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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck
Autoren: Berte Bratt
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der Affenfamilie gegenüber -einem schwarzen Tier mit schneeweißer Mähne, und auf dem Schild las ich, es sei ein Guereza - als ob ich daraus schlau würde!
    Aber Asbjörn wußte sehr viel; er deutete hierhin und dorthin, erklärte und erzählte; niemals hatte ich ihn so gesprächig erlebt. Es machte Spaß, alle diese schönen, seltenen und gut gepflegten Tiere zu sehen, aber noch größeres Vergnügen bereitete es mir, Asbjörn dabei zu beobachten und die strahlende Freude in seinen Augen zu sehen und seine lebhafte, eifrige Stimme zu hören, wie er erklärte und erzählte.
    „Du, solch eine kannst du mir zu Weihnachten schenken“, sagte ich, „diese gelbe Muschi dort drüben!“
    „Diese Muschi ist ein Serval“, antwortete Asbjörn. „Und das Seltsame ist, es liegt im Bereich der Möglichkeiten, daß ich dir im Lauf der Zeit einmal eine schenken könnte. Den Serval kann man nämlich wirklich als Haustier halten. Es kommt von Zeit zu Zeit vor, daß man ein Junges kaufen kann - allerdings fürchterlich teuer. Doch jetzt - ich sehe es dir an, jetzt bekommst du sofort etwas zu essen. Du bist gewiß völlig ausgehungert. Nur noch ein Tier sehen wir uns vorher an - nämlich mein Lieblingstier!“
    „Ich dachte, das sei ich!“
    „Ja, also das, das gleich nach dir kommt.“ Asbjörns zweites Lieblingstier erwies sich als eine Giraffengazelle. Als wir vor ihrem Gehege standen, konnte ich Asbjörn verstehen. Ein schöneres Tier hatte ich niemals gesehen. Es hatte die ganze Anmut einer Gazelle, diesen sanften, schönen Blick eines Tieres der Wildnis, stählerne Muskeln und einen wunderbaren, schlanken Körper - kurz gesagt, eine Offenbarung der Schönheit. Wer so etwas malen könnte! dachte ich.
    „Wer so ein Tier in der Wildnis filmen könnte!“ sagte Asbjörn. „Stell dir vor, man käme nach Afrika und würde diese Tiere in Freiheit sehen - auf der Steppe, im Urwald und an Flußufern - ohne jedes Gitter, scheu, wachsam und flüchtig.“ Ich nickte.
    „Vielleicht gelingt es dir einmal, Asbjörn. Vielleicht werden wir sie einmal miteinander beobachten. Aber solange uns das nicht vergönnt ist, ist es doch wunderbar, daß es Zoologische Gärten gibt, in denen wir sie fast so wie in der Natur zu sehen bekommen.“
    „Ja, das ist es! Und kannst du verstehen, daß ich, der Tiere so liebt, gern gute Tierfilme drehen möchte? Ich möchte, daß so viele Menschen wie möglich diese schönen Geschöpfe kennenlernen.“
    „Ja, Asbjörn. Das kann ich verstehen. Es gibt so vieles, was ich noch von dir lernen möchte - aber das in erster Linie. Du mußt mir alles beibringen, was du von Tieren weißt, mir alles erzählen. Natürlich liebe ich Tiere auch, das habe ich immer getan, aber du machst eine Wissenschaft daraus, und für dich sind die Tiere, glaube ich, mit das Wesentlichste in deinem Leben.“
    „Ja“, antwortete Asbjörn, „das sind sie.“
    „Bist du immer so gewesen?“
    „Ich glaube, im Lauf der Jahre ist es in mir immer stärker geworden. Unter Menschen habe ich mich oft einsam gefühlt - aber im Zusammensein mit Tieren habe ich diese Einsamkeit niemals
    verspürt.“
    „Aber jetzt fühlst du dich nicht mehr einsam, Asbjörn?“
    „Nein, mein kleiner Liebling. Jetzt nicht mehr.“
    Wir warfen noch einen Blick auf die beiden herrlichen Giraffengazellen, und dann gingen wir ins Zoorestaurant essen.
    „Ich glaube, ich muß etwas Vegetarisches nehmen“, seufzte ich. „Denn nachdem ich alle diese schönen Tiere gesehen habe, kann ich nicht mehr daran denken, daß ein Geschöpf hat sterben müssen, nur damit ich etwas zu essen habe.“
    „Iß einen Rinderbraten“, schlug Asbjörn vor. „Vielleicht ist es das Fleisch von einem bösen Ochsen, der dich eines Tages auf die Hörner genommen hätte, falls er am Leben geblieben wäre!“
    Es war ein wunderbarer, ein unglaublich schöner Tag!
    Wir sprachen von Tieren, von der Wohnung und von der guten, alten Frau von Krohn. Und nachdem wir den bösen Ochsen gegessen hatten, gingen wir ins Exotarium und sahen Pinguine unter Wasser schwimmen, und wir sahen die seltsamsten Fische und Krebse, zuletzt auch seltene Schlangen und Insekten.
    Als ich an jenem Abend ins Bett kroch, schämte ich mich, daß ich ab und zu niedergeschlagen und schlechter Laune war. Ein Tag wie dieser wog doch Tausende dummer, kleiner Enttäuschungen und Ärgernisse auf.
    Das glaubte ich jedenfalls!
    Die kleinen Enttäuschungen und Ärgernisse seilten sich ein.
    In Frankfurt war Sommer aus
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