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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht
Autoren: Kalayna Price
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von brechenden Knochen den Raum erfüllte. Der Reisende hielt immer noch Elizabeths Gesicht in den Händen, doch er drehte es jäh herum und riss ihr den Kopf von den Schultern.
    Bevor ihr Körper zu Boden fallen konnte, fing er ihn auf und legte ihn sanft ab. Eine Träne sickerte ihm aus dem Augenwinkel, als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, dann legte er den Kopf über ihre Schultern, als wäre er am Hals immer noch mit ihnen verbunden.
    Sie war schön im Tod. Eine zierliche Porzellanpuppe, von Blut überströmt. Eine kaputte, tödliche Puppe.
    Er kniete sich neben sie und starrte ihren reglosen Körper an. Meine Füße setzten sich unbewusst in Bewegung, und ich wich zurück, bis mein Arm Nathanial streifte. Er nahm meine Hand und umschloss meine Finger mit seinen. Aber er sagte nichts. Niemand von uns sagte etwas.
    Dann richtete der Reisende sich wieder auf.
    »Dies ist ein unseliger Ort von Tod und Dunkelheit.« Er wandte den Blick ab, als betrachte er etwas, das der Rest von uns nicht sehen konnte. Dann wandte er sich wieder an Nathanial. »Nimm dies nicht als Beleidigung, Eremit, aber ich hoffe, dich nie wieder zu sehen.« Damit verschwand er aus dem Zimmer.
    »Das war’s?«, fragte ich, wohl wissend, dass es so war. Wir waren von Blut umgeben. Von Leichen. Selbst wenn wir jetzt gingen, würde ich neue Albträume haben, und die würden nicht den Einzelgängern gehören, die ich geschaffen hatte.
    Apropos … Ich drehte mich zu Steven um. Er lag immer noch zu einer Kugel zusammengekrümmt in all dem Blut. Leise, wimmernde Laute kamen aus seinem Mund.
    »Er ist verloren«, flüsterte Bobby. Seine Worte klangen verzerrt durch seine halb katzenhafte Schnauze.
    Aber er hatte recht. Ich wusste, dass er recht hatte, dennoch trat ich leise näher und kniete mich neben den zusammengekauerten Mann.
    »Steven?«
    Er reagierte nicht. Ich streckte die Hand aus und legte sie ihm zögernd auf die Schulter. Er drehte sich von meiner Berührung fort, dann sprang er unvermittelt auf und griff mich an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich stürzte rückwärts und landete auf dem Fußboden.
    Steven sprang rittlings auf meinen Brustkorb und legte mir die Hände um den Hals, um mir die Luft abzudrücken, die ich nicht brauchte.
    »Siehst du, wozu du mich getrieben hast?«, schrie er und drückte fester zu. »Siehst du es?«
    Seine flachen Nägel gruben sich in meinen Hals. Dann wurde sein Gewicht jäh von mir gerissen. Nathanial hatte den Shifter am Hals gepackt und hielt ihn in der Luft.
    »Lass ihn runter. Er kann nicht atmen.« Meine Stimme klang heiser, nachdem meine Kehle so misshandelt worden war, aber die Worte kamen deutlich genug hervor.
    Nathanial sah mich an, dann stellte er Steven wieder auf die Erde, ließ ihn aber nicht los. Der Shifter winselte, und ein Schluchzen schüttelte seine Brust. Er kniff die Augen zu. »Bitte. Bitte mach einfach, dass der Albtraum aufhört. Töte mich. Mach, dass ich das nie wieder tue.«
    »Kita, du hast ihn gehört«, flüsterte Bobby. »Ich bin dein Sekundant. Ich werde es tun, wenn du es nicht kannst.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte Steven gezeichnet, also war ich auch für ihn verantwortlich. Außerdem waren Bobby und ich alles an Clan, was Steven je gekannt hatte, und ich war sein Ersatz-Torin.
    Was würde mein Vater tun, wenn ein gezeichneter Shifter ihn um den Tod anflehte?
    Er würde ihn gewähren. Ganz besonders, wenn der Shifter so labil war wie Steven. Verdammt, mein Vater hätte nicht einmal gezögert. Er wusste, dass ein Torin für jeden Shifter seines Clans verantwortlich war. Steven war eine Gefahr für sich selbst und alle anderen um ihn herum. Mein Vater hätte längst einen Weg gefunden, seinem Leiden schnell und human ein Ende zu setzen.
    Ich presste die Lippen zusammen, holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Ich werde es tun.«
    Entschlossen trat ich einen Schritt vor, doch dann hielt ich wieder inne. Eine Idee keimte in meinem Hinterkopf. Eine Idee, die mir zuwider war, aber… »Steven, was soll mit deinem Leichnam geschehen?«
    Der Shifter sah aus den Augenwinkeln in meine Richtung. »Begrabt ihn, verbrennt ihn, lasst ihn verrotten. Was zum Teufel sollte mich das kümmern? Ich werde schließlich tot sein.«
    Ich nickte, dann öffnete ich den kleinen Beutel an meiner Halskette, in dem ich Avins Ring aufbewahrte. Sofort, als ich ihn an den Finger steckte, wurde meine Hand taub, aber ich ignorierte den Schmerz. Nathanial machte einen Schritt auf
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