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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht
Autoren: Kalayna Price
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mich zu, doch ich schüttelte den Kopf. »Vertrau mir.« Dann rief ich: »Avin!«
    Magie kühlte die Luft ab, und Avin ploppte ins Zimmer. Er zog eine aufgeplatzte Augenbraue hoch und sah sich um. »Schätzchen, du versuchst besser nicht, mich aufs Kreuz zu legen.« Die Kugel mit meinem Blut erschien in seiner Hand.
    Ich zeigte auf Steven. »Wäre dieser Körper okay?«
    Avin trat näher. Er nickte. »Yep, gefällt mir. Lass mich meinen Zirkel ziehen und mich vorbereiten.«
    Unter monotonem Singsang durchmaß Avin das Zimmer und stieg dabei über die verstreuten Leichen. Samantha wollte ihn unterbrechen, aber Nathanial hob die Hand und gebot ihr Einhalt. Er beobachtete mich abschätzend.
    Als Avin andeutete, dass es so weit war, gab Nathanial den Stadt-Shifter frei und trat aus dem Zirkel, blieb jedoch am Rand stehen, bereit, sofort wieder hineinzustürmen, falls etwas schiefging. Bobby schien seine Meinung zu teilen.
    »Wird es wehtun?«, fragte Steven und trat ängstlich von einem Fuß auf den anderen.
    »Nein«, flüsterte ich. Dann versenkte ich meine Zähne in seinen Hals.
    Ich brauchte das Blut. Mir war nicht bewusst gewesen, wie kalt mir war, bis die Wärme seines Bluts mich erfüllte. Schließlich öffnete sich sein Verstand, und ich stürzte in seine Erinnerungen. Ich erlebte Bruchstücke seines Lebens aus seiner Sicht und wusste dabei die ganze Zeit über, dass er sich niemals mehr an das Footballturnier erinnern würde, das wir gewonnen hatten, an das erste Mädchen, das wir geküsst hatten oder wie sehr wir zu unserem älteren Bruder Tyler aufblickten. Sobald der Blutfluss versiegte, verblassten die Erinnerungen, bis ich nur noch eine leere Hülle im Arm hielt.
    Sanft legte ich Steven auf dem Boden ab. Dann wandte ich mich an Avin.
    »MeinBlut!« Ich streckte die Hand aus.
    Er ließ die Kugel in meine Handfläche fallen. »Schön, mit dir Geschäfte zu machen, Schätzchen.«
    Der Zauber brach, sobald die Kugel meine Haut berührte, und verwandelte sich zurück in einen einfachen Tropfen Blut. Ich wischte ihn an meinem Kleid ab, bevor ich mich abwandte.
    Langsam trat ich aus dem Kreis und griff nach Nathanials Hand. Mein Blick schweifte durch den Raum, über die Leichen, das Blut. »Willst du immer noch, dass ich mehr wie Elizabeth wäre?«
    Als Nathanial erstarrte, schüttelte ich den Kopf. War doch nur ein Scherz. Seit Sonnenuntergang waren erst etwa zwei Stunden vergangen, aber schon jetzt war es eine lange Nacht gewesen. Ich lehnte mich an ihn.
    »Bring mich nach Hause.«

Kapitel 35
    D ie Tür zur Blockhütte krachte hinter mir ins Schloss, als ich die Stufen der Veranda hinuntersprang und einige Zentimeter von der untersten Stufe entfernt knirschend im Schnee landete. Dann starrte ich auf die ausgedehnte Schneefläche, die die Blockhütte vom Waldrand trennte. Ich könnte sie innerhalb von zwei Herzschlägen überqueren. Mit Leichtigkeit.
    Doch ich tat es nicht. Ich hatte die Nase voll davon wegzulaufen.
    Stattdessen stand ich da, holte tief Luft und stieß sie wieder aus. Deswegen war ich schließlich herausgekommen. Um ein wenig Abstand zu bekommen. Atmen zu können.
    Ich kniff die Augen zu. Im Haus war es mir zu eng geworden. Da war nicht genug Platz für Bobby, Nathanial, mich und all die Dinge, die wir nicht aussprachen. Oder die Dinge, die wir aussprechen.
    Bobby und ich hatten die ganze Nacht miteinander diskutiert. Nein, nicht diskutiert. Einfach nur aufeinander eingeredet. So laut wir konnten.
    Er wollte, dass ich nach Firth zurückging. Doch das würde ich nicht. Das konnte ich nicht.
    Meine Haut war zwar aufgeplatzt, aber ich hatte mich nicht verwandelt, und nun war all diese Hitze, all diese Magie von Firth wieder verschwunden. Eingesperrt in einer toten Energiespirale. Vielleicht würde ich sie eines Tages wieder erreichen können. Und vielleicht würde ich dann nach Firth zurückgehen. Vielleicht.
    Wir waren beide gereizt und angespannt. Das Tor würde sich morgen Nacht öffnen, und wir spürten beide den Ruf von Firth. Nicht dass das unangenehm wäre. Der Ruf summte durch meinen Körper, sanft und verlockend. Er ließ mich an träge Sommertage denken, die ich dösend im Gras verbrachte und dabei dem Plätschern eines Bachs lauschte.
    Als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass ich mich in die Richtung des am nächsten gelegenen Tores gewandt hatte. Ich runzelte die Stirn und zwang mich, ihm den Rücken zu kehren. Der Ruf war derselbe wie jener, bevor ich ein Vampir geworden war. Ich
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