerb muss fortbestehen, aller Gefahren zum Trotz – so verlangt es die Geschichte. Als im Zweiten Weltkrieg ein Mangel an Käse herrschte, bedienten sich die Wettbewerbsorganisatoren eines in Käseform gebrachten Holzstücks, in dem ein Stück Gloucesterkäse verborgen lag. Selbst in den Jahren, in denen der Wettbewerb tatsächlich ausfiel – so geschehen während der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001
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