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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
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bekommen habe. Du darfst die Waschmaschine als gesichert betrachten.«
    »Oh, großartig! Und was für Wände wirst du jetzt beklecksen?«
    »Schäme dich! Du kannst dich auf etwas gefaßt machen, wenn ich nach Hause komme! Im Ernst, mein Herz: Ich werde das neue Rathaus in. in. ach wie hieß das Kaff doch gleich? Na, also irgendwo im Saarland auspinseln.«
    »Ich gratuliere, Paps. Wann fährst du?«
    »In zwei, drei Wochen. Ich komme also übermorgen nach Hause. ach nein, warte mal. könntest du deine Raubtiere bei Inken in Pension geben? Für einen Tag oder vielleicht zwei? Dann kommst du her und siehst die Waschmaschinen an, mit mir zusammen!«
    »Na, und ob ich das kann! Ich fahre morgen mit dem Vormittagsschiff ab.«
    »Fein! Ich hole dich am Bahnhof ab. Ja, ich weiß schon, mit welchem Zug du dann Anschluß hast. Gehen wir morgen abend in das Goethetheater, Britta?«
    »Halt, halt Paps!« rief ich in den Hörer. »Du hast noch nicht das Honorar! Es ist dein Glück, daß ich komme und auf dich aufpasse. Furchtbar, daß ich dich nicht besser erzogen habe, du alter Verschwender!«
    »Von wegen Erziehung, du freches Gör! Ich werde dir...«
    »Nun hören wir auf, Paps. Telefonieren ist teuer!«
    »Du bist scheußlich vernünftig. Also gut - morgen mit dem Vormittagsschiff. Gute Nacht, Britta!«
    »Gute Nacht, Paps. Danke für deinen Anruf. Ich freue mich auf morgen!«
    Als ich den Hörer aufgelegt hatte, sah ich, daß ein Stück Papier von der Zugluft auf den Fußboden gefegt worden war: der Brief von Frau Grather.
    Ich setzte mich hin und las ihn noch einmal, jedoch langsamer und genauer.
    Ein Wort machte mich stutzig.
    »Ich glaube nicht, daß meine kleine Elaine gênante sein wird.« Das war doch eine komische Wendung! Warum schrieb sie nicht »lästig«? Und »gênant« französisch geschrieben, mit Accent circonflexe. Sie hieß Bernadette. Ein französischer Name. Jetzt studierte ich den Brief mit Adlerblicken. »Mein Mann ist Kameramann.« Das Wort »Mann« war ein wenig verschmiert; es sah aus, als hätte sie versehentlich ein r statt n geschrieben. Hätte sie beinahe »mari« geschrieben?
    Die Kleine hieß Elaine. Auch französisch.
    Wäre es wohl möglich, daß Frau Grather eine gebürtige Französin war? Französisch als Muttersprache hatte? So daß wir französisch miteinander reden könnten? Das war es ja, was ich immer vermißte.
    Ich wollte doch so gern lernen, die Sprache meines zukünftigen Mannes fließend zu sprechen!
    Als ich den Brief zum dritten Male gelesen hatte, war mein Entschluß gefaßt. Ich kramte Briefblock und Kugelschreiber heraus und schrieb Frau Bernadette Grather, daß sie bei uns ein Zimmer haben könnte.
    Es würde gut passen, wenn sie in drei Wochen käme. Frühstück könnte sie haben, und wie es sich mit den übrigen Mahlzeiten arrangieren ließe, könnten wir noch besprechen. Ich hätte nichts dagegen, daß sie meine Küche benutze.
    Mit dem Preis hatte ich keine Schwierigkeiten. Ich wußte genau, was Omi immer für das Südzimmer mit Frühstück und Badbenutzung verlangt hatte.
    »Warte mal, Paps!« sagte ich am folgenden Nachmittag am Bahnhof in Bremen. »Ich muß schnell einen Brief einstecken!«
    »Pierre kann lachen«, sagte Vati. »Du bist wirklich eine fleißige Briefeschreiberin!«
    Ich korrigierte das Mißverständnis nicht.
    Selbstverständlich hatte mein leichtsinniger Vater doch Karten für das Theater besorgt. Und in meinem Zimmer in der Pension stand ein großer Karton Pralinen.
    O mein unmöglicher Paps!
    Am folgenden Tage kauften wir die Waschmaschine, und hätte ich meinen verschwenderischen Vater nicht sozusagen festgehalten, hätte er bestimmt auch einen Heimbügler gekauft. Jetzt beschränkte er sich auf einen elektrischen Trockenrasierer, und das gönnte ich ihm. Mir kaufte er einen todschicken und sündhaft teuren Pullover.
    Er erzählte begeistert von seinem neuen Auftrag, erwähnte aber mich, das Haus und die Katzen mit keinem Wort. Der Gedanke, daß ich wochenlang allein sein würde, war ihm anscheinend noch nicht gekommen. Komisch. Sonst dachte er doch immer zuerst an mich! Nun ja. Mein Vati ist Künstler, und mit Künstlern muß man eben Nachsicht haben. Außerdem ist er der liebste Mensch auf der Welt. Als wir zu unserer Pension zurückkamen, lag dort ein Bescheid für Vati. Er sagte nichts, wanderte aber zielbewußt in Richtung Telefon. Als er zurückkam, strahlten seine Augen. »Nun, Paps, war es was Nettes?«
    »Unbedingt. Aber ich muß noch
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