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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
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kommen?«
    Marion sah Bernadette ins Gesicht. Es zuckte um ihren Mund, und die Stimme war heiser, als sie ganz leise antwortete:
    »Ja, Bernadette. Furchtbar, furchtbar gern!«
    »Und jetzt«, sagte Tante Edda, »jetzt soll unsere Marion ins Heiabettchen. Wie viele Stunden hast du seit vorgestern geschlafen?«
    »Beinahe keine«, sagte Marion. Ihr Gesicht war grau vor Müdigkeit.
    Ich brachte sie ins Zimmer, ich half ihr beim Ausziehen, ich packte das Oberbett um sie.
    »Es ist beinahe wie an meinem ersten Abend hier«, flüsterte Marion.
    »Ich danke dir, Britta. Für alles.«
    Marion machte die Augen zu. Ihr Gesicht glättete sich, sie lag entspannt, gelöst, auf dem Rücken. Ihre Hand beantwortete meinen Händedruck.
    Gleich darauf schlief sie.
    Frankfurt, 15. Oktober Liebste Britta!
    Nun weiß ich nicht, womit ich anfangen soll, ich habe so viel zu erzählen! Das Wichtigste zuerst:
    Ich habe einen Hund! Einen süßen, kleinen Hund, der mir allein gehört! Er war herrenlos, und ich habe ihn für fünf Mark im Hundeasyl gekauft. Seine Rasse ist zweifelhaft, sein Stammbaum ist ein Gestrüpp, und er ist herzallerliebst! Foto anbei. Sehen wir nicht glücklich aus, wir beide? Mein Goldschatz heißt Flockie und ist ein Mädchen. Barry kümmert sich um ihre Erziehung, und Lillepus sitzt in der Klemme. Sie weiß nicht, wen sie lieber hat, meine Flockie oder ihren eigenen Anton. (Bist Du froh, daß du den Kater los bist, jetzt, wo es mit Columbine wieder soweit ist?) Ich gratuliere Euch zur Wohnung! Ihr werdet also Weihnachten im eigenen Heim feiern. Oder bleibt Ihr auf dem Seehundsrücken und feiert mit Deinen Eltern? (Das darf ich doch sagen? Es ist so kompliziert, immer »Dein Vater und Tante Edda« zu schreiben.)
    Ach, Britta, ich habe es so schön hier, nie war ich so glücklich und zufrieden! Ich denke jeden Tag an Euch, an unser Familienleben letzten Sommer, an all das, was Ihr für mich getan habt. Von Ellen bekam ich neulich einen Brief. Sie erzählt, daß sie kurz nach Weihnachten heiratet. Du liebe Zeit, wir kommen aus dem Hochzeitsgeschenke-Kaufen gar nicht raus!
    Onkel Joachim hat mir übrigens etwas Geld lockergemacht, ich besitze ja etwas von meinen Eltern. Außerdem will Bernadette mir unbedingt hier etwas zahlen für die paar Besorgungen, die ich mache, und die paar Kinderhöschen, die ich wasche. Der gute Onkel ist anscheinend ungeheuer erleichtert, weil ich vorläufig sicher untergebracht bin. Nun ja, ich fange an zu begreifen, daß er es mit mir nicht leicht gehabt hat. Aber warum haben sie mich so dämlich behandelt? Doch zurück zu Ellens Brief. Sie erzählt etwas, was Dich auch interessieren wird, ja Euch alle.
    Frank Liethbach hat das ganze Gerichtsverfahren gegen Kokos mit angehört. Unsere oder vielmehr Eure Theorie war vollkommen richtig. Es war Kokos, der in Dorrys Laden gewesen war. Dort kam ihm die Idee für das ganz dolle Ding. Er steckte die Zuckerstücke vom Strandcafe ein. Er war in der Apotheke. Und er glaubte immer, Lillepus wäre die Tochter von Onkel Benno. Es wurde auch geklärt, wieso er plötzlich auf Florida aufkreuzte. Er hatte das kleine Boot organisiert, und als er von der großen Regatta las, kam ihm der Gedanke, da müßte man doch etwas drehen können, dort, wo so viele reiche Leute beisammen waren. Das Boot hatte er; es war leicht hinzukommen und in dem Menschengewühl unterzutauchen. Nachdem er das Gespräch zwischen Dorry und Onkel Benno belauscht hatte, machte er eine Erkundigungsfahrt um den Seehundsrücken und entdeckte - durch ein gestohlenes Fernglas, nebenbei gesagt - den öden Strandstreifen, die Höhle und die Warnschilder. Damit war sein Plan gefaßt.
    Wenn Barry nicht gewesen wäre!! Wenn Lillepus aufgewacht und zum Kliff gelaufen wäre! Ich bin ja selbst einmal da gewesen. O ja, jetzt fällt mir das auch ein: Ich habe es geleugnet, aber natürlich war ich es. Warum ich es tat? Ach, Britta, das ist so schwer zu erklären. Wenn man jahrelang immer nur das gesucht hat, was verboten war, wenn man so lange auf der Jagd nach »spannenden« Dingen war. weißt Du, ich mußte etwas erleben, mußte etwas tun, was gefährlich war, mußte etwas riskieren - ja, es war dumm, es war blöde, und ich werde nie mehr solchen Unsinn machen!
    Nun, ich wollte Dir dies alles erzählen. Sonst versuche ich, die ganze schreckliche Geschichte zu vergessen, das heißt, das kann ich ja nie, aber ich versuche, nicht mehr daran zu denken. Nur eins, bevor ich dieses Thema für immer verlasse:
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