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Bravo, liebes Hausgespenst!

Bravo, liebes Hausgespenst!

Titel: Bravo, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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hatte. Der Schnee auf Wegen und Straßen war inzwischen längst geräumt, so daß man nicht mehr bei jedem Schritt versank. Aber gleich hinter Geretsried leuchtete er noch blendend weiß in der hellen Wintersonne. Hier fuhren keine Autos, die ihn mit ihren Abgasen schwärzen konnten. Auch Industrieanlagen gab es weit und breit nicht.
    Unternehmungslustig schritt Norbert aus, seinen Schlitten hinter sich herziehend. Auf dem Weg zum Haus am Seerosenteich geschah gar nichts. Nachdem er seinen Schlitten gegen die Wand gelehnt hatte, betätigte er guten Mutes den Türklopfer. Frau Schmidt öffnete ihm. Er wußte gleich, wen er vor sich hatte, denn auch sie hatte große, grüne Augen und eine helle Haut. Aber ihr Haar war nicht rot, sondern blond.
    Norbert wollte einen guten Eindruck schinden und machte deshalb eine kleine Verbeugung. „Guten Tag, Frau Schmidt. Ich möchte gern Monika zum Schlittenfahren abholen!“
    „Du bist sicher der Norbert“, sagte Frau Schmidt zögernd.

    Norbert strahlte. „Hat sie Ihnen von mir erzählt? Ich bin der Junge mit dem spitzen st!“
    Seine Offenheit gefiel Frau Schmidt, und sie lächelte freundlich. „Ja, ich weiß, aber wenn du hier länger lebst, wirst du es dir sicher bald abgewöhnen.“
    „Hoffen wir’s. Es ist nicht angenehm, dauernd ausgelacht zu werden.“
    „Das kann ich mir denken.“
    Unversehens hatte Frau Schmidt ihn während dieses kleinen Gesprächs hereingelassen. Sie standen jetzt in der großen Wohndiele, von der viele Türen in die Küche und die anderen Räume des Erdgeschosses führten. Im Hintergrund gab es einen Erker, der höher lag als das übrige Zimmer. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, an dem die Familie aß, aber gelegentlich auch spielte. Auch der Fernseher und das Radio befanden sich in der Diele. Der Boden war aus altersdunklem Holz, und die Wände waren holzgetäfelt.
    Norbert gefiel es hier. „Könnten Sie Monika jetzt bitte holen?“ fragte er.

    „Das geht leider nicht.“
    Norbert war es, als entdeckte er bei Frau Schmidt die gleiche Unsicherheit, die er manchmal bei Monika bemerkt hatte. „Warum denn nicht?“ fragte er.
    „Weil sie schläft.“
    „Jetzt? Am hellen Tage?“
    „Ja, sie... sie pflegt ein Mittagsschläfchen zu halten.“ Frau Schmidt nestelte an ihrem Gürtel.
    „Ist sie für so was denn nicht schon zu alt?“
    „Sie schläft nachts schlecht, weißt du, und sie ist sehr zart, deshalb... nun eben, um den nächtlichen Schlaf aufzuholen, legt sie sich mittags hin.“
    „Das halte ich aber für verkehrt“, erklärte Norbert, der durchaus nicht schüchtern war. „Wenn sie tags aufbleiben würde, könnte sie bestimmt nachts besser schlafen.“
    „Sei mir nicht böse“, sagte Frau Schmidt, „aber es gibt Dinge, von denen du nichts verstehst. Sie öffnete die Haustür. „Ich werde Monika erzählen, daß du dagewesen bist.“
    Norbert machte keine Anstalten hinauszugehen. „Das ist nicht nötig. Ich werde einfach auf sie warten.“
    „Ausgeschlossen. Ich will gerade hinüber in meine Töpferei, und da kann ich dich doch nicht hier allein lassen!“
    „Warum eigentlich nicht?“ fragte Norbert.
    Frau Schmidt blickte ihn nachdenklich an. Wäre er ein gewöhnlicher Junge aus Heidholzen oder Geretsried gewesen, hätte sie sich von seiner Hartnäckigkeit nicht beeindrucken lassen, sondern ihn einfach fortgeschickt. Aber sie wußte, daß er neu in Monikas Klasse war und Schwierigkeiten hatte, sich einzugewöhnen. So brachte sie es nicht übers Herz, ihn vor den Kopf zu stoßen.
    „Ja, warum eigentlich nicht?“ wiederholte sie unschlüssig und fügte dann hinzu: „Weißt du was, komm mit mir in die Töpferei! Du kannst mir Gesellschaft leisten, bis Monika wach wird.“
    „Darf ich wirklich?“ rief Norbert begeistert. „Das ist dufte!“
    „Komm nur mit!“ Frau Schmidt ging voraus.
    Sie überquerten ein Stück der Wiese, die jetzt völlig von dem weißen Schnee verdeckt war. Kaspar, der riesige, bernhardinerartige Hund streckte den Kopf aus seiner warmen Hütte, blaffte kurz, um zu zeigen, daß er Norberts Dasein zur Kenntnis genommen hatte. Sofort gab er sich aber wieder zufrieden, da er ihn in der Begleitung von Frau Schmidt sah.
    „Mit dir muß nachher auch noch jemand Spazierengehen!“ rief Frau Schmidt ihm zu.
    „Das können wir doch machen, Monika und ich“, erbot sich Norbert.
    „Das wäre lieb von euch. Kaspar gehört eigentlich Peter, Monikas großem Bruder. Aber er findet leider nur Zeit
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