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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
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Gelegenheiten ein paarmal gesagt hatte: >Nee, Kinder, man sollte den ganz großen Wurf ein einziges Mal machen, nicht diesen lächerlichen Kleinkram hier! Einmal sollte man ein ganz tolles Ding drehen und so viel Piepen kassieren, daß man fürs Leben versorgt ist! Nix wie Kröten einstecken und dann mit dem ersten Flugzeug in die Ferne, auf Nimmerwiedersehen!««
    Ellen schwieg, und nun sprach Frank Liethbach. »Als Marion dies alles erzählt hatte, ging der Mittagsgong. Sie wollte nicht essen, sie bat, sich auf die Couch legen zu dürfen. Ellen und ich gingen zum Essen nach unten und blieben etwa eine Stunde weg. Als wir zurückkamen, fanden wir sozusagen eine neue Marion. Sie war ruhiger, wirkte irgendwie - ja wie soll ich es sagen - gelöst, entspannt, aber weiß im Gesicht und fürchterlich müde. Vor ihr auf dem Tisch stand mein Tonbandgerät. Marion bat uns, es mitzunehmen und euch das Band vorzuspielen. Sie hatte es in der Zwischenzeit besprochen. Sie hatte keine Sekunde geschlafen, aber jetzt wollte sie es tun, jetzt könne sie es, behauptete sie.
    Gut, hier ist das Tonbandgerät, wir haben das Band selbst noch nicht abgespielt. Wollen wir es zusammen hören?« Frank stellte das Gerät an. Atemlos, nach vorn gebeugt, angespannt horchend, saßen wir da. Dann sprach Marion zu uns.
    »Ich heiße Marion Elisabeth Seising und bin am 22. Februar 1948 in Berlin geboren. Ich habe eine Mitteilung zu machen. Herr Rechtsanwalt Liethbach hat mir erklärt, daß es strafbar ist, Tatsachen zu verschweigen, die zur Klärung eines Verbrechens beitragen können. Was ich jetzt erzähle, soll die Polizei in Hamburg erfahren. Wenn ich zwei ganze Tage gewartet habe, liegt es daran, daß es sich um einen Bekannten von mir handelt. Ich finde es gräßlich, einen ehemaligen Kameraden zu verpetzen. Aber nach diesen zwei Tagen bin ich doch zu der Überzeugung gekommen, daß es meine Pflicht ist zu sprechen. Mein Name ist der Polizei bekannt. Die - nun ja also, die Bande, der ich bis vor vier Monaten angehörte, ist ebenfalls der Polizei bekannt. Der Anführer wurde von uns Kokos genannt. Die Polizei kennt seinen richtigen Namen.
    Was ich zu erzählen habe, handelt von dem Verbrechen auf der Nordseeinsel Seehundsrücken. Ein Kind, Elaine Grather, vier Jahre alt, wurde entführt und im Dünengras versteckt, und während alle auf der Suche waren, wurde in dem Haus, das Kunstmaler Benno Dieters gehört, eingebrochen und ein wertvolles altes Triptychon gestohlen. Wie das Kunstwerk doch gerettet und das Kind gefunden wurde, ist der Polizei bekannt.
    Als ich die Beschreibung des Täters hörte, kam mir der Verdacht, es könnte Kokos sein. Das Kind hatte ihn mit einem anderen verwechselt. Diesen anderen kenne ich auch. Die äußere Ähnlichkeit ist mir früher schon aufgefallen. Ich wußte außerdem, daß Kokos aus dem Gefängnis entlassen war, und ich habe ihn oft genug sagen hören, daß man doch einmal ein ganz >großes Ding< drehen sollte. Ich wußte auch, daß Kokos sich gut mit Motorbooten auskennt und daß es ihm eine Kleinigkeit sein würde, sich ein schnelles Boot irgendwie zu >organisieren<. Mein Verdacht war also sehr groß, und ich werde jetzt erzählen, wie ich ganz sicher wurde.
    Als die kleine Elaine von dem fremden Onkel erzählt hatte und die Mutter ihr nachher gute Nacht sagte, mit den Worten >Schlaf nun, dann wird alles wieder gut<, antwortete sie wörtlich: >Ja, dann wird alles dicke Nußschokoladen«
    Jetzt räusperte sich Marion; wir hörten, daß sie schluckte, dann kam die Stimme wieder. Sie klang jetzt angestrengt und etwas heiser. »In dem Augenblick war ich sicher. Wie oft habe ich den Ausdruck gehört! Es war Kokos’ typische Redensart! Immer, wenn er uns ausgemalt hatte, wie großartig etwas sein würde, sagte er zum Schluß: >Dann wird alles dicke Nußschokoladen Natürlich hat er das dem Kind auch gesagt, und - die Kleine wiederholte es. Jetzt weiß ich, daß Kokos erst die Kleine entführte und dann das Bild stahl. Jetzt weiß ich, daß die Polizei, wenn sie ihn verhaftet, am linken Arm einen Hundebiß finden wird. Da hat ihn der Bernhardiner Barry gebissen, als er mit dem Bild entkommen wollte. Ich weiß, daß er es war, der das Gespräch im Spielzeuggeschäft in Florida mit anhörte, daß er in der Apotheke ein Schlafmittel kaufte, daß er im Strandpavillon Kaffee trank und die Zuckerstücke einsteckte. Ich bin überzeugt, daß der Apotheker und die Ladeninhaberin ihn wiedererkennen würden, vielleicht sogar
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