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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen
Autoren: Dean R. Koontz
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gemacht.
    Travis setzte sich hinters Steuer und schob den Revolver unter seinen Sitz.
    »Ich glaube nicht, daß ich für dich sorgen kann. Zuviel Verantwortung, Bursche. Paßt nicht zu meinen Plänen. Tut mir leid.« Der Hund sah ihn flehend an.
    »Siehst hungrig aus. Junge.« Wieder wuffte er einmal, leise.
    »Okay. Vielleicht kann ich dir da helfen. Ich glaube, im Handschuhkasten ist ein Riegel Hershey-Schokolade ... Und nicht weit von hier gibt's ein McDonald's, und die haben wahrscheinlich ein paar Hamburger für dich. Aber dann... \un, ich werde dich entweder wieder freilassen oder ins Tierneim bringen müssen.« Noch während Travis redete, hob der Hund eine Vorderpfote und drückte damit den Knopf des Handschuhkastens. Die Klappe fiel auf.
    »Was, zum Teufel -« Der Hund beugte sich vor, fuhr mit der Schnauze in den offenen Kasten und zog den Schokoladenriegel mit den Zähnen heraus, ihn dabei so locker haltend, daß die Verpackung nicht riß. Travis blinzelte vor Überraschung. Der Retriever hielt ihm den Schokoladenriegel hin, als wollte er Travis bitten, ihm den Leckerbissen auszuwickeln. Verblüfft nahm er die Schokolade und schälte sie aus dem Papier. Der Retriever beobachtete ihn, leckte sich die Lefzen. Travis brach den Riegel in einzelne Stücke und gab sie ihm der Reihe nach. Der Hund nahm sie dankbar und aß fast geziert. Travis schaute verwirrt zu, war nicht sicher, ob das, was er gesehen hatte, wirklich ungewöhnlich war oder vernünftig erklärt werden konnte. Hatte der Hund ihn tatsächlich verstanden, als er sagte, es sei ein Schokoladenriegel im Handschuhkasten? Oder hatte er nur den Geruch von Schokolade entdeckt? Sicher letzteres. Zum Hund sagte er:
    »Aber wie wußtest du denn, daß man den Knopf drücken muß, um den Deckel aufzubekommen?« Der Hund starrte ihn an, leckte sich die Lefzen und nahm ein weiteres Stück Schokolade entgegen.
    Er sagte:
    »Okay, okay. Vielleicht ist das ein Trick, den man dir beigebracht hat, obwohl das ja normalerweise nicht zu den Dingen gehört, die man Hunden gewöhnlich beibringt, oder? Einen Purzelbaum schlagen, sich totstellen, fürs Abendessen singen, sogar ein Stück auf den Hinterbeinen gehen ... ja, das bringt man Hunden gewöhnlich bei... nicht aber, wie man Schlösser und Deckel aufbekommt.« Der Retriever schaute sehnsüchtig auf das letzte Stückchen Schokolade, aber Travis enthielt ihm den Leckerbissen einen Augenblick vor. Der Zeitpunkt - bei Gott, das war das Unheimliche. Zwei Sekunden nachdem Travis die Schokolade erwähnt hatte, hatte der Hund sie sich geholt.
    »Hast du verstanden, was ich gesagt habe?« fragte Travis und kam sich albern vor, weil er argwöhnte, ein Hund könne über sprachliche Fähigkeiten verfügen. Trotzdem wiederholte er die Frage:
    »Hast du? Hast du verstanden?« Widerstrebend hob der Retriever den Blick von dem letzten Stück Schokolade. Ihre Augen begegneten sich. Wieder fühlte Travis, daß hier etwas Unheimliches im Gange war; ein Schauder durchlief ihn, wie schon vorhin. Er zögerte, räusperte sich:
    »Äh... war' es dir recht, wenn ich mir das letzte Stück Schokolade nehme?« Der Hund wandte die Augen dem kleinen Stückchen Schokolade zu, das Travis noch in der Hand hielt. Er schniefte einmal kurz, gleichsam bedauernd, und schaute dann durch die Windschutzscheibe nach draußen.
    »Ich will verdammt sein«, sagte Travis. Der Hund gähnte. Sorgsam darauf bedacht, die Hand nicht zu bewegen, ihm die Schokolade nicht hinzuhalten, in keiner Weise, außer mit Worten, seine Aufmerksamkeit auf die Schokolade zu lenken, wandte er sich wieder an den großen, zottigen Hund:
    »Nun, vielleicht brauchst du's mehr als ich. Junge. Wenn du es willst, gehört das letzte Stückchen dir.« Der Retriever schaute ihn an. Ohne seine Hand zu bewegen, sie dicht an seinem Körper haltend, um damit anzudeuten, daß er die Schokolade für sich behalte, sagte er:
    »Wenn du es willst, nimm es. Sonst werf ich es weg.«

    » Der Retriever rutschte auf dem Sitz ein Stück, beugte sich dicht zu ihm und schnappte sich sachte die Schokolade von seiner Handfläche. Ich will doppelt verdammt sein«, sagte er. Der Hund richtete sich auf alle viere auf, stand jetzt auf dem Sitz, so daß sein Kopf fast bis zur Decke der Kabine reichte. Er blickte durch das Hinterfenster und knurrte leise. Travis schaute in den Rückspiegel und dann in den Außenspiegel an der Seite, entdeckte aber hinter ihnen nichts Ungewöhnliches, nur die zweispurige
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