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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht
Autoren: Kalayna Price
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Richtung furchtsames Mäuschen. Sicher, sie war eine Besserwisserin, aber diese kaum gezügelte Unbeherrschtheit war eher so wie, nun ja, meine. Ihre Stimme klang im Moment nicht einmal piepsig. Blinzelnd starrte ich sie an. »Der Richter hat dich Gildamina genannt.«
    »Sprich meinen Namen nicht aus!« Ein Nerv zuckte unter ihrem Auge. Dann atmete sie tief ein, stieß die Luft wieder aus und zupfte steif an ihrem Mantel. »Ich habe gelesen, dass Shifter keine wahren Namen haben, deshalb würdest du das auch nicht verstehen.« Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah sie mich an. »Du hättest nicht in der Lage sein sollen, meinen wahren Namen zu hören.« Die Schriftrolle erschien in ihrer Hand. Sie kritzelte etwas nieder.
    »Warum nicht?«
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe, von ihren Aufzeichnungen aufzublicken, sondern fragte nur: »Bobby, wie lautet mein voller Name?«
    Bobby, der sich lässig an die Wand gelehnt hatte, zuckte mit den Schultern. »Gil.«
    Hä? Hat er mich denn nicht gerade eben erst sagen hören …
    »Siehst du, Kita? Der Name eines Magiers ist geschützt. Nur ich kann entscheiden, wem ich ihn anvertraue.« Gil tippte sich mit der Feder ihres Federkiels nachdenklich gegen die gespitzten Lippen. »Also wie konntest du ihn hören?« Sie neigte den Kopf zur Seite, dann riss sie die Augen auf. »Das Zeichen des Richters. Das muss es sein.« Während sie leise vor sich hin murmelte, kritzelte sie etwas in ihre Schriftrolle. »Sein Zeichen auf dir muss eine Verbindung zwischen euch geschaffen haben, eine magische Gedankenübertragung, die dir erlaubt, auf Informationen zuzugreifen, für die der Richter geheime Erlaubnis besitzt. Ich frage mich, ob es irgendwelche ähnliche Fälle gibt.« Sie blickte hoch. »Das könnte eine faszinierende wissenschaftliche Abhandlung abgeben.«
    Genau. Noch etwas Interessantes über mich für ihr Studium. Ich schätzte, im Prinzip war das etwas Gutes. Solange ich ihr als Forschungsmaterial nützlich war, würde sie mir schließlich dabei helfen, meinen geschützten Status »Seltene Spezies« zu behalten.
    Gil ließ ihre Schriftrolle verschwinden und sah sich um, vermutlich zum ersten Mal, seit sie zurück in die Welt der Menschen geploppt war. »Nun, um Namen kann ich mich später kümmern. Ich brauche bei etwas deine Hilfe.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Locken und warf einen Blick auf meine nackten Füße und das hautenge Tigeroutfit. »Vielleicht solltest du dich umziehen.«
    Mal darüber nachdenken… Hierbleiben und auf Nathanial warten, damit er mich vor den Vampirrat bringen kann, oder mit Gil gehen? Was für eine Auswahl! Nun, es war ja nicht so, als hätten mir die Vollstrecker einen genauen Termin genannt.
    »Ich hol meinen Mantel«, sagte ich und huschte ins Schlafzimmer. Schnell schälte ich mich aus dem Kostüm, während ich die Schublade durchwühlte, die Nathanial mir in seiner Kommode freigeräumt hatte. Die Wunde über meinem Schlüsselbein hatte aufgehört zu bluten, also zog ich mir einen Pullover über und schlüpfte in ein Paar Jeans, bevor ich wieder zurück in den Korridor trat. »Wohin gehen wir überhaupt? Und wo wir schon mal dabei sind, wie kommen wir dorthin?« Die Blockhütte lag nicht gerade in der Nähe von irgendetwas anderem als etlichen Morgen Wald.
    »So.« Gils Hand schnellte vor, und Magie knisterte durch die Luft, als ihre Finger auf mir landeten.
    Dann verschwand der Korridor.
    Dunkelheit hüllte mich ein, eine so vollständige Dunkelheit, dass sie selbst die Erinnerung an Licht fortbrannte. In dem tintenschwarzen Nichts gab es keinen Laut, keinen Geruch, als wäre ich von einem schwarzen Loch verschlungen worden. Ich konnte meine Füße sehen, doch nichts unter ihnen.
    »Gil!« Die Luft war zu dick. Ich konnte nicht atmen. »Bobby?«
    Würgend schluckte ich die beinahe feste Luft hinunter. Was hatte Gil getan? Und was noch wichtiger war: Hatte sie es so beabsichtigt? Oder war ich in den Rückstoß eines vermurksten Zaubers hineingesogen worden?
    Ich wollte schreien, mich bewegen.
    Doch ich konnte nicht.
    Das Blut rauschte mir in den Ohren– der einzige Laut in der Dunkelheit. Ich schwebte im Nichts. Erdrückt von Leere.
    Dann brach Licht durch die Dunkelheit und brannte mir in den Augen. Ich riss die Hände hoch, um das Licht abzuschirmen. Meine Bewegungen trafen auf keinen Widerstand. Grillen zirpten. Reifen knirschten über Asphalt. Wind strich über meine Haut.
    Langsam ließ ich die Hände sinken und
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