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Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss

Titel: Bratt, Berte - Marions gluecklicher Entschluss
Autoren: Berte Bratt
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Paps.«
    »Doch, mein Kind. Du solltest dich nur einmal sehen! Dein Gesichtchen ist klein und blaß geworden. Du hast sehr tapfer durchgehalten, als Omi krank war, und nachher - ja, du bist tüchtig, Britta, du schaffst deine Hausarbeit sehr gut. Aber wenn du mal ein bißchen Zeit übrig hast, sollst du faulenzen, Spaziergänge machen oder stricken oder mit deinen Katzen spielen oder...« Wie auf ein Stichwort ging die Tür auf. Meine Siamkatze Columbine war auf die Klinke gesprungen und kam jetzt herein. Sie blieb vor mir stehen und miaute. Ich wußte genau, was das bedeutete: Hole das Körbchen mit den Jungen und stelle es ins Wohnzimmer, dann brauche ich sie nicht einzeln reinzutragen.
    Columbines Wünsche sind bei uns Gesetz. Also ging ich in die Küche und holte den Rest der Familie. Es war Columbines dritter Wurf, wonnig wie alle kleinen Kätzchen, aber ganz und gar unsiamesisch. Hier auf dem Seehundsrücken gibt es keinen standesgemäßen Ehemann für Columbine; sie lebt in einem freien Verhältnis mit dem gescheckten Kater beim Bäcker.
    Columbine beschnüffelte ihre Kinder, leckte sie ein bißchen, vergewisserte sich, daß alles in Ordnung war, und sprang dann auf meinen Schoß. Columbine ist nach Siamesenart eine typische Einmannkatze. Gästen gegenüber ist sie zurückhaltend, zu Vati und Pierre freundlich, wirklich liebevoll nur zu mir. Bis dahin war sie nie auf einen anderen Schoß als meinen gesprungen. Sie verlangt, daß ich selbst ihr das Futter gebe und ihr das Körbchen zurechtmache. Ich streichelte ihr den Rücken und plauderte weiter mit Vati. »Aber Paps, wenn du nun mal wegfährst, wäre es eigentlich nett für mich, irgend jemanden im Haus zu haben!«
    »Erstens ist es gerade dies >irgend jemand<, das ich fürchte. Man weiß ja nie, was für Menschen man ins Haus kriegt. Zweitens hast du doch bewiesen, daß du allein sein kannst, Britta - muß ich dich daran erinnern? Drittens hast du Inken und ihre Eltern im Nachbarhaus und Freunde überall auf der Insel. Ich mag nicht daran denken, daß du für anspruchsvolle Sommergäste arbeitest. Gerade falls ich weg müßte! Man kann ja nie wissen. Dann säßest du mit deinen neunzehn Jahren und der ganzen Verantwortung und Arbeit da. Nein, Britta, wir streichen die Sommergäste dieses Jahr!«
    »Aber das Geld, Paps? Wie wollen wir es ohne das Geld schaffen? Denk an die Waschmaschine!«
    »Dafür werde ich das Geld wohl zusammenpinseln können.«
    »Nun, ich weiß nicht so recht... Denk an alles, was wir letztes Jahr mit dem Sommergeld bezahlen konnten, Paps! Besäßen wir vielleicht den Fernseher ohne Sommergäste? Oder den hübschen Teppich im Wohnzimmer? Und das neue Dach auf dem Schuppen, Paps? Das alles haben wir doch mit unserem Sommergeld bezahlt.«
    »Das stimmt schon. Aber du weißt auch, daß ich die beiden letzten Jahre viel besser verdient habe - seit es den Leuten klargeworden ist, daß Benno Dieters Freskogemälde restaurieren und sogar neue malen kann, wenn Not am Mann ist!«
    Da hatte Vati recht. Damals in Frankreich hatte er zwei Kirchen restauriert. Seitdem hat er in Deutschland und Dänemark öfter ähnliche Aufträge bekommen. Selbstverständlich ist das sehr schön für ihn, doch für mich ist die Folge, daß ich meinen Paps manchmal wochenlang entbehren muß. Das mag ich nun gar nicht, Vati und ich haben uns so lieb, wie Vater und Tochter sich überhaupt liebhaben können, und sind es gewohnt, Gutes und Böses miteinander zu teilen. »Nun ja, Paps«, sagte ich und legte Columbine zurück ins Körbchen, »dann halten wir es so, wie du willst. Selbstverständlich wird es schön für mich sein, Ferien zu haben. Aber zunächst muß ich arbeiten.«
    »Was hast du denn vor?«
    »Das werde ich dir sagen. Wir sprachen gerade davon, was Omi jetzt zu mir sagen würde, falls sie mit mir sprechen könnte. Ich weiß noch etwas, was sie bestimmt sagte! Nämlich: >Britta, räum doch das feine Geschirr in die Vitrine; es steht nun seit Weihnachten im Küchenschrank. <«
    »Muß das jetzt sein?«
    »Ja, gerade jetzt. Du weißt doch, wie sie immer ihre chinesischen Tassen hütete.«
    »Na gut, mein Kind, dann tu es.«
    Ich ging in die Küche und wusch ab, dann holte ich die feinen Tassen, die nur zu Weihnachten und zu den Geburtstagen gebraucht wurden. Ganz vorsichtig stellte ich sie auf ein Tablett und trug sie in Omis Zimmer. Ich räumte sie in die Vitrine zu den anderen »guten Sachen« und blieb einen Augenblick davor stehen. Wie oft hatte ich als
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